Kapitel 10

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„Hey shh, was ist denn passiert?", fragte der Junge besorgt und kniete sich vor mich, ehe er mein Gesicht besorgt in seine Hände nahm.

Draco sah mich mit so viel Vorsicht, Sorge und Angst an, dass es mir beinahe das Herz brach. Selbst wenn ich ihn tatsächlich irgendwo manchmal nicht leiden konnte, es tat mir weh, gerade ihn so zu sehen.

„Lass mich in Ruhe", schnaubte ich und entfernte seine Hände aus meinem Gesicht, ehe ich nach Luft schnappend aufstand.

„Und keine Sorge, ich werde pünktlich bei der Nachhilfe sein, falls du dir deshalb Sorgen machst", spuckte ich ihm unter Tränen entgegen und lief schnellen Schrittes davon.

Draco sah mir überfordert nach, nicht wissend, wie er reagieren sollte.

Ich wollte nicht, dass er sich um mich kümmerte. Nicht weil ich ihn nicht mochte, sondern einfach weil ich wusste, dass Draco Malfoy Dinge loswird, sobald sie ihn langweilen.

Genau das würde ich nicht ertragen können. Wenn ich diesen Jungen einmal an mich ranließ, ihm mein Vertrauen schenkte, sowie ich es bereits am vergangenen Abend tat und er mich erneut so schroff behandelte wie beim Frühstück, würde es mich verletzen. Und ich wollte nicht mehr verletzt werden. Am liebsten nie wieder.

Ich verfluchte mich selbst dafür, so zu fühlen. Er ist ein Slytherin. Er ist ein Arsch. Er ist der Feind! Aber dennoch, fühlt es sich so an, als könnte er mich mit einem Blick beruhigen. Als wäre ich bei ihm sicher.

Zitternd nahm ich eine halbe der Tabletten, die mir damals gegen die Anfälle verschrieben wurden, ehe ich tief durchatmete und mich auf mein Bett fallen ließ.

Inzwischen war ich deutlich gegen ihre Wirkung abgestumpft, da ich sie so oft genommen hatte, doch sie schafften es immer wieder, meinen Puls wenigstens ein bisschen zu beruhigen. Der einzige Unterschied zu früher ist, dass sie mich nicht mehr berauschten. Nicht in geringer Menge jedenfalls.

Entspannt kraulte ich Amaya, die Katze meines Bruders und wartete ab, bis die Tabletten wirkten. Als sie es taten, lehnte ich mich entspannt gegen die Wand, ehe ich einige Minuten in der Position verharrte.

Gerade als ich wieder aufstand, viel mir die Packung, in der sich die grünen Tabletten befanden, ins Auge.

Eine mehr schadet auch nicht.

Ich hatte schon öfter mehr von ihnen genommen, als mir empfohlen wurde. Nicht selten saß ich zugedröhnt beim Abendessen, ohne, dass meine Eltern etwas merkten. Jedenfalls haben sie mich nie drauf angesprochen.

„Leila, da bist du ja", sagte Pansy besorgt, während ich durch die Türen der großen Halle spazierte.

Verwirrt kam sie auf mich zu, die Besorgnis war ihr ins Gesicht gemeißelt und als sie meine Hand nahm, blickte sie mich verwundert an.

„Alles- Alles in Ordnung?", erkundigte das Mädchen sich, ehe sie mich wie immer an der Hand mit zu ihrem Tisch zog, da ich immerhin die ersten vier Unterrichtsstunden verpasst hatte.

„Alles bestens", grinste ich wahrheitsgemäß. Meine Tabletten verursachten eine ähnliche Wirkung wie viele Drogen. Ich war schlicht und einfach high. Ein Zustand, aus dem ich nicht mehr raus wollte.

„Dann iss mit uns", forderte Pansy mich auf, während sie mich neben ihr platzierte, wobei ich fast über die Bank stolperte.

„Ups", sagte ich kichernd, ehe ich von dem Reis nahm, der auf dem Tisch stand.

Es forderte einiges an Konzentration, dem Gespräch der anderen zu folgen. Mein Kopf war aktuell so zugedröhnt, dass ich die Worte der Slytherins am Tisch nur nebelig und stumpf wahrnahm.

„Raven. Du bist heute noch komischer als sonst", meldete sich nun auch Draco und sah mich suspekt an, während ich verträumt auf das Essen starrte.

„Ach lass es doch gut sein Malfoy. Du bist auch nicht besser", beschwerte ich mich neutral und kniff meine Augen immer wieder zu, um den Jungen scharf zustellen.

„Nicht besser? Was soll das jetzt heißen?", fragte er sichtlich genervt, ehe er seine Schultern straffte und mir in die Augen sah.

„Du bist ein Arsch. Ein arroganter, dummer Idiot. Aber nicht immer. Selten entschließt du dich dazu, wenn deine Stimmungsschwankungen gerade mal durchdringen natürlich, dass du nett sein möchtest. Aber das heißt nichts, denn dann bist du wieder ein Arsch", zuckte ich mit den Schultern, während ich mich vom Tisch erhob und entspannt ohne ein Wort, oder einen Bissen gegessen zu haben, ging.

„Wie ich sehe, scheint ihre Nachhilfe zu funktionieren", freute sich Professor Slughorn, nachdem ich die Zutaten des Vielsafttrankes aufzählen konnte, woraufhin ich bloß nickte und wieder aus dem Fenster sah. Ich war so high, dass ich beinahe einschlief.

„Miss Raven?", wiederholte der Lehrer, während er plötzlich vor mir stand und mich mit einer hochgezogenen Augenbraue ansah.

„Hm?", bat ich um Wiederholung, als ich versuchte meine Augen zu fokussieren und spielte ablenkend mit meinen Händen.

„Miss Raven, hören sie mir eigentlich zu?", wollte der Professor nun leicht wütend wissen, während ich mich immer noch auf das scharf stellen meiner Augen fokussierte.

„Natürlich. Also naja, gerade nicht so ganz, sonst ja. Naja okay sonst eigentlich auch nicht immer, vielleicht bin ich deshalb so miserabel in diesem beschissenen Fach", lachte ich und fing mir belustigte, bewundernde und ängstliche Blicke der anderen Schüler ein.

„10 Punkte abzug für Gryffindor, Miss Raven!", moserte der Lehrer empört, woraufhin ich nur unberührt mit den Schultern zuckte und die Augen verdrehte.

"Was erlauben sie sich?", erkundigte der Mann sich. „Miss Raven, ich verstehe, dass sie eine schwere Vergangenheit haben, aber das ist kein Grund sich so- So gruftig zu verhalten!", keifte Slughorn empört, während er rot anlief.

„Meine Vergangenheit juckt sie doch einen Dreck. Und das sollte es auch. Aber bitte nehmen sie sie nicht als Rechtfertigung meines Verhaltens. Ich benehme mich so, weil ich das möchte. Nicht mehr, nicht weniger", sagte ich gleichgültig und lehnte mich in meinem Stuhl zurück.

Der Professor atmete zweimal tief ein und aus, immer noch mit hochgezogenen Brauen und so weit aufgerissenen Augen, dass ich Angst hatte, seine Augäpfel würden gleich rausfallen und über meinen und Nevilles Tisch kullern.

„Morgen 20:00 Uhr. Nachsitzen. Hier in diesem Raum. Sollten sie nicht erscheinen, wird das ernsthafte Konsequenzen haben!", warnte mich Slughorn, während der Raum so mucksmäuschenstill war, dass man eine Nadel hätte fallen hören.

Ich wollte ihm nicht weiter widersprechen. Ich war mich nicht einmal sicher, warum ich es überhaupt in erster Linie getan hatte, also lehnte ich mich bloß wortlos in meinem Stuhl zurück und starrte erneut aus dem Fenster.

Später, als der Professor den Unterricht beendete, ging ich schnell aus dem Klassenraum, um weitere Konversationen zu vermeiden. Der gesamte Tag zog sich zwar in die Länge, war durch meine Medikation allerdings aushaltbar.

Nach meiner letzten Stunde schleppte ich mich langsam in die Bibliothek, um pünktlich zu meiner Nachhilfe zu kommen, ehe ich mich müde auf den Stuhl plumpsen ließ.

„Nicht hier", hörte ich jemanden Lachen, während ein paar Bücher aus dem Regal fielen.

„Willst du mir kein Glück wünschen?", kicherte nun eine männliche Stimme, während ich meinen Blick von der Tür abwandte und auf das Regal sah.

„Ein, zwei Küsse, das ist alles, dann musst du los", erwiderte die weibliche Stimme.

„Wir haben noch mindestens fünfzehn Minuten!", empörte sich der Junge, während ich neugierig aufstand um zu sehen, welche Turteltäubchen sich hinter dem Regal versteckten.

Als ich sah wen ich gerade mitten in ihrem kleinen Rendez-vous unterbrach, weiteten sich meine Augen geschockt.

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„Mi Alma" ~ Draco Malfoy Where stories live. Discover now