Kapitel 1

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Vor 6 Jahren war ich in einer Situation, die mich bis heute belastet. Ich vermisse ihn nicht und will ihn nicht zurück, denn eigentlich hatte ich ihn nie. Doch die damaligen Worte und Taten ziehen mich noch immer runter. Ich war sein Spielzeug, und er war mein Lebensatem. Trotz seiner herablassenden Witze habe ich gelacht. Wenn er mir nur einen Funken Hoffnung gelassen hätte, würde ich heute noch gestehen, dass meine Liebe ihm gehörte.

Die Schmerzen beim Anblick von ihm sind vorbei. Im Gegenteil, es rührt einfach nichts mehr in mir, außer Abneigung. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, verspüre ich den Drang, ihn zur Rede zu stellen, um zu verstehen, warum er mich damals so sehr verachtete. Alles, was ich einst an ihm schätzte, ekelt mich nun an. Seine Art und sein Gesicht provozieren meine Fäuste. Es frustriert mich, dass ich trotz allem einst Liebe für ihn empfand, und auch dafür hasse ich mich. Doch in gewisser Weise bin ich ihm dankbar für das Leid, das ich nun mein Leben lang tragen werde.

Mittlerweile befinde ich mich im Abitur, doch ich begegne ihm immer noch manchmal draußen. Leider wohnt er nur 3 Minuten entfern von mir. Wir teilen uns quasi die gleiche Straße. Es fühlt sich seltsam an, wie Fremde aneinander vorbeizugehen. Bis heute hat er nie Reue gezeigt. Wie könnte er auch? Er begreift nicht, wie sehr er mich verletzt hatte. Jeden einzelnen Tag bereue ich, was ich damals getan habe. Ich war ein dummes, naives Mädchen, das einfach nur geliebt werden wollte.

Nun bin ich im Bus auf dem Weg zur Schule. Damals musste ich aufgrund der fehlenden Oberstufe die Schule wechseln – es war eine sehr gute Gelegenheit für mich, um seinem Gesicht nicht mehr täglich begegnen zu müssen. An diesem regnerischen Tag, typisch für Deutschland und besonders in Berlin, trug ich einen langen Pullover, schwarze Strumpfhosen und kniehohe Stiefel. Trotz des Sommers wirkte meine Kleidung im Einklang mit dem Wetter, und ja, ich bin mir bewusst, dass es eher ungewöhnlich aussah. Aber es ist verdammt kalt und anscheinend wie ich es gerade im Bus bemerke, empfinden das auch viele andere Menschen.

Als ich zur Schule ging, erinnerte ich mich daran, meine Unterlagen für die Arbeit in der Bäckerei heute abzugeben. Mein Ziel war es, nebenbei Geld für meinen Führerschein zu sparen. Als ich ankam, entdeckte ich meine beste Freundin Merve, die am Handy wartete. Langsam näherte ich mich und rief dann "BOO!" - sie sah mich erschrocken und zugleich erleichtert an.

"Natürlich musste so etwas von dir kommen", meinte sie und umarmte mich. Ihre Duftnote war wirklich angenehm. "Du riechst heute echt gut", bemerkte ich und wir lösten uns voneinander. "Wirklich? Nur heute?", fragte sie mit einem theatralischen Augenrollen. Ich lächelte. "Ja, nur heute." Schließlich gingen wir gemeinsam zum Eingangsbereich.

Paar Stunden später

Der Schultag liegt hinter mir. Nachdem ich mich bereits von Merve verabschiedet hatte, machte ich mich auf den Weg zur Bäckerei. Der Regen hielt weiter an, und die Welt um mich herum war von Feuchtigkeit durchtränkt. Vor der Bäckerei angekommen, warf ich einen flüchtigen Blick auf mein Erscheinungsbild durch die Handy Kamera. Bereite dich auf deine neue Routine vor. Sagte ich zu mir selbst.
Mit einem Lächeln betrat ich den Laden und grüßte die Mitarbeiter. "Hallo", sagte ich,: "Wie kann ich Ihnen helfen?" Fragte der freundliche Mitarbeiter. Nach einer kurzen Erklärung meiner Bewerbungsunterlagen wies er mir den Weg in das kleine Zimmer hinten. Dankend machte ich mich auf den Weg.

Nach einem leichten Klopfen betrat ich den Raum. Eine Frau mit kurzen blonden Haaren saß dort und lächelte freundlich. "Hallo", grüßte ich. "Hi, du musst die Bewerberin sein, oder?" "Ja, hier sind meine Unterlagen." Sie sah kurz darauf und erhielt eine Benachrichtigung auf ihrem Handy. Nachdem sie es in die Hand genommen hatte, schaute sie mich wieder an. "Perfekt, können sie etwa 5 Minuten warten?" "Ja, natürlich, kein Problem", antwortete ich. Sie stand auf. "Ich muss kurz telefonieren, bin schnell wieder zurück." "Ja, alles gut", sagte ich. Doch bevor sie ging, bittet sie mich um einen Gefallen : "Übrigens, gleich kommt noch eine weitere Bewerber. Sag ihm bitte Bescheid, dass ich gleich zurück bin." "Klar, mache ich", erwiderte ich mit einem Lächeln.

Mehr als 5 Minuten vergingen, aber weder die Chefin noch die andere Bewerber erschien. Leicht genervt begann sogar mein Magen zu knurren. Plötzlich klopfte es, und der Bewerber betrat den Raum. Für einen Moment konnte ich meinen Augen nicht trauen und dachte, ich träume. Offensichtlich war er genauso schockiert wie ich.

„Ayla?"

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A.

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i hate youWhere stories live. Discover now