Kapitel 14

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Vincenzo:

Wir haben 21 Uhr. Kein einziges Mal habe ich oben nach ihr gesehen. Ich saß die ganze Zeit auf der Couch und habe nachgedacht. Nur nachgedacht. Um 22:30 Uhr ist Einlass, 22:20 Uhr sollten wir bereits dort sein. Es wird Zeit, sich so langsam aufzurichten und fertigmachen zu gehen. Meine Gedanken muss ich richten, also greife ich erst mal im Kühlschrank zu einer Flasche Wein. Ein Glas schadet mir nicht. Es ist nur ein Glas.

Ich mache mich auf dem Weg nach oben. Die ganze Zeit über war die Tür zu meinem Schlafzimmer anscheinend offengelassen worden. Und da liegt sie. Auf meinem dunklen Bett in roter Unterwäsche. Verdammt. ,,Bist du fertig?", frage ich recht, kühl. ,,Sehe ich fertig aus? Oder willst du das ich den Club heute so betrete?" ,,22:20 Uhr müssen wir dort sein. Zieh dich an." In meinem Schrank greife ich zu einem schwarzen Hemd und einer schwarzen Jeans. Im Hintergrund höre ich, wie sie sich vom Bett erhebt. ,,Soll ich dir beim Hemd helfen?" ,,Ja." Langsam schließt sie mir die Knöpfe meines Hemdes, lässt die oberen zwei Knöpfe jedoch offen und holt meine silberne Kreuzkette nach vorne. ,,Die Kette ist schön." Ja, sie gehörte meinem Vater. ,,Ich will nicht, dass man sie sieht", antworte ich ihr und stecke sie wieder unter mein Hemd. ,,Warum?" ,,Weil und jetzt zieh dich an." ,,Du bist heute unerträglich", gibt sie genervt von sich und zieht sich das kurze schwarze Kleid über. Streng mustere ich sie. ,,Das ist-" ,,Zu kurz? Ja. Aber ich hatte keine Zeit und Lust, mir ein längeres zu besorgen, nur weil der Dresscode all Black ist." Ich reiße mich zusammen. Mehr kann ich jetzt auch nicht tun. ,,Nicolas weiß nicht, dass wir heute in den Club gehen oder?", fragt sie dann etwas nachdenklich. ,,Doch." ,,Erzählst du ihm echt alles? Auch wie du mich zum kommen gebracht hast?" ,,Fuck nein. Ich habe dir schon mal gesagt, dass es unser kleines Geheimnis ist. Ich warte unten auf dich."

,,Was zum Fick ist heute nur los mit mir?", frage ich mich unten leise und nehme noch ein Glas meines Weines. ,,Wir können los." Ich schaue zu ihr rüber. Sie sieht mal wieder wunderschön aus. ,,Soll ich fahren?" ,,Nein. Wein wirkt bei mir nicht. Bin härteres gewohnt." Gerade will sie die Tür rauslaufen, als ich sie dann zu mir drehe und Küsse. Ich brauch das gerade. Den Geschmack ihrer Lippe und ihrer Nähe. ,,Willst du zu Hause bleiben?", fragt sie mich dann besorgt. ,,Nein. Mir geht es gut. Mein Kopf spielt nur etwas verrückt. Nichts, über was du dir Gedanken machen solltest Kleine. Vergiss bitte nicht, dass du mir heute keinen Schritt von der Seite weichen sollst okey?" ,,Okey", gibt sie mit einem sanften Lächeln von sich. ,,Und jetzt lass uns los. Sonst kommen wir nicht rechtzeitig an."

