Kapitel 2

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Es ist kaum zu fassen. Gerade habe ich noch an ihn gedacht, und jetzt steht er einfach vor mir. Was zur Hölle? Ich begreife es nicht. Ich gebe mein Bestes, um ihn zu meiden, und jetzt das. Mir wird übel. Er kam und setzte sich vor mich. Mein Körper reagierte plötzlich seltsam, ein leichtes Zittern durchfuhr mich. Vielleicht, weil ich ihn nach so langer Zeit jetzt direkt vor mir habe.

Ich zwang mich, ihm nicht in die Augen zu sehen. "Willst du etwa-" unterbrach ich ihn, "Die Chefin kommt gleich." Es sollte ihn nichts angehen. Ich möchte nicht mit ihm kommunizieren. Allein dass er vor mir sitzt, bringt mich gerade um. Ich spürte seinen Blick auf mir. "Ok" kam nur aus seinem Mund.

Ich sah, wie er den Kugelschreiber, der neben ihm auf dem Tisch lag, nahm und damit spielte. Plötzlich erinnerte ich mich an eine Situation.

..Flashbacks..
7. klasse

„Ayla, beeil dich, wir kommen zu spät!", rief Merve. Schnell schnappte ich meinen Ranzen, zog meine Schuhe an und sprintete dann mit Merve Richtung Schule. Wir waren bereits 10 Minuten zu spät. Verdammt. Ich klopfte, und Merve ging zuerst rein. So machten wir es immer, wenn wir zu spät kamen. Verdammt. Und ausgerechnet Frau Schülder erwartete uns. „Was ist diesmal eure Ausrede?" Merve, bitte, denk dir irgendetwas aus! Bitte! „Es tut uns leid, das wird nicht wieder vorkommen", sagte Merve. „Das will ich mal sehen. Setzt euch hin." Wir nahmen unsere Plätze ein. Sie kam direkt auf mich zu: „Ich war gerade dabei, dir deine Arbeit zu geben, Ayla", sagte meine Lehrerin. „Du könntest es das nächste Mal besser machen." Deutsch war schon immer meine Schwäche, vor allem die Grammatik.

Ich hatte ohnehin nicht viel erwartet. Ich drehte den Zettel um. Eine 4. Mist. Meine Laune war im Keller, bis ich sah, wie er vor Freude sprang. „JUNGS, ICH HABE EINE 2!", rief er durch die ganze Klasse. Ich schmunzelte, weil es mich glücklich machte, ihn so strahlen zu sehen. „Merve, was hast du?" fragte er sie. Mich schien er irgendwie nicht zu beachten. „Auch eine 2", sagte sie, und er gab ihr ein High-Five. Dann sah er mich an. „ Aylie, was hast du?" So nannte er mich irgendwie immer. Ich weiß bis heute nicht warum. Ich sah ihn an, plötzlich konnte ich nicht mehr sprechen.

„Hm, also ich habe verges-" er unterbrach mich. „Sag einfach, welche Note du hast." Merve sah ebenfalls in meine Richtung. „4", sagte ich, und plötzlich fing er an zu lachen. Mist. Er lacht mich aus. „Benimm dich!" sagte Merve warnend. „Ich habe ja nichts gesagt. Naja, war wieder klar, wer von euch beiden die Klügere ist", sagte er und lachte erneut. Er verglich mich immer mit Merve. Wirklich immer. Langsam kamen mir die Tränen. „Schnauze jetzt", sagte Merve. „Schon gut, chill", antwortete er darauf und ging zu seinen Jungs. Jetzt war meine Laune komplett im Eimer.

Ich hätte hier beinahe angefangen zu weinen. „Ayla, du weißt, was für ein Spast er ist, nimm es nicht ernst", sagte sie, weshalb ich nur nickte. Es waren bereits 2 Stunden vergangen. Jetzt hatten wir Englisch. Ich beobachtete, wie er auf seinem Stuhl saß und ständig mit einem Stift spielte. Er drückte immer wieder auf den Knopf und störte dadurch den Unterricht. „Entweder du hörst damit auf oder du fliegst raus!", warnte ihn Frau Müller. Er warf seinen Stift zu mir. „Ups, wollte es in die Mülltonne schmeißen, sorry", ich lächelte ihn sanft an. „Alles gut."

