Kapitel 13

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Silvester. Der Tag, an dem das alte Jahr endet und ein neues beginnt. Wieso auch immer das ein Grund zum Feiern war... Und vor allem fragte ich mich, wieso es ein Tag war, an dem ich hohe Schuhe anziehen musste. Celia zwang mich also nicht sie an einem Tag zu tragen, wo ich nur abends kurz weg war, sondern an einem, wo ich die ganze Nacht tanzen würde. Und ich hatte „Ja" gesagt... Aus irgendeinem Grund...

„Du musst deine Haare hochstecken. Sonst sehen sie so aus wie immer. Und heute ist ein besonderer Tag!", rief Celia, während sie in ihrem Zimmer auf und ab lief und aus allen möglichen Schubladen diverse Utensilien zog. Dann schubste sie mich auf ihren Drehstuhl und drehte den Spiegel auf ihrer Kommode um, so dass ich mich nicht sehen konnte. „Muss das sein?", fragte ich genervt. Nachdem sie mich schon gezwungen hatte mir ein Paar ihrer mörderischen High Heels auszusuchen (jedoch jedes Paar, das ich aussuchte mit der Begründung, dass der Absatz zu niedrig war, ablehnte), hatte ich nicht wirklich Lust auch noch Stunden damit zu verbringen, sie an meinen Haaren herumfummeln zu lassen.

Doch sie schüttelte den Kopf: „Du hast so schöne Haare. Außerdem kenne ich sonst niemanden, der sich von mir die Haare machen lässt!" Ich fing an zu lachen: „Erstens: Was ist an meinen Haaren toll? Zweitens: Der Grund, wieso dich niemand mehr frisieren lässt ist, dass du vor drei Monaten Sarah eine Haarsträhne mit ihrem Glätteisen abgefackelt hast." Celia runzelte empört die Stirn. „Erstens: Deine Haare sind rot und ich kenne sonst niemanden mit roten Haaren. Und zweitens war das so was von nicht meine Schuld. Ihr Glätteisen war älter als mein Vater und da musste ja irgendwann etwas passieren." Sie stöpselte demonstrativ ihren Lockenstab in die Steckdose.

„Erstens: Lass uns bitte mit diesem ‚Erstens, Zweitens'-Quatsch aufhören. Und zweitens früher wäre ich mit roten Haaren und grünen Augen als Hexe verbrannt worden. Außerdem hat Alexa auch rote Haare also kennst du mindestens zwei rothaarige Menschen" Sie seufzte und fing an meine Haare zu kämmen. „Lass mich einfach in Ruhe meine Magie wirken lassen. Ich hätte echt gern Geschwister, denen ich die Haare machen könnte..." Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Dann fing ich an zu kichern: „Ich bezweifle, dass mein Bruder mich seine Haare machen lassen würde." Celia stimmte mit ein: „Genau! Abgesehen davon, dass du völlig unbegabt darin bist, denk ich mal, Daniel würde eher deine Haare machen wollen. Übrigens wie läuft es mit seinem Freund?" Und schon hatten wir ein Gesprächsthema für die nächsten dreißig Minuten gefunden, in denen Celia an meinen Haaren zog und ich die ganze Zeit fluchte.

„Voila!" Celia drehte den Spiegel wieder um und ich konnte mich endlich sehen. Sie selbst hatte ihre dunklen Haare in einen kunstvoll gewuschelten Dutt geflochten und trug ein knielanges knallrotes Kleid. Eric würde Stilaugen bekommen, wenn er sie sehen würde. Ich war von Celia gezwungen worden mich in ihrer Abstellkammer umzuziehen, so dass ich mich nicht vor ‚dem großen Moment' sehen würde. Nun stand ich vollständig geschminkt, frisiert und umgezogen vor dem Spiegel und ich muss zugeben es sah genial aus.

Meine feuerroten Haare waren nun leicht gelockt und mit einer silbernen Spange befestigt. Ich trug mein kurzes schwarzes Kleid, das leicht ausgestellt war, welches ich mir vor einigen Monaten im Ausverkauf gekauft hatte. Bis heute hatte es jedoch keine Gelegenheit gegeben, etwas so Schickes anzuziehen. Das war jedoch bei einem Vater, der der Meinung war, dass seine Tochter bis 38 noch minderjährig war, nicht wirklich ungewöhnlich, denn ich ging ja nie feiern.

„Wenn du so keinen Freund findest, dann weiß ich auch nicht..." Und da waren wir bei dem Grund, wieso sich Celia so viel Mühe mit meinem Outfit gegeben hatte. Sie und Eric waren nun schon seit mehreren Monaten zusammen. Alex wollte heute (mal wieder) irgendeinem Mädchen aus unserer Stufe seine unsterbliche Liebe erklären, um sie ins Bett zu kriegen. Doch ich stand allein da und Celia würde nichts unversucht lassen um mir nicht doch einen Freund zu besorgen. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass es ihr relativ egal war, wer es sein würde, aber anscheinend sollte ich, ihrer Meinung nach nicht einsam sterben.

