Kapitel 36 - Ende

599 26 11
                                    

Diese hin und her Gerissenheit ließ Cloe beginnen, über die Beziehung zu Hannibal tiefgründig nachzudenken. Diese ließen sie oft dazu verleiten, das Bild des kaltblütigen Mörders zu verdrängen und den guten Menschen in ihm zu sehen. Doch irgendwann konnte sie sich auch an diesen Gedanken nicht weiter festhalten. Sie glaubte an das Gute in ihm, und das würde hoffentlich siegen. Seit einigen Stunden schon saß Cloe im Wohnzimmer des verdunkelten Hauses, schwenkte ein leeres Weinglas wie einst Hannibal es mit einem vollem tat, um sich abzulenken, die Zeit zu vertreiben und in Gedanken zu zerbrechen. Doch er war nicht da, er war für Cloe nicht auffindbar. Sie war es, welche den Kontakt abbrach, doch nun war Hannibal weg.

Sie versuchte sich, an ihre gemeinsame Zeit zu erinnern, in den Therapiestunden, auf der Couch, am Klavier, beim Essen oder schlafend auf dem Bett. Doch mit schönen Erinnerungen folgten immer wieder düstere Erinnerungen, welche Cloe zu verdrängen versuchte, wieder und wieder. Sie stand auf, ging Schritte vor und zurück, rechts und linksrum und wieder zurück zum Sessel. Sie war unentschlossen, hin und her gerissen, doch immer blieb sie im Haus.

„Wollen wir über Tassen sprechen? Oder über den Sinn des Lebens?" riss Hannibal Cloe endlich aus ihren Gedanken. Er stand plötzlich vor ihr, sah sie an und setzte sich mit einem Notizheftchen auf den Sessel ihr gegenüber.

„Hannibal, die Tasse.." begann sie nachdenklich „.. ist zersprungen... U-Und sie wird sich nie mehr zusammensetzten." stammelte Cloe den Satz zu Ende, ohne ihren Gegenüber anzusehen.

„Das denkst du, doch dein Palast aus Erinnerung baut sich gerade erst auf, verbunden mit meinem wird er ein Meisterwerk. Ich will das du weißt, dass ich dafür sorge, dass du immer weißt wo ich bin und was ich tue, dass du mich immer finden kannst." Mit einer Bewegung kam er Cloe näher und griff ihre Nähe suchend nach ihrer Hand.

Cloe wusste genau, was er tat und was er war, und wollte eigentlich bei ihm bleiben. Sie verdrängte das Bild des Mörders wieder, sah sein herzerwärmendes Lächeln, doch es hielt nicht an. Er war ein Mörder, und Cloe eben nicht. Es war nicht ihre Welt.

„Du selbst sollst wissen, was du tust. Du sollst dich lieben, mit dir selber verbunden sein und nicht mit mir. Auch wenn du der Mensch für mich wärst, bin ich nicht der Mensch für dich. Wir wären nicht perfekt, ich kann nicht mit jemandem in Einklang stehen. Es kann zwischen uns nicht weitergehen, dass wird nichts." stellte sie sich ihm entgegen, löste sich aus seinen Händen und lehnte sich weiter zurück.

„Cloe... Du bist die eine Person für mich, wir wären die perfekten Zwei. Du weißt, ich kann nicht ohne dich leben, dass ich nur an dich denke, ich liebe dein Lächeln. Du hast das Gefühl, ich lüge? Tue ich nicht. Du vervollständigst mich! Du bist mein fehlendes Puzzleteil!" Oft hatte Cloe an dieses zerbrochene Puzzle gedacht, welches Hannibal war und nun scheinbar nicht mehr. Hatte sie es zusammengesetzt? Hatte sie einen Weg gefunden, ihn zu vervollständigen?

„Es kann so nicht weitergehen, dass wird nichts! Ich vermisse meine Eltern, mein altes Leben mit meinen alten Problemen... Und nicht mit deinen Problemen... Ich will nicht wissen, was du gerade machst oder wo du bist..." Stille gepaart mit dem leisen schluchzen von Cloe „...Ich will dich nicht finden können... nicht nach dir sehen.... ich will nur vergessen, wie ich es dir einst gesagt habe. Vergessen und Verdrängen..." raunte sie, unterdrückte die Tränen und stützte sich mit ihren Armen wieder auf ihren Beinen ab.

„Das redest du dir nur ein. Du willst nicht wissen wo ich bin und was ich mache? Ich werde dir genau dieses Wissen geben von genau dem wo ich bin. Und ich werde auf das Essen verzichten, solange wie es dauert, dass du wieder an meine Seite kommst, und ich verspreche dir, ich bin sehr geduldig. Liebe ist die Urquelle aller Kraft, Geduld und Hoffnung. Die Liebe half dir über manch schweren Weg hinweg. Sie gibt dir die Kraft, Geduld zu finden und die Hoffnung nie aufzugeben."

Der Anfang von unserem EndeWhere stories live. Discover now