Kapitel 62

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Bemüht kein Geräusch zu machen, öffnete ich die Tür am Ende der Treppe einen winzigen Spalt. Ich erwartete, dass jeden Moment jemand auf uns zukommen, die Tür aufreißen und uns erschießen würde. Doch nichts geschah. Zentimeter für Zentimeter öffnete ich die Tür immer weiter. Hinter mir hörte ich Ariana zitternd nach Luft schnappen, während ich selbst ganz aufgehört hatte, zu atmen.

Plötzlich ertönte ein Schuss. Ich fuhr zusammen und schaffte es gerade noch, meine Hand gegen meine Lippen zu pressen, bevor mir ein Schrei entfuhr. Ariana hinter mir hatte meine Schulter gegriffen und ihre Finger bohrten sich in meinen Rücken. Mehrere weitere dumpfe Schüsse folgten. Auf dem Boden kauernd fasste ich die Pistole fester, auch wenn ich mir nicht einmal sicher war, ob ich es wirklich schaffen würde, zu schießen. Ich wusste nicht, ob Sekunden oder Minuten vergingen.

Ariana atmete langsam aus und ließ meine Schulter los. "Die Schüsse kommen von draußen", flüsterte sie.

"Woher willst du wissen, dass nicht irgendwer drinnen schießt?", erwiderte ich, so leise, wie möglich.

"Weil die Schüsse zu leise sind. Außerdem hätte dann irgendwer gesehen, dass die Treppe zum Keller offen ist. Wir können nicht die ganze Zeit hier auf der Treppe sitzen! Wir müssen weitergehen!"

Bei dem Gedanken daran weiterzugehen, drehte sich mir der Magen um, jedoch hatte sie recht. Langsam erhob ich mich und griff nach der Türklinke und öffnete die Tür vollständig. Zitternd trat ich in den langen, weitläufigen Flur. Erneut ertönten Schüsse von draußen. Trotzdem sorgten sie fast dafür, dass ich die Treppe wieder herunter rannte. Nicht atmend setzte ich einen Fuß vor den anderen. Selbst mein eigener Herzschlag schien mir zu laut. Zentimeter für Zentimeter bewegten wir uns vor. Alle paar Sekunden über unsere Schulter schauend. Vor der offenen Tür zum Esszimmer blieben wir stehen und warteten auf irgendeine Reaktion von drinnen. Aber es blieb still. Auch vor der Treppe nach oben blieben wir stehen, doch auch dort war niemand. Immer wieder ertönten vereinzelt Schüsse von draußen und ließen uns stocken.

„Was ist, wenn sie uns draußen erschießen?", flüsterte ich mit schwacher Stimme, „Hier drinnen scheint niemand mehr zu sein! Und wir wissen nicht wer dort draußen auf uns wartet!"

„Aber was wollen wir sonst machen?", fragte Ariana leise. »Wenn ich bloß mein Handy hätte, könnten wir die Polizei, Lucio, sonst wen anrufen.« Ein Telefon - schoss es mir durch den Kopf. „Es gibt bestimmt ein Haustelefon. Vielleicht können wir darüber jemanden erreichen und uns so lang hier irgendwo verstecken!", zischte ich aufgeregt. Ariana nickte und zusammen schlichen wir ins Esszimmer. Kein Telefon. Was, wenn es kein Telefon gab? Ich schüttelte stumm den Kopf. Wir mussten es wenigstens versuchen. Weiter schlichen wir in die Küche und tatsächlich: Auf der Mamorarbeitsplatte lag ein Telefon. Schnell griff Ariana danach und wählte eine Nummer. "Wen rufst du an?", zischte ich.

"Lucio."

"Lucio? Ruf die Polizei an! Lucio kann uns jetzt auch nicht helfen!", erwiderte ich, doch in diesem Moment hörte ich Lucios Stimme am anderen Ende der Leitung und lehnte mich näher zu Ariana, sodass wir beide etwas hören konnten. "Was?" Lucio klang wütend. Im Hintergrund erklangen Schüsse.

"Lucio, wo bist du?"

"Ariana? Wo bist du? Ich..."

Ariana fiel ihm ins Wort: "Hör mir zu: Lily und ich wurden entführt. Ich weiß nicht wo wir sind. Hier schießen Leute. Carlos ist..."

„Stop!", ertönte eine Stimme und wir fuhren herum. Vor Schreck ließ Ariana das Telefon fallen und es fiel klappernd zu Boden.

Carlos stand wenige Meter entfernt, zusammen mit zwei Männern, die ich nicht wiedererkannte. Er hatte einer Pistole in der Hand. Wie hatten wir ihn nicht kommen sehen? „Waffe fallen lassen! Hände über den Kopf!", zischte er und zeigte auf die Pistole in meiner Hand. Die beiden anderen Männer hatten nun auch ihre Waffen gezückt.

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⏰ Last updated: Jun 10, 2023 ⏰

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