Gemeinsam betreten wir den Club. Die Schlange war lang, jedoch komme ich ohne Probleme rein. Ich erkenne bereits ein paar Kunden. ,,Wie kommt es eigentlich, dass du dich nicht anstellen musst, um rein zu kommen?" Wenn du nur wüsstest, dass dieser Club mir gehört. ,,Kenne den Kerl, dem der Club gehört." An der Hand ziehe ich sie zur Bar. ,,Ein Bacardi Sprite", sage ich zum Barkeeper. ,,Der Chef höchst persönlich", kommt es nun von ihm. ,,Er nennt mich immer so. Hab viel Zeit in diesem Club verbracht", erkläre ich, während ich ihr das Getränk reiche. Von Minute zu Minute wird der Club immer voller. Ein Gesicht nach dem anderen präge ich in meinem Kopf ein. Den ein oder anderen begrüße ich mit einem leichten Kopfnicken, doch keiner traut es sich nur einen Schritt in meine Nähe zu setzen. Langsam schmiegt sie sich an mich und ich realisiere, was für eine dumme Idee es war, sie mitzunehmen. Feinde könnten hier sein. Feinde, könnten sich ihr Gesicht merken und ich hab keine verfickte Waffe dabei. Die Musik wird lauter und lauter und lauter. Die Menschen ertrinken innerlich an dem Konsum des Alkohols, denn sie zu sich nehmen. Bereits im hinteren Teil des Clubs, sammeln sich zahlreiche Kerle, die es kaum abwarten können in den sogenannten Black room gelassen zu werden. Das reinste Drogenparadies, welches von Noah überwacht wird. Wir sind sechs Jungs. Eine Gruppe. Eine Familie. Und alle komplett zerstört. Während meine Blicke über die ganze  Menschenmasse wandern, sieht sie nur mich an. Nur mich. Nur meine Augen. Langsam schaue ich zu ihr runter. ,,Kann ich noch was trinken?", fragt sie und hält mir ihren leeren Becher hoch. Ich nicke und hole ihr noch mal den gleichen Drink, jedoch ohne sie aus den Augen zu verlieren. Ängstlich schaut sie sich um. Ihre Blicke landen oft bei Weibern, deren Körper sie mustert. Doch sie alleine ist die schönste in diesem Raum voller Bastarden und halb nackten Schlampen. Sie allein ist die Einzige, die ich will. ,,Seid wann lässt du mich so viel trinken?", fragt sie, als ich mich wieder zu ihr geselle. ,,Weil sich heute keiner an dich ran trauen wird." ,,Und warum denkst du das?" ,,Weil meine Blicke deutlich machen, dass sich keiner dir nähern darf. Außerdem gehören deine Augen anscheinend den ganzen Abend lang nur mir." ,,Was wenn jemand sich dir nähern will?", hinterfragt sie nun mit zusammen geknifften Augen. ,,Wird nicht passieren Kleine." Meine Blicke wandern nun hoch zur zweiten Etagen, wo ich Carlino und Coop entdeckt habe. Gemeinsam blicken sie in die Menge herab. Es schaut so aus, als würden sie jemanden suchen. ,,Fragst du dich auch immer was sich in der zweiten Etage befindet?" Die Antwort könnte ich dir jetzt geben, doch sie würde dich nicht sonderlich erfreuen. ,,Nein nicht wirklich." Carlinos und Coops Blicke werden immer ernster. ,,Sole ich komme gleich. Bleib hier stehen okey?" ,,Kann ich nicht-" ,,Nein. Bleib hier stehen." Schnell nähere ich mich den beiden, um sie mit einem pfeifen zu mir runterzuholen. ,,Wenn sucht ihr?", frage ich streng und beobachte Sole weiterhin.
,,Dich du Bastard", gibt Coop genervt von sich. ,,Warum ruft ihr nicht an?" ,,Haben die Handys im Auto liegen gelassen", erklärt Carlino. ,,Habt ihr wenigstens die Waffen da." Beide nicken. ,,Ich habe keine dabei. Die Schwester von Nicolas darf auf keinen Fall etwas von dieser ganzen scheiße erfahren. Habt ihr die Leiche von diesem Bastard beseitigt?" ,,Ja aber du hättest ruhig sagen können, dass der Kerl deutlich schwerer ist." Ein kleines Grinsen überkommt meinen Gesicht. ,,Wo ist die Schwester von Nicolas?", fragt Coop. Fuck. Ich habe sie aus den Augen verloren. ,,Verdammt. Ich muss wieder zu ihr. Schaut mal nach Noah."

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