KAPITEL 1

108 30 43
                                    

゚𐦍༘⋆°✧༺ ༻*ੈ✩‧₊˚ . • °✧༺ ༻*ੈ✩‧₊˚ ゚𐦍༘⋆

PRIMROSE

"Primrose, ich denke, es ist nun die Zeit dafür gekommen, über eine mögliche Heirat zu sprechen."

Ich verschlucke mich an dem Salatblatt, das ich gerade esse und lasse meine Gabel auf den Tisch vor mir fallen. Ein lautes, eisernes Geräusch füllt den großen Raum. Ich versuche, an dem grünen Zeug nicht zu ersticken, während mir seine Worte durch den Kopf rasen. Meine großen Augen blitzen zu meinem Vater rüber und ich schaue ihn verwundert an. Die Lichter an den Wänden flackern und es scheint so, als wollen sie mich warnen.

"Wie bitte, Vater?" frage ich ihn in einem sanften Ton, nachdem ich endlich wieder atmen kann. Denn ich glaube, ihn falsch verstanden zu haben. Ich muss ihn falsch verstanden haben, denn es gibt sonst keine andere Erklärung für seine Worte.

"Ich denke, wir denken," fängt er erneut an und deutet zu meiner Mutter mit einer Handbewegung rüber, "Du solltest eine Hochzeit in Betracht ziehen."

Verblüfft starre ich den König an. Ich suche in seinen Augen nach einem Zeichen dafür, dass es nur ein kleiner Scherz ist, doch sie sind so ernst wie noch nie zuvor. In dem Kerzenlicht sehen sie sogar dunkler aus als sonst, was mir noch nie aufgefallen ist. Mein Blick wandert sofort panisch zu meiner Mutter, in der Hoffnung, sie würde gleich anfangen laut loszulachen. Doch auf ihren Lippen war kein Grinsen zu sehen, nicht einmal ein kleines Lächeln.

Es ist ihnen also Ernst.

Ich öffne meinen Mund, um etwas zu sagen, mein Vater kommt mir aber dennoch zuvor.

"Du bist letzten Monat achtzehn Jahre alt geworden, was bedeutet, dass die Zeit nun gekommen ist, um deine Pflichten zu erfüllen."

Doch noch immer schaue ich verwirrt, meine Augen wechseln zwischen der Königin und dem König hin und her.

"Meine Pflichten?" frage ich in einem leisen und unsicheren Ton, denn ich glaube, ich kenne die Antwort bereits schon.

"Einen würdigen Ehemann finden, ihn heiraten, für einen Thronfolger sorgen und eines Tages Königin von Golden werden."

Mir presst es den ganzen Sauerstoff aus den Lungen, als diese Worte seine Lippen verlassen. Um mein Herz wird es immer enger und ich spüre die Angst und Panik, die sich in mir ausbreitet. Am liebsten würde ich aufstehen und wegrennen, ganz weit weg, so weit wie mich meine Füße tragen können. Ja, ich wurde schon mein ganzes Leben lang auf diese Sachen vorbereitet, doch mir war nicht bewusst, dass sie dies jetzt schon von mir verlangen würden. Ich weiß nicht, was ich sagen soll und starre auf den Salatteller vor mir, der vor wenigen Minuten noch so lecker aussah. Der Hunger ist mir definitiv vergangen. 

"Wir haben dir nach deinem Geburtstag ein bisschen Zeit gegeben, denn wir wollten dich nicht direkt damit überfallen", erklärt meine Mutter und schaut mich fürsorglich an, was ihr aber nur halb gelingt.

Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich versuche, so gut wie es geht, sie zurückzuhalten. Ich lasse meinen Blick durch den Speisesaal schweifen, um die Blicke meiner Eltern zu vermeiden, und der Raum kommt mir dunkler und kälter vor als je zuvor.

"Aber ich habe mich doch noch gar nicht verliebt", stottere ich leise und als ich es ausgesprochen habe, laufen mir sofort die Tränen über die Wangen, denn ich habe keine Kraft mehr, sie länger zurückzuhalten.

Stille breitet sich aus und für eine Weile sagt keiner etwas. Ich höre nur meinen Atem und es kommt mir so vor, als würde sich alles in Zeitlupe bewegen.

BETRAYAL & FATE LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt