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Evie:
„Evie?" höre ich meine Mum hinter meiner Zimmertür.
„Ja?" antworte ich und meine Eltern kommen ins Zimmer.
„Was war da vorhin los?"
„Nichts." sage ich sofort.
„Evelina du wirst uns jetzt erklären, warum Daan gerade unseren Nachbarn verprügeln wollte."
„Es war nichts." sage ich wieder. Mein Vater lässt sich zu mir aufs Bett sinken und sieht mich an.
„Evie, wenn es da nur um eine Kleine Sache wie Eifersucht oder so ging, ist es eure Sache. Die Jungs wirkten aber nicht so, als wäre es eine kleine Sache. Zudem habt ihr beide euch gerade eben auch noch gestritten..." er legt seine Hand auf mein Knie und erschreckt, als mein Knie zurück zuckt.
„Ist etwas passiert was du nicht wolltest?" er durchschaut mich direkt. Ich blinzel einige Male um die Tränen zurück zu halten.
„Wer war es von den beiden?" meldet sich meine Mutter wieder zu Wort.
„Erik. Daan ist nur rechtzeitig dazwischen gegangen." erkläre ich leise und meine Mutter wischt sich über die Augen.
„War es das erste mal das er..."
„Nein."
„Evie..." stößt sie gequält aus und sinkt neben meinen Vater aufs Bett.
„Wieso hast du es uns nicht gesagt? Wir wäre viel früher zur Polizei gegangen. Oder hätten mit ihm und seinen Eltern gesprochen."
„Wie hätte ich es euch denn sagen sollen? Ich hätte keinen ordentlichen Satz rausbekommen, hätte ich es versucht."
„Es ist okay Evie... Rede nur wenn du bereit bist." sagt mein Vater und streicht über mein Haar.
„Möchtest du zur Polizei gehen?"
„Nein."
„Ist es okay, wenn dein Vater und ich rüber gehen und mit seinen Eltern sprechen?"
„Ja." antworte ich leise.
Während meine Eltern rüber zu den Nachbarn gegangen sind, bin ich endlich unter die Dusche gegangen. Ich habe meinen ganzen Körper mit heißen Wasser abgewaschen. Irgendwie hatte ich ein bisschen das Gefühl, das ich ihn damit von mir wasche. In frischer Kleidung und mit Winnie im Arm konnte ich tatsächlich ganz gut schlafen. Es fühlt sich so gut an, das endlich gesagt zu haben. Meine entspannte Haltung hat sich recht schnell auf wieder verabschiedet, weil Duriel nicht in der Schule auftaucht. Mein Kopfkino sieht ihn bereits irgendwo im Straßengraben oder bereits im Krankenhaus...
Bria hat mich jedoch schnell beruhigen können und erzählt, dass Duriel einfach nur keine Lust hatte in die Schule zu kommen.

„Viel Spaß." trällert Malu, als sie mich in der Mittagspause mit ihrem Roller vor Duriels Haus absetzt. Ich weiß noch nicht wirklich wieso ich hier bin... obwohl eigentlich doch! Ich möchte mich bedanken. Ich denke nicht das ich das gestern Abend rüber bringen konnte wie dankbar ich ihm bin. Ich weiß aber nicht wie ich es ihm sagen möchte. Und was ich ihm sonst noch alles sagen möchte.
Ich drücke auf die Klingel und bete, das nicht sein Vater die Tür öffnet.
„Sie können direkt durch..." eine große Schlanke Frau mit dunklen Augen und braunen Schulterlangen Haaren guckt mich verwirrt an. Sie trägt einen oversize Hoodie und eine enge Leggins, was mich darauf schließen lässt, das es keine Angestellte ist.
„Hallo." sage ich.
„Hi?" sie betrachtet mich von oben bis unten und fängt an zu lächeln.
„Evie." stellt sie fest.
„Ja...und sie..."
„Adeline! Daans Schwester." erklärt sie schnell.
„Ist Duriel da?"
„Na klar! Komm rein." sie ist mit ihrer offenen und freundlichen Art ganz und gar nicht das, was ich mir unter ihr vorgestellt habe. Ihre gerade und selbstbewusste Art, liegt zwar in der Familie, aber diese Offenheit, haben weder seine Eltern, noch Duriel selbst bisher gezeigt.
„Geh hier durch. Er ist hinten im Whirlpool." sie deutet auf den großen Garten, in dessen Ecke ein kleines Häuschen in Terrasse und einem Dampfenden Whirlpool steht.
Duriel sitzt mit dem Rücken zu mir, hat seine Arme auf dem Rand abgelegt und um ihn herum steigt der Dampf in die neblige Luft.
„Duriel." sage ich und höre nur einen entspannten Ton aus seiner Richtung.
„Können wir reden?"
„Evie!" stößt er aus und dreht sich hektisch zu mir um.
„Was machst du hier?"
„Ich wollte mich für gestern Abend bedanken."
„Für sowas sollte man sich nicht bedanken." raunt er und erhebt sich. Über seine muskulöse Brust laufen Wassertropfen und ich muss mich stoppen sie bis nach unten hin zu verfolgen.
„Ich hab's meinen Eltern erzählt."
„Ach Ja?" er holt ein Handtuch aus dem kleinen Häuschen und beginnt sich abzutrocknen.
„Gestern Abend nach dem du gegangen bist. Sie haben mit se8nen Eltern gesprochen. Ich glaube, dass er es nicht nochmal machen wird."
„Das will ich für ihn hoffen." knurrt er mit zusammengepressten Kiefer. Er hat mich bisher fast nicht angesehen. Seine Augen schweifen durch die Umgebung, streifen mich vielleicht Kürzung wandern dann sofort weiter. Und das stört mich. Er scheißt das Handtuch zurück ins Häuschen und geht Barfuß über den feuchten Rasen Richtung Haus. Ich folge ihm schnell und überlege was ich sagen kann.
„Duriel! Es tut mir echt leid, das ich die letzten Tage so komisch zu dir war..."
„Du warst nicht komisch. Du hast mich ignoriert!"
„Ja und dafür..."
„Und das kann ich vollkommen verstehen. Ich habe Sachen vor dir verheimlicht, die ich dir scheinbar nicht verheimlichen sollte. Ich dachte ich wüsste was für dich gut wäre... weiß es scheinbar doch nicht." sagt er schulterzuckend und geht immer weiter.
„Ich verstehe es jetzt! Als du vorhin nicht in der Schule warst, habe ich direkt gedacht, es wäre wieder was passiert. Davor wolltest du mich nur schützen!" sage ich energisch.
„Duriel! Keiner hat es in den letzten Jahren gesehen. Keiner hat mich gesehen. Keiner bemerkt durch welche Hölle ich täglich gehe. Allein. Außer du!"
Ruckartig bleibt er stehen und sieht mich an.
„Seit unserem ersten Treffen sehe ich nur dich Evie! Jeden Tag sehe ich nur dich!" seine Augen sind so intensiv, das ich drohe dahin zu schmelzen. Diese Worte bedeuten gerade alles für mich...
„Ich sehe dich beim Wach werden, ich gehe nur in die Schule um dich dort zusehen. Und ich schlafe mit deinem Bild vor Augen ein. Verdammt! Ich habe mich gefreut mich in eine scheiß Bibliothek zu setzen um zu lernen, nur um dich bei mir zuhaben."
Ich ziehe ihn an mich und küsse ihn! Er umklammert mich und drückt mich immer näher an ihn. Seine Worte kann ich gar nicht mehr übertreffen... Ich spüre seine Hände auf meinem Körper und genieße diese Berührungen. Seine Haare tropfen in meine Gesicht und meine Hände in seinem Nacken berühren die feuchte kalte Haut dort.
Keuchend löst er sich von mir.
„Wollen wir hoch? Es ist doch ziemlich kalt hier draußen."
„Ja." raune ich und mir fällt wieder auf, das er barfuß und nur in nasser Badehose hier draußen ist. Er greift nach meiner Hand und zieht mich durch das große Wohnzimmer nach oben in sein Zimmer.

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