Kapitel 37

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Lucio lehnte sich näher zu mir. „Du weißt, dass genau unsere Situation immer in den ganzen Liebesromanen, die Mädchen doch so gerne lesen, vorkommt? Gutes, braves Mädchen trifft einen gutaussehenden Badboy. Das Mädchen verändert den Badboy und der wird plötzlich ganz lieb und nett. Anstatt weiterhin kriminell zu sein, gibt er alles für sie auf und die beiden leben glücklich bis an ihr Lebensende. Das ist es, was alle Mädchen in mir sehen..."

„Jaja... Blabla... Wie du mir schon einmal erklärt hast, verändert sich in der Realität jemand wie du nicht einfach für ein Mädchen! Aber in der Realität verliebt sich auch nicht jedes Mädchen in einen Badboy! Du siehst gut aus. Deshalb starren dich alle an, bilde dir nicht so viel darauf ein! Du hast immer noch eine schreckliche Persönlichkeit und irgendwann werden es auch andere sehen!", zischte ich und drückte meine Hände gegen seine Brust, um ihn wegzuschieben. Was mir natürlich nicht gelang... Er war eindeutig zu „fett"... Als ich hochschaute und ihn ansah, sah ich, dass ein Grinsen an seinen Mundwinkeln zog. Anstatt zurückzutreten lehnte er sich noch etwas näher zu mir und ignorierte meine Hände, die verzweifelt versuchten ihn zurück zu drücken. Sein Gesicht war eindeutig zu nah an meinem...

„Aha... Du findest also, dass ich gutaussehe?", fragte Lucio mich mit seinem typisch arroganten Grinsen. Ich fuhr mir frustriert mit einer Hand über mein Gesicht. „Das ist alles, was du dir gemerkt hast?!"

„War das nicht das Wichtigste dabei? Hast du noch etwas anderes gesagt?", erwiderte Lucio mit unschuldiger Mine. Der Schulgong ertönte. In fünf Minuten war Stundenbeginn. Ich war nicht in der Klasse. Aber der ganze Schulhof war immer noch voll mit Schülern, die uns, mehr oder weniger unauffällig stalkten... Sucht euch ein eigenes Leben, Leute! Zum Glück erkannte ich einige aus meinem Bio-Kurs. Ich würde also zumindest nicht allein zu spät kommen.

„Du bist unmöglich! Darf ich jetzt gehen?", fuhr ich genervt an, denn noch länger wollte ich nicht hier draußen stehen, mich angaffen lassen und zusätzlich eventuell noch riskieren, dass ich noch mehr zu spät kam. Lucio sah auf seine imaginäre Armbanduhr. „Jetzt schon? Was ist denn mit meinem Abschiedskuss, Porter? Das ist das Mindeste, was ich jetzt erwartet habe! Wenn du willst, kannst du mir auf mehr geben!" Er wackelte anstößig mit den Augenbrauen und mein Kopf wurde knallrot. Das hatte er nicht gerade angedeutet, oder?!

„Denkst du eigentlich immer nur daran?! Du bist soo... so....", stammelte ich. „Muskulös, gutaussehend, wie du letztens schon gesagt hast, intelligent... Oder wolltest du sagen, ein guter Küsser?", führte Lucio meinen Satz grinsend weiter. Mein Gesicht wurde noch einen Ton roter. Was sollte ich jetzt antworten? Dass ich schon bessere Küsse gehabt hatte!? Wohl kaum, da er ja dank Celia wusste, dass es nicht so war... Konnte ich so tun, als könnte ich mich nicht mehr erinnern?

„Ich wette, du denkst immer noch daran. Oder, Fragolina?", fuhr Lucio fort. Dachte ich noch daran? Nein, oder? Oder doch? Jetzt gerade dachte ich daran, weil die Situation genauso war... Würde er mich wieder küssen? Wollte ich das?! Natürlich nicht, Lily! Wieso solltest du?! Er will dich ja auch nicht küssen! Leute wollen nicht einfach, ohne Grund andere küssen! Wieso dachte ich die ganze Zeit ans Küssen?! Dachte Lucio daran, mich zu küssen?!

„Ich wette, du denkst noch daran, denn wieso würdest du es sonst erwähnen?!", antwortete ich schnippisch und schaffte es damit hoffentlich meine Gedanken vor Lucio zu verstecken. Ich wollte mir selbst dafür auf die Schulter klopfen, dass ich es geschafft hatte, ihm selbst in einer Situation wie dieser die Stirn zu bieten.

Doch scheinbar war meine Reaktion für Lucio nur ein Ansporn mich weiter zu provozieren, denn er lehnte sich so nah zu mir, dass nicht einmal ein Tischtennisball zwischen unsere Gesichter gepasst hätte.

In genau diesem Moment traf ein Football Lucios Rücken. „Sorry, Mann!", rief Jackson lachend und man merkte, dass er das mit der Entschuldigung nicht ernst meinte. Er war der beste Football Spieler, deshalb vermutlich auch größter Angeber und Macho der gesamten Schule. Jackson hatte etwa so viele Gehirnzellen, wie ein Goldfisch. Doch trotz schlechter Noten war er noch nicht von der Schule geflogen, denn er war in den Augen des Footballcoach unsere große Hoffnung, in dieser Saison endlich mal irgendein Spiel zu gewinnen.

Jackson war in meinen Augen ein völliges Arschloch, doch in dieser Sekunde hätte ich ihn umarmen können, weil er mich vor Lucio gerettet hatte. Dieser wandte sich nämlich mit einem Blick, der Menschen genauso sicher hätte töten können, wie eine Waffe, zu Jackson um. Scheinbar wurde Lucio nicht oft von High School Schülern mit Bällen abgeworfen oder generell von irgendjemandem mal nicht respektiert. Doch Jackson schien sich nicht wirklich vor ihm zu fürchten. Während Lucios Königreich die Mafia war, war der Schulhof Jacksons Reich.

Lucio ballte seine Hände so stark zu Fäusten, dass seine Knöchel weiß wurden. Vermutlich kämpfte er gerade gegen den Drang, Jackson entweder zu schlagen, zu erschießen, oder irgendetwas anderes zu tun, das nach dem Mafiakodex, die Antwort auf eine respektlose Geste war.

Ich unterdrückte, wenn auch ohne großen Erfolg, ein Lachen und prustete los. Lucios Kopf schnellte in meine Richtung. „Willkommen in der High School, Lucio! Hier nützt dir dein... nennen wir es ‚Status' nicht wirklich viel!", sagte ich grinsend und machte eine ausladende Geste. Ohne etwas zu erwidern hob Lucio den Ball auf und warf ihn so, dass er nur haarscharf Jacksons Auto verfehlte. Eine Reihe von Ohhhhs und Gelächter kam von Jacksons Freunden, die die ganze Situation, genau, wie der restliche Schulhof mitbeobachtet hatten. Jackson jedoch wirkte etwas beunruhigt und entschied sich dagegen den Ball erneut zu werfen.

Lucio ignorierte die Blicke der Schüler und lief wieder auf die Fahrerseite. „Wir sehen uns später, Principessa! Und ich werde definitiv auf den Gefallen zurückkommen, den du mir nun schuldest!", zischte Lucio in meine Richtung, bevor er einstieg und die Tür hinter sich zuknallte. Dann startete er den Wagen und raste mit quietschenden Reifen vom Parkplatz. Alle Blicke folgten dem Wagen, als er verschwand. Bevor irgendjemand auf die Idee kommen konnte, mich auf Lucio anzusprechen, machte ich mich auf direktem Weg zum Biologierraum.


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Huhu :) Ein verspätetes Update... Ich verwende jetzt einfach die Ausrede, dass ich ja noch im Urlaub bin :D Nein, aber wirklich... Wenn ich wieder zu Hause bin wird das wieder besser! Dann hat meine Beta-Leserin auch keinen Urlaub mehr und ich muss nicht verzweifelt versuchen meine Kapitel selbst zu korrigieren... ^^

Ein Dankeschön an euch alle für eure Votes und Kommentare! (Besonders an die, die mir Lieder vorgeschlagen haben! Ich werde einige davon demnächst zu Kapiteln hinzufügen :))

Eine Ankündigung gibt es noch: Viele von euch hatten mich gefragt, ob ich nicht mal ein Kapitel aus Lucios Sicht schreiben will... Ich hab es versucht... Nur leider bin ich nicht so gut darin etwas aus der Sicht eines Typen zu schreiben... Deswegen hab ich beschlossen, dass ich evtl. demnächst mal One Shots, die zwar zur Geschichte gehören, aber nicht zwingend notwendig sind aus seiner Sicht zu schreiben. Falls sie dann doch zu seltsam sind, kann ich sie wieder rausnehmen, ohne mir dann ein Ersatzkapitel überlegen zu müssen... Wenn das dann doch funktionieren sollte, schreib ich dann auch echte Kapitel. Bis ich das dann veröffentliche dauert es aber noch ein bisschen, weil ich euch sonst alles spoilern würde :D

LG Wendy <3


Mafioso to goWhere stories live. Discover now