Der sechste Brief

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Meine liebste Ella,

mein Herz schlägt noch immer ganz aufgeregt vor sich hin und überdeckt sogar den Schmerz, den Dein erneuter Weggang in mir hinterlassen hat.

Ich bin so glücklich darüber, dass Du dich mir anvertraut hast, mir von deinen Ängsten und Gefühlen für mich erzählt hast. Ich hatte ja keine Ahnung! Ich war so in meiner Welt, in meinen sexuellen Gefühlen für Dich gefangen, dass es schlicht außerhalb meiner Vorstellungskraft lag, dass Du dir mit mir eine gemeinsame Zukunft vorstellst, dass Du eine Beziehung auf Augenhöhe mit mir führen möchtest.

Ich fühlte mich im ersten Moment überfordert. Fühlte mein schnell schlagendes Herz welches laut „JA!" schrie. Wenn ich meine Augen schließe, dann kann ich wieder deine nackte Haut an meiner spüren, deine sanfte Stimme dringt in mein Ohr. Ich kann deine Finger fühlen, die mich liebevoll streicheln und ich erinnere mich daran, wie sich etwas in mir verändert hat.

Die pulsierende Lust meiner Mitte verebbte, das vorherrschende Verlangen wurde abgelöst von einem viel tiefergehenden Gefühl. Dem Gefühl, zu dir zu gehören, der Sehnsucht, mein Leben an deiner Seite zu verbringen. Mein Herz wusste es schon von Anfang an, mein Verstand hat genau unser Gespräch gebraucht, um es mit allen Sinnen greifen zu können. Die meiste Zeit, seit wir uns kennen, war ich eine Gefangene meiner eigenen Lust. Das in mir aufkommende Verlangen, sobald ich dich erblickte, war neu für mich und ich fühlte mich dir so unterlegen. Ich war überzeugt, dir nichts bieten zu können, außer meinem Körper, dir meine Jungfräulichkeit schenkend, damit ich mich für immer in deine Erinnerungen einnisten konnte.

Doch Du siehst so viel mehr in mir und bist gegangen, um alles für unser Leben in München vorzubereiten! Ich wusste nicht, dass es genau das ist, was ich eigentlich will. Das ich mehr will, außer meine Lust mit dir auszuleben. Ich habe nicht einmal gewagt, davon zu träumen und jetzt hast Du mich zurückgelassen und ich falle in kein schwarzes Loch, sondern zehre von der Kraft, die mir meine Zukunft so leuchtend verspricht. Ich bin noch immer sprachlos, wie sehr Du meine Wünsche akzeptierst und es mir möglich machen willst, an der besten juristischen Fakultät in Deutschland zu studieren. Du nimmst meine Pläne, meine Träume so ernst wie deine eigenen und ich kann es gar nicht mehr erwarten!

Ella, ich verstehe dich jetzt so viel besser, kann viel mehr nachvollziehen, warum Du tust, was Du tust und ich verehre Dich dafür! Du willst unsere Verbindung auf mehr aufbauen, als auf Sex und Du willst mir die Zeit geben, mich ganz auf dich einlassen zu können, aber glaube mir, bereits heute gehöre ich Dir. Nicht nur mein Körper, nein, auch mein Herz und meine Seele.

Ich kann es nicht erwarten, bis wir unser gemeinsames Leben beginnen und bis dahin verspreche ich Dir, dass ich mich ganz auf meine schulischen Leistungen konzentrieren werde und nicht mehr zweifeln werde.

Deine Kay

Postfach 20537Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt