Kapitel 3

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- 𝐓𝐀𝐄𝐇𝐘𝐔𝐍𝐆 -

,,Aber natürlich. Wie kommen Sie auf diesen Gedanken?" fragte ich verwundert, konnte es nicht lassen, meine Arme vor der Brust zu verschränken. Hab ich irgendwas falsch gemacht? War meine Arbeit nicht besonders gut? Was möchte sie mir sagen?

,,Nun, ich sehe das sie wirklich mehr arbeiten als Sie eigentlich sollten. Ich habe mir mal Ihre Urlaubskarte angeguckt und gesehen, dass sie keinen einzigen Urlaub dieses Jahr genommen haben und es ist schon Mitte September. Dies soll auf gar kein Fall ein Vorwurf sein, aber ich, als Ihre Chefin mache mir Sorgen um Sie."

Leise schluckte ich, wusste ganz genau, dass sie recht hatte. Die Arbeit war mir nun mal sehr wichtig, da ich mit ihr das Geld verdiene, was ich zum Leben brauche. Meine Wohnung bezahlen kann und irgendwas schönes unternehmen kann. So etwas wie Urlaub verdrängte ich meistens, obwohl ich diesen eigentlich dringend bräuchte, da ich teilweise mit mir selbst überfordert bin.

,,Es wird Ihnen keiner böse sein, wenn Sie mal ein bis zwei Wochen nicht da sind, vor allem nicht ich als Ihre Chefin. Ich schätze Ihre Arbeit wirklich sehr und bin wirklich stolz darauf, auf was sie leisten, aber sie dürfen auch gerne Freizeit nach der Arbeit haben. Deswegen biete ich Ihnen jetzt einen zweiwöchigen Urlaub an, den sie gerne für all das nutzen können, was sie schon immer machen wollten. Sie haben doch sicher Familie, nicht?" fügte sie hinzu, woraufhin ich monoton nickte.

,,Die habe ich durchaus. Ich danke Ihnen für das Angebot, sie haben Recht. Etwas Urlaub könnte mir ganz guttun, denke ich" Lächelnd sah sie mich an, legte eine Hand auf meine Schulter. ,,Tun Sie sich wirklich was gutes, und das sage ich wirklich vom Herzen. Sowas muss ich meinen Kindern auch oft klar machen"

Ehrlich gesagt wusste ich nicht, was ich noch sagen sollte, da ich so überrascht über dieses Angebot, aber auch über ihre fürsorglichen Worte war. Ich schätzte sie als Chefin wirklich sehr, da sie nur das gute in einem sah und nur das Beste für ihre Mitarbeiter möchte. Ich bedankte mich noch mehr als drei Mal bei ihr, was sie herzlich zum Lachen brachte.

Ich zog mir meinen Rucksack über und verabschiedete mich von meinen Kollegen, sowie von meiner Chefin, machte mich dann auf dem Weg nach Hause. Durch meine Kopfhörer hörte ich everything i wanted, trank den Rest von meinem Kaffee, der mittlerweile nur noch lauwarm schmeckte. Der Regen hatte aufgehört, es war nicht mehr so kalt wie heute Morgen. Deutlich mehr Menschen waren auf den Straßen unterwegs, der Verkehr auf den Straßen war deutlich voller. 

Seoul war immer in Bewegung, egal zu welcher Uhrzeit. Du könntest dich nachts auf eine Bank setzen, die sich in der Nähe von der Straße befand und die ganzen Menschen beobachten, die sich um die Zeit noch draußen aufhielten. Du würdest Jugendliche mit Bierflaschen sehen, junge Mädchen, die nachts in einen der vielen Convenience-Stores gingen, um sich dort Ramen zu holen oder diese Becher mit Eiswürfel gefüllt.

Seoul ist lebendig, immer ist irgendwo was los, weshalb man sich eigentlich nicht einsam fühlen musste. Man hätte doch alles, was man braucht. Zumindest glaubte ich das. 

Zuhause angekommen zog ich meine Schuhe aus und stellte meine Sachen beiseite. Ich ging in die Küche, öffnete meinen Kühlschrank. Ich hätte noch Zutaten für Nudelsuppe, dachte ich, als ich das Gemüsefach sah. 

Und genau die kochte ich mir, schaute dabei eine Serie. Irgendwas im Hintergrund musste laufen, damit ich mich nicht ganz so alleine fühlte. 

Was ich wohl alles machen könnte in den zwei Wochen, in denen ich nicht arbeiten müsste. Soll ich mich mit Freunden treffen? Soll ich meine Familie in Daegu besuchen? Bleibe ich einfach zuhause und schaue mir irgendwelche melancholische K-Dramen an, nur um mich daran zu erinnern, dass ich mit diesem Scheißgefühl nicht alleine bin?

𝐻𝑂𝐿𝐷 𝑂𝑁 | taekookWhere stories live. Discover now