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Zwei Stunden später waren wir dann alle bei Alex zum Vortrinken. Oder sagen wir es mal so: Alex, Eric und ein paar von Alex Football-Freunden spielten Bierpong. Die Freundinnen der Footballspieler, Celia und einige von unseren Freundinnen füllten sich gegenseitig mit Weinschorle ab, während ich, leicht belustigt, die Effekte betrachtete, die Alkohol auf Menschen hatte. Auch wenn ich mir den ganzen Abend schon angehört hatte, was für eine Memme ich denn war, weigerte ich mich zu trinken.

Mein Vater würde mich umbringen. Oder mich vermutlich eher eine Nacht lang in eine Gefängniszelle sperren und mir dann erklären, dass es eine pädagogische Maßnahme war... Ja, das hatte er mir angedroht und ich würde ihm zutrauen, dass er irgendwann auf der Party aufkreuzt um einen Alkoholtest mit mir zu machen. Mir soll niemand erzählen, er habe überbeschützliche Eltern. Mein Vater übertraf alles.

Deshalb saß ich mit einem Becher Cola bei den Mädchen und naschte nur ab und zu mal ein paar Salzstangen. „Ach komm schon Lily! Nur einen Becher! Als ob dein Vater dich abholen kommt um zu prüfen, ob du getrunken hast! Du musst es irgendwann mal probieren", bettelte Sarah, die offensichtlich mehr als angetrunken war, so wie sie an meinem Arm hing und mich mit einem Hundeblick ansah. Eine der Cheerleaderinnen hielt mir einen Becher hin, doch ich schüttelte den Kopf. „Du kennst ihren Vater nicht. Er würde das so was von durchziehen und dann wären wir alle dran", rettete mich Celia. Sarah schmollte, zuckte mit den Schultern, nahm dann den Becher, der mir zuvor hingehalten worden war und trank ihn mit einem Zug leer. Ich wäre wirklich der perfekte Fahrer. Jedoch würde ich erst in gefühlten 300 Jahren genug Geld haben um mir ein Auto zu kaufen und das Auto meiner Eltern durfte ich nur in ihrer Begleitung fahren.

Irgendwann machten wir uns dann auf den Weg zur eigentlichen Party und kamen dort alle mehr oder weniger betrunken an. Der Bass der Musik dröhnte mir in den Ohren und schon vor dem Haus von Jakes Familie stand eine riesige Traube von Menschen, die zum größten Teil auf unsere Schule zu gehen scheinen. Celia schaute mich mit großen Augen an. Wir beide waren schon auf kleineren Feiern gewesen, doch die hier war etwa 10-mal so groß. Wir ließen uns von den anderen mit ins Haus schieben. Drinnen war es noch voller. Es roch nach Schweiß, Alkohol, Rauch und Deo. Aber es faszinierte mich. Die Musik wummerte in meinem Herzen, als ich die Menge an Menschen betrachtete, die entweder in der Küche stand, um sich etwas zu trinken zu holen, sich auf der Tanzfläche, mehr oder weniger im Takt, bewegte oder sich in die dunkleren Ecken zurückgezogen hatte, um was auch immer zu tun.

Wenige Minuten später standen Eric und Celia eng umschlungen auf der Tanzfläche. Betonung auf ‚standen'. Sollte man da nicht tanzen?! Und ich lehnte allein mit einer Cola in der Hand an der Küchentheke. Tolle Freunde hatte ich, mich einfach hier stehen lassen... Ich sah mich nach Alex um, doch wünschte mir schnell, es nicht getan zu haben: Er war gerade dabei irgendeiner blonden Cheerleaderin, die seeeehr viel Oberweite zu haben schien, Sekt aus dem Bauchnabel zu schlecken. Wer tat so was? Und vor allem: Wer ließ so etwas mit sich machen?!

Ich wandte mich kopfschüttelnd ab und fing an irgendwelche meiner anderen Freude zu suchen. Ich fand schließlich Sarah und Elena, eine Freundin von mir, die meinen Hass auf Spanisch teilte, auf der Tanzfläche. Es war ein lustiger Anblick: Eine betrunkene Sarah versuchte die ganze Zeit die arme Elena dazu zu bringen Shane, einen der Footballer auf den Elena schon seit Ewigkeiten stand, anzusprechen. Doch dazu war sie nicht betrunken genug. Ich stellte mich zu den beiden, nachdem ich Sarah tadelnd aufgefordert hatte Elena nicht zu ärgern und wir tanzten. Denn das war es ja, wozu eine Tanzfläche eigentlich da war.

Ich schaute auf mein Handy um zu wissen, wie lange es noch bis Mitternacht dauerte. Schon kurz nach 11. Gerade wollte ich mein Handy in meine Handtasche stecken, da sah ich es: 7 Anrufe in Abwesenheit. Ich schluckte. Bestimmt mein Vater. Das war's dann wohl mit Party für mich. Ich seufzte. Es war noch nicht mal zwölf. Doch dann sah ich von wem die Anrufe kamen. Sie kamen nicht von meinem Vater. Sie kamen von Lucio.

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Hehehehe :D Ein offenes Ende... Ich bin böse... ^^

Ich hoffe es gefällt euch trotzdem :) Schreibt mir, was ihr denkt <3

LG Wendy

Mafioso to goWhere stories live. Discover now