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Duriel:
Mit einem bebendem Körper in meinem Arm wache ich auf. Mein Zimmer wird vom schwachen Schein des Mondes beleuchtet, ist vollkommen still, bis auf ein leises Murmeln. Evies Murmeln... ich kenne dieses murmeln bereits und setze mich auf. Vorsichtig versuche ich sie aufzuwecken, um sie so schnell wie möglich aus dem Alptraum zu befreien, indem sie feststeckt. Erschrocken reißt sie ihre Augen auf und schaut sich hektisch im Raum um. Ich mache das warme Licht auf meinem Nachttisch an, damit sie sich orientieren kann.
„Ich dachte die Alpträume hatten aufgehört..."
„Hatten sie auch. Aber in den letzten Wochen..." flüstert sie in die Stille. Ich halte ihre zitternde Hand und versuche etwas meiner Körperwärme an sie abzugeben.
„Willst du raus?" frage ich und sie nickt.
„Hast du Hunger? Ich könnte jetzt einen Burger vertragen."
Ein Lächeln schleicht sich vorsichtig auf ihre blassen Lippen.
„Vielleicht noch ein paar Pommes und einen Milchshake..." denke ich laut nach und steige aus dem Bett. Ich reiche ihr meine Hand und sie ergreift sie. Auf leisen Sohlen schleichen wir uns durch den Flur die Treppe herunter. Wir brauchen kurz, bis wir den Schrank finden, in den Evies Sachen verstaut wurden, bis wir dann nach draußen gehen können und ich so leise wie möglich die Tür hinter uns schließen kann.

Da wir Samstag Nacht, kurz nach zwei Uhr haben, bin ich nicht erstaunt, einen vollen Parkplatz vor dem Fastfood Restaurant aufzufinden. Es sind wahrscheinlich überwiegend irgendwelche hungrigen Partygänger, die nach dem Alkohol jetzt noch fettiges Essen brauchen. Die leuchtenden Schilder ziehen nachts einige hungrige Leute an. Wir betreten den Laden und stellen uns an einen der freien Bestellautomaten. Während Evie durch das Angebot klickt, lege ich meine Arme um ihren Bauch und schaue ihr über die Schulter. Nachdem ich diese Nähe solange vermisst habe, brauche ich sie nun umso mehr.
„Du bist dran." raunt sie. Ich löse einen Arm von ihr und tippe meine Bestellung ein. Da vor unserer Bestellung noch einige andere abgearbeitet werden müssen, haben wir Zeit uns die Menschen um uns herum anzusehen. Eine Mädelsgruppe, bei der jedes der drei Mädchen am Tisch so müde aussieht, als hätten sie die letzten drei Tage durch gefeiert. Eine sechster Tisch, an dem die Party scheinbar nicht mal beendet ist. An einem Tisch hinten in der Ecke sitzt ein älteres Ehepaar, Händchen haltend und mit zwei Milchshakes vor sich auf dem Tisch. Die beiden passen absolut nicht zu den restlichen Gästen hier...
„Ravi hat mich früher gerne Abends oder Nachts ins Auto gepackt und ist mit mir zu solchen Läden gefahren." flüstert Evie und blickt verträumt in den Raum.
„Er fand es immer so witzig die Menschen zu treffen. Manchmal hat er sich zu wild fremden an den Tisch gesetzt. Es viel ihm immer so leicht neue Menschen kennen zulernen... jeder hat ihn eigentlich gemocht mit seiner aufgeschlossenen und fröhlichen Art. Er hätte sich wahrscheinlich mit den Jungs dort hinten unterhalten." sie deutet auf vier Jungs, die gar nicht aufhören können zu lachen, während einer wild gestikuliert und erzählt.
„Er hätte das alte Paar dort hinten geliebt."
„Und uns beide?" rauen ich über ihre Schulter. Sie streift mit ihren Händen über meine an ihrem Bauch.
„Uns hätte er wahrscheinlich angelächelt, sich für uns gefreut und es ein bisschen zu kitschig gefunden, wie wir hier stehen." sie lächelt.
„209!" ruft ein Mitarbeiter laut und wir nehmen ihm unsere Bestellung ab.
Am Auto angekommen setzt sich Evie auf den Beifahrersitz und ich reiche ihr die Tüte mit dem Essen und die zwei Getränke. Bevor ich die Tür zumache, hauche ich ihr einen Kuss auf die Lippen und entlocke ihr ein entzücktes Lächeln. Ich schwinge mich neben sie auf den Sitz und fahre los.
Statt in meinem Zimmer zu essen, haben wir uns auf das flache Dach Gesetzt, von dem aus wir über unser ganzes Grundstück blicken können. Das Mondlicht und die kleinen Leuchten in unserem Garten, er hellen ihn gerade so weit, das man die Umrisse der Möbelstücke und Pflanzen erkennen kann. Unsere Handytaschenlampen beleuchten unser Essen. Die Bedeutung dieses Ortes ist nicht unbemerkt. Es ist seltsam. Irgendwie liegt eine schwere auf ihm, weil Evie mir hier von dem Tod ihres Bruders erzählt hat. Gleichzeitig ist es eine Leichtigkeit, die dieser Ort versprüht... Leichtigkeit, alles sagen zu können, nichts sagen zu müssen... jetzt gerade genießen wir Einfach den Moment. Wir hören das Zirpen der Grillen, genießen das fettige Essen und die süßen Milchshakes.
„Ich habe das wirklich vermisst." raune ich.
„Ich habe es vermisst mit dir zu sprechen. Ich habe dein Lächeln vermisst. Ich habe deine Nähe vermisst. Ich habe deinen Geruch vermisst. Ich habe die Ruhe um dich herum vermisst." meine Worte lösen ein Lächeln in ihrem Gesicht aus.
„Guck nicht so." brumme ich.
„Wieso?" fragt sie und nimmt ihre leuchtenden Augen nicht von mir.
„Weil ich dich dann küssen möchte. Und wenn ich damit jetzt anfange, könnte ich damit nicht mehr so schnell aufhören und auf einem Dach wird es schwierig..."
„Vielleicht sollten wir zurück in dein Zimmer gehen." schlägt sie vor und steht auf.

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