Detlef war bereits einige Zeit ziellos in der Gegend herumgelaufen.

Die heutige Situation mit seiner Tochter ging ihm einfach nicht aus dem Gedächtnis und er musste den Kopf schütteln, da er es nach wie vor nicht glauben konnte.

Inzwischen wurde es bereits dunkel draußen und er stand nur noch wenige Meter entfernt von Alberts Burgerladen, welcher sich neben einer Tankstelle, außerhalb der Innenstadt befand.

Ein Blick in sein Portemonnaie verriet ihm, dass er noch etwas Kleingeld bei sich hatte, weshalb er das Lokal betrat.

Viele Besucher waren nicht dort.

Am Tisch gleich neben der Eingangstür saß Ronni Radler und genoss einen großen Burger zu einem Becher Cola.

In einer Ecke am anderen Ende Lokals trank ein Herr in Detlefs Alter Kaffee und las in der Zeitung.

„Na, Detlef!", rief Albert, ein Herr um die fünfzig, als er ihn erkannte. „Du warst ja lange nicht mehr hier. Was darf es denn sein?"

„Grüß dich.", erwiderte Detlef und ging an den Tresen. „Ich würde gerne einen kleinen Kaffee trinken und zwei Hamburger mitnehmen."

„Alles klar.", erwiderte Albert. „Du siehst etwas mitgenommen aus."

„Ach, sieht man mir das an?", erwiderte Detlef und versuchte, sich zu einem Lächeln zu zwingen.

„Hast du Sorgen? Irgendwas mit deiner Tochter?", wollte Albert wissen, worauf Detlef nickte und ihm anschließend erzählte, was sich abgespielt hatte, während Albert die Bestellung vorbereitete.

„Ich weiß, ich hätte sie nicht schlagen dürfen, aber nach allem, was ich heute erlebt habe, sind mir einfach die Sicherungen durchgegangen.", schloss Detlef seinen Bericht. „Inzwischen tut es mir leid und ich weiß nicht, wie ich es wieder gut machen soll."

„Wirklich keine schöne Situation für dich.", entgegnete Albert. „Ich glaube aber, deine Reaktion war völlig normal. Du hast dir bisher viel zu viel von ihr bieten lassen, wenn ich das so höre. Dass du sie erstmal allein gelassen hast, ist gar nicht so verkehrt. Vielleicht denkt sie jetzt ebenfalls mal über die Sache nach. Ich finde zudem, sie sollte den ersten Schritt tun, um es wieder gut zu machen."

„Ob sie von sich aus auch zu dieser Erkenntnis kommt, wage ich zu bezweifeln nach allem, was ich heute gehört und erlebt habe.", sagte Detlef nachdenklich. „Das hätte ich niemals erwartet. Mir graut es, ehrlich gesagt, weniger davor, nachher wieder nach Hause zu kommen, sondern eher vor der nächsten derartigen Situation. Ständig dreht sie mir das Wort im Mund herum, während ich höllisch aufpassen muss, was ich überhaupt sage, damit sie es nicht als Vorwurf oder Kritik gegen sich auffasst. Manchmal komme ich vor, als würde ich über ein Minenfeld laufen und müsste achtgeben, keinen falschen Schritt zu machen, um keine Explosion auszulösen."

„Das ist echt krass...", stimmte Albert zu.

„Ich glaube, sie kommt einfach mit dem Umstand nicht klar, dass ich ihr aktuell nicht mehr so viel bieten kann wie früher und solange ich weiterhin keine Arbeit finde und mit dem Geld so knapp dran bin, wird sie mir das immer wieder vorhalten.", fuhr Detlef fort. „Vorhin hat sie sogar mit einer erschreckenden Gleichgültigkeit davon gesprochen, sich umbringen zu wollen, weil ihr Leben eh völlig sinnlos wäre. Ich glaube zwar nicht, dass sie es ernst gemeint hat, trotzdem ist sowas absolut niederschmetternd für mich. Es gibt mir das Gefühl, in allem völlig versagt zu haben."

„Lass dich nicht unterkriegen!", erwiderte Albert. „Ich weiß nicht, ob du schon mal den Weg übers Jugendamt in Erwägung gezogen hast?"

„Ich weiß, was du meinst.", entgegnete Detlef. „Wahrscheinlich lässt es sich auf lange Sicht wirklich nicht mehr vermeiden, auch wenn es mir schwerfallen würde. Aber was soll ich tun...? Von solchen Erlebnissen wie heute kann ich wirklich nicht noch mehr gebrauchen."

„Wer möchte das schon?", erwiderte Albert. „Jedenfalls habe ich soeben beschlossen, auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist, dass du statt einem kleinen einen großen Kaffee bekommst und dass dieser aufs Haus geht. Du brauchst also nur die zwei Burger zu bezahlen."

„Vielen Dank, Albert.", entgegnete Detlef, als er die Bestellung entgegennahm und bezahlte.

„Lass es dir schmecken und wenn noch was sein sollte, bin ich in der Küche.", sagte Albert, bevor er verschwand.


Blankenthal: TeufelspaktWhere stories live. Discover now