Kapitel 10 | Ayla & Azad

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Ayla:

Nachdem wir endlich angekommen waren und seine Worte mich zum Schwitzen brachten, suchte ich Zuflucht in der Stille der Toilette, um mein Gesicht zu waschen. Was versucht er mit seinen dummen Bemerkungen zu erreichen? Und warum reagiere ich darauf so? Als ich mein gerötetes Gesicht im Spiegel sah, fragte ich mich, was mit mir los ist. Warum hat sein Kommentar solch eine Wirkung auf mich? Seine Stimme hallte ständig in meinem Kopf wider. Ich schüttelte den Kopf. Nein. Nein. Nein! Er ist ein verdammtes Arschloch! Warum versucht er, mich von Mansur fernzuhalten? Nach der dumme Aussage von Mansur hätte ich vielleicht geglaubt, aber nicht jetzt wo ich ihn etwas besser kenne. Mansur ist oft ein Spaßvogel, nicht mehr.

Azad:

Ich verstehe nicht, warum ich mich in ihrer Nähe so verhalte. Aber es lässt meine Fäuste rot werden, wenn ich sie mit Mansur sehe. Er ist ein verdammtes Arschloch. Aber mir war klar, dass Ayla das nicht glauben würde. Warum auch? Damals war ich wie ein Hund zu ihr. Das war mir jedoch nie bewusst, bis ich sie wieder in der Bäckerei sah und mein damaliges Verhalten überdachte. Es war ein Zufall. Ich erwarte nichts von ihr. Sie hat jedes Recht, sich mir gegenüber so zu verhalten. Während ich an der Kasse stand und es in der Bäckerei nicht viel los war, klingelte mein Handy. Es war mein Vater. Zögernd nahm ich den Anruf an, obwohl ich eigentlich wusste, dass ich es bereuen würde. "Azad, heute um 16:00 Uhr in meinem Büro", sagte er, bevor ich überhaupt etwas erwidern konnte, legte er auf, vermutlich weil er wusste, dass ich es ablehnen würde. Den Kontakt zu meinem Vater halte ich wegen Can aufrecht. Sonst würde ich alles tun, um diesem Mann nie wieder in meinem Leben zu begegnen.

Plötzlich hörte ich Gelächter. "So habe ich es nicht gemeint", sagte Ayla. Ich lauschte weiter. "Mansur, das war nicht so gemeint. Hör auf, dich wie ein Kind zu benehmen." Dieser verdammte Kerl. Musste er wirklich ausgerechnet in dieser Bäckerei arbeiten? "Ernsthaft? Hast du gerade ernsthaft gesagt, dass mein Teig nicht schmeckt, Ayla? Wie wäre es mit ein wenig Lügen und nicht immer so direkt sein?" Sie begann wieder zu lächeln. Am liebsten würde ich den ganzen Laden mit Mansur zusammen abfackeln. Ich trat vor, bis eine Kundin sich räusperte. "Entschuldigung", sagte ich und kehrte zurück zur Kasse.

Bevor ich direkt nach der Arbeit zu meinem Vater ging, wartete ich draußen noch auf Mansur. Ayla war schon zehn Minuten zuvor losgefahren. Als er herauskam, schien er mich nicht zu bemerken. "Mansur", rief ich seinen Namen. Er drehte sich um, und seine Miene änderte sich sofort. Ja, Bro, ich mag dich auch nicht besonders. Er setzte direkt einen gefälschten Lächeln auf. "Ich dachte, du wärst schon weg." "Ich wollte vor meiner Abfahrt noch mit dir sprechen", erklärte ich. Er sah mich überrascht an. "Worüber denn?" "Ayla", antwortete ich direkt. "Verdammt, Bro, sag mir nicht, du bist eifersüchtig." Eifersüchtig? "Nein, das nicht. Aber ich kenne deine Absichten. Deshalb sage ich dir Mann zu Mann, nett und ohne irgendwelches Theater: Halt dich fern von ihr." Er fing an zu lachen, was meine Wut nur noch verstärkte.

„Bro, chill mal", sagte er. Chill? Am liebsten würde ich dich zusammenhauen, du Mistkerl. "Ich hoffe, du hast meine Absicht verstanden." „Azad. Ich bin bei ihr, weil sie es möchte, und du bist nicht ihr Freund, Bruder oder sonst irgendetwas. Ich bin sicher, dass sie selbst klug genug ist, um Entscheidungen zu treffen. Lass das sein, mein Bruder, das passt nicht zu dir." Meine Wut siegte. Meine Fäuste begannen zu brennen. "Das war alles, was ich zu sagen hatte. Halt dich fern, oder ich werde es anders klären müssen", drohte ich während er einen Schritt näher kam. „Tu es. Los. Es gibt nichts, was ich nicht erlebt habe." entgegnete er. „Glaub mir, das würde ich gerade zu gerne tun" „ Dann tu es. Worauf wartest du? Ayla wäre-" Doch bevor er seinen Satz beenden konnte, schlug ich ihm ins Gesicht. „Ich habe dich gewarnt."

„Du bist zu spät." „Sei froh, dass ich überhaupt gekommen bin", erwiderte ich und setzte mich auf dem Stuhl hin. Es gab zwei Orte, an denen ich alles hasste: einmal das Meer und dann sein verdammtes Bürozimmer. „Warum bist du so stur?" Ich schwieg. Ich spürte plötzlich jede verdammte negative Emotion in mir: Hass, Wut und Frustration. „Deine Mama–" „Wag es nicht, über sie zu sprechen", unterbrach ich ihn und stand auf. Ich gebe meinem Vater nicht die Schuld am Tod meiner Mutter, sondern daran, dass er die Zeit, die er mit ihr hatte, nie genossen hat. Meine Mutter saß jeden Abend traurig am Esstisch, damit mein Vater spät nach Hause kam und nicht alleine essen musste. Und er? Er hat es nicht einmal geschätzt. Er war immer nur am Arbeiten und hat sich nie die Zeit für seine Familie genommen. Jetzt, wo er keine andere Wahl hat, als für mich und Can da zu sein, versucht er, so zu tun, als wäre alles normal. Vielleicht glaubt Can ihm das alles noch, aber ich würde solange er lebt niemals finanziell von ihm abhängig sein. Er seufzte. „Sie war nicht nur deine Mutter. Sie war auch meine Frau." „Genau, die Frau, für die du nie Zeit hattest, huh? Die Frau, die einfach nur als deine Frau abgestempelt wurde und nie die Aufmerksamkeit bekam, die sie verdiente", konterte ich. Er senkte den Blick auf den Tisch. „Ich war da." Ich schüttelte den Kopf.

„Wo? Warst du da, als sie dich zum Geburtstag überraschen wollte? Warst du da, als sie dich bat, bei Cans Einschulung dabei zu sein, und du ihr voll zugesagt hast? Warst du da?", fragte ich ihn. Seine Assistentin kam plötzlich herein. „Alles ist in Ordnung", sagte mein Vater, und sie verließ den Raum wieder. „Hör zu. Ich weiß, ich war kein guter Ehemann, aber alles, was ich tat, war für deine und Cans Zukunft", wiederholte er, wie so oft. „Mir ist meine verdammte Zukunft egal. Mir ist egal, wie viel Geld du auf meinen und Cans Namen verdienst!" Er sah mich kurz bemitleidend an. „Alles, was Mama wollte, war eine glückliche Familie. Du hattest wirklich nur einen Job, und selbst das hast du nicht geschafft. Du warst kein verdammter guter Vater und auch kein guter Ehemann–" „ES REICHT!" schrie er plötzlich. „ALLES, WAS ICH GETAN HABE, WAR DAMIT IHR IMMER GUT VERSORGT SEID! Ich weiß, ich bin zu sehr in die Arbeit vertieft gewesen und habe das eigentliche Leben vergessen. Aber ich habe das alles für euch getan!" Stille.

"Zum tausendsten Mal! Kündige aus dieser verdammten lächerlichen Bäckerei, Azad, und komm und arbeite wie ein Mann mit deinem Vater."

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Wie findet ihr Azads Sicht?

i hate youTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon