Kapitel 4 - Verwirrt

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Sie wachte relativ langsam mit hämmernden Kopfschmerzen auf, blieb ruhig auf dem Sofa liegen, um keine hastigen Bewegungen zu machen, die ihren Kopf und Körper weiter überanstrengen könnten und genoss zeitgleich den Geruch von frischem Kaffee am morgen, welchen sie auf dem Tisch nähe des Sofas auffand. Langsam rappelte Cloe sich auf, um gerade auf dem hochwertigen Sofa sitzen zu können und griff beherzt nach dem Kaffee, zusammen mit einem kleinen Zettel und einer Tablette darauf und hörte zwei Männer miteinander reden. ,,Für die Kopfschmerzen, werden Sie sicherlich brauchen."

Sie lauschte den Stimmen, der rauen und gleichzeitig sanften Stimme, allzu bekannt von gestern abend und einer ihr unbekannten Stimme. Diese wiederum strahlte keine Wärme aus, kein Gefühl der ersehnten Ruhe. Die ungewöhnliche Mischung von schwarzem Kaffee und einer Tablette am morgen bereitete Cloe zwar zunächst Sorgen, da zu viel Koffein ihrem Körper schaden könnte, doch dies war ihr egal und sie vertraute der sanften Stimme des Mannes in ihrem Kopf.

,,Was ist denn mit ihr passiert? Und warum tauchte sie plötzlich bei ihnen auf, Dr. Lecter? Dafür muss es doch einen Grund geben." Natürlich gab es den, doch nur sie wusste diesen beängstigenden Grund von Trauer, Wut, Hass und Egal sein. Erinnerungen liefen ihr kalt über den Rücken, ein erneute Attacke von weiteren Paranoia drohte, doch gekonnt unterdrückte sie diese. Lediglich ihre langjährige Erfahrung mit diesen Attacken machten es möglich, dass sie ruhig sitzen blieb und weiter der Kommunikation zweier gegensätzlicher Stimmen folgte.

,,Den wird es wohl geben, und das würde ich selbst auch gerne wissen." stellte Dr. Lecter nickend und zuversichtlich fest, mit der Hoffnung in seinem lächeln, den Grund zu erfahren.

Sie schreckte leicht zurück, als sie die Männer nach der Einnahme des Kaffees erkannte. Ihr unbekannte Gestalten standen in ihrer Nähe, nicht unweit von ihr entfernt und musterten sie offenbar durch den Spalt in der Tür, welchen der Mann möglicherweise extra zur Beobachtung offen ließ. Ein älterer, dunkelhäutiger Mann sah ihr entgegen, sagte nichts und rührte sich zunächst auch nicht. Sie war eindeutig nicht zuhause, dass konnte sie nun mit gänzlicher Gewissheit feststellen.

,,Was ist mit Ihnen passiert?" fragte dieser Mann plötzlich direkt und schritt ihr mit sicheren Schritten entgegen, durch den Türspalt auf sie zu.

,,Wo genau bin ich hier? Und wer sind Sie?" fragte sie verwirrt, stand langsam von dem Sofa auf und tausende einige wacklige Schritte zurück, bis ihr Rücken eine kalte Wand berührte und sie keine Schritte mehr ausweichen konnte.

,,Mein Name ist Jack Crawford. Zurzeit befinden Sie sich in der kleinen und abgelegenen Praxis von Dr. Hannibal Lecter in Baltimore. Jetzt zu meiner Frage: Was ist Ihnen passiert?"

Cloe erinnerte sich wieder. Vorbei die versuchte Abwehr der Verdrängung, sie war ein Waise, ganz alleine ohne eine Familie. Alleine war sie eigentlich auch schon immer, nie empfand sie Liebe von ihren Eltern oder eine anderweitige Zuneigung. Sie war eben ein Einzelkind mit berufstätigen Eltern, die sie kaum sah, und wenn sie doch mal zuhause waren, nur mit sich selbst beschäftigt waren. Sie wusste es auch vorher schon, doch sie verdrängte es, die Tatsache, alleine zu sein. Immer, wenn etwas schreckliches geschah, benutzt sie diesen Abwehrmechanisms der Verdrängung, um sich nicht zu erinnern. Sie erblickte den Mann von gestern Abend durch den Türspalt, da er nicht wie Jack Crawford auf sie zu kam und so ging sie stattdessen mit unsicheren Schritten zu ihm. Es handelte sich dabei wohl um Dr. Hannibal Lecter, in dessen Praxis sie sich befand.

,,Ich bedanke mich bei Ihnen, dass Sie mich herein gelassen haben, dass scheint mir nicht selbstverständlich zu sein. Mein Name ist Cloe Crawling." Cloe gab ihm eine Hand und schüttelte sie aufrichtig lächelnd.
Es war ein verwirrende Gefühl, dass sie sich bei jemandem bedankte, den sie nicht kannte, dass sie sich bei jemanden befand, den sie nicht kannte und sich trotz der fremden Umgebung sicher fühlte.

,,Das war eine Selbstverständlichkeit. Allerdings würde ich gerne wissen, was genau passiert ist. Sie waren gestern voller Blut, waren in einem absoluten Schockzustand, sodass ich ihnen Beruhigungsmittel geben musste, damit Die überhaupt zur Ruhe finden."
Erneut Tränen, erneut das Brechen des Dummes, das Fallen ihrer Maske.

,,Meine Mutter... Mein Vater... I-ch..." begann sie zu erzählen. Unter Tränen berichtete Cloe grob von dem Geschehenen, fuchtelte wild mit ihren Händen und begann schwer zu atmen.

,,Ich rufe mein Team an, wir müssen sofort zum Tatort. Da kommen wir nicht drum rum, es muss sein." Mit diesen Worten verließ Jack das Zimmer, um ungestört zu telefonieren und sein Team zu verständigen.

Cloe bemerkte, dass sie ein Hemd an hatte, welches nicht ihr gehörte und dennoch perfekt passte. Als sie jedoch ihr T-Shirt entdeckt, zog sie sich um.

Hannibal stand sehr still und abwartend am Fenster, wandte sich erst zu Cloe, nachdem Jack weg war und Cloe nicht mit Fragen konfrontierte. Er setzte sich ihr gegenüber und sah sie an, mit seinen dunklen Augen, als würde er ihre Seele lesen wollen, als ob sie ein Buch wäre und er dieses Buch lesen könnte. Doch warum tat er dies? Diese Frage stellte sich Cloe nur einige Sekunden.

Der Anfang von unserem EndeDonde viven las historias. Descúbrelo ahora