Kapitel 21

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Vincenzo:

Ob ich ein Bastard bin? Ja, dass bin ich. Ob ich mit einer anderen rumgemacht habe? Ja, dass habe ich. Fühle ich mich schlecht? Verdammt schlecht. Steckt das Mädchen, welches denkt sie, wäre mir egal, gerade wegen in mir einem Zusammenbruch? Ja, dass tut sie. Ihre Stimme zerbricht. Sie will mich nicht mehr sehen. Verständlich. Ich bin ein Arsch. Ein richtiger Arsch. Langsam platziere ich sie wieder auf dem Bett. Sie ist hilflos und schwach und ich habe sie verletzt. ,,Es tut mir leid Sole." Sie gibt keinen Ton von sich und starrt auf den Boden. Sie starrt in eine leere. Ihre Augen werfen Träne für Träne in ihr Gesicht runter. ,,Wir haben nicht gefickt Sole." Sie zuckt bei dem Wort gefickt, kurz zusammen und starrt mir dann in die Augen. Verdammt. Diese Augen sind so leer. ,,Sie hat, dich aber geküsst", gibt sie leise von sich. Ich setze mich zu ihr. ,,Wir haben rumgemacht. Ich habe es rechtzeitig beendet." ,,Du, hast mich hintergangen." ,,Ich hatte meine Gründe Sole.
,,Ich bin nie gut genug." ,,Hör auf bitte. Du bist gut genug. Ich bin der Fehler in diesem Spiel."
,,Es war nur ein Spiel." Ihre Stimme zittert und klingt so verdammt leer. ,,Nein. So meinte ich das nicht. Du bist kein Spiel. Du bist viel mehr als das. Bitte, verzeih mir." ,,Wie lange muss ich bei euch bleiben?" ,,4 Tage." ,,Kann ich bei Noah schlafen?" ,,Er ist nicht da." ,,Ich will wärme spüren." Sie ist verwirrt. ,,Ich bin doch da Sole", antworte ich ihre und streiche ihr eine Strähne hinters Ohr. ,,Du warst da." ,,Ich bin da." Langsam hebe ich ihren Kopf ein Stück hoch und platziere meine Stirn an ihrer.

,,Schließ die