..Flashback zu Ende..

Seine Anwesenheit und das Spielen mit dem Stift nervten mich. Ich war kurz davor, ihn anzuschreien und ihm zu sagen, dass er mit dem Mist aufhören soll. Ich strengte mich an, mich zu beruhigen. Zwischen uns herrschte eine sehr unangenehme Stille. Wo war die Chefin geblieben? Genau in dem Moment, als ich darüber nachdachte, kam sie herein. „Es tut mir leid, hat doch etwas länger gedauert", sagte sie. Azad stand auf und gab ihr die Hand. „Hallo, Azad Sivan", stellte er sich vor. „Schön, dich kennenzulernen, Azad", erwiderte sie. Dann richtete sie ihren Blick auf mich. „Und du bist, hm, warte einen Moment." Sie warf einen Blick auf meinen Lebenslauf. „Ayla Novak", sagte ich, bevor sie es herausfand. „Genau, Ayla. Schön, auch dich kennenzulernen", ich nickte nur. „So, da wir dringend Mitarbeiter brauchen, stellen wir euch beide direkt ein. Ihr müsst immer morgens Samstag und Sonntag um 06:00 Uhr hier sein."

Was, so schnell? Gut, das habe ich gerade gebraucht. Aber mit ihm?! Jeden Samstag und Sonntag zusammenzuarbeiten wird der Horror sein. „Ihr fangt ab übermorgen an", sagte die Chefin. Das ist gut. Ich nahm mir keine Ruhe. „Danke, alles ist perfekt. Aber wechseln sich die Mitarbeiter morgens immer ab, oder arbeite ich immer mit diesem Herrn zusammen?" fragte ich. Plötzlich begann er zu sprechen. „Stört ihn etwa meine Anwesenheit?" fragte er mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Natürlich nicht", hoffte ich, dass mein Sarkasmus nicht zu hören war. Ich sprach weiter. „Es war nur reine Neugier." „Ah", antwortete er darauf. Die Chefin sah uns beide skeptisch an.

„So, zu deiner Frage. Die nächsten 3 Wochen müsst ihr zusammenarbeiten. Ab nächster Woche werden die Zeiten anders eingeteilt." Aber ich hatte doch nicht nach den Zeiten gefragt, sondern nach den Mitarbeitern. Ich fragte nicht weiter nach. Der Rest lief dann gut, ich verabschiedete mich und ging fort.

„Ayla", rief mich plötzlich Azad. Was will er von mir? Ich tat so, als hätte ich ihn nicht gehört. „Ayla, bleib mal kurz stehen." Ich ging noch schneller. Diesmal packte er mich am Arm. Unsere Augen trafen sich. In diese verdammten Haselnussaugen habe ich mich damals verliebt. Seine Haare waren genau wie damals, so lockig und gepflegt. Als mir bewusst wurde, dass er meinen Arm hielt, schubste ich ihn von mir weg.

„Was denkst du dir eigentlich dabei?" fragte ich ihn. „Sorry, ich wollte dich nicht anfassen oder so", antwortete er. Halt einfach die Klappe. Hör auf, mich anzustarren. „Was willst du?" ging ich direkt auf den Punkt. „Wieso willst du nicht mit mir arbeiten? Wir kennen uns doch", meinte er. Genau deswegen will ich ja nicht mit dir arbeiten. „Darum. Nerv mich jetzt nicht. Es ist schon genug, dass ich dich jetzt öfters sehe", sagte ich. Er sah mich verwirrt an. „Wieso hasst du mich so sehr?" Ich fing an zu lachen. Dass er das noch fragt. „Halt dich einfach fern von mir, okay? Wir kennen uns nicht."

Jetzt sah er noch verwirrter aus. „ Ok, aber eine Frage" Was kommt jetzt? Ich verpasse wegen ihn noch mein Bus. „ frag" sagte ich nur trocken.

„ Hast du noch mit Merve Kontakt?"


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A.

Was hält ihr von Azad?
Vergisst bitte nicht zu Voten. 

i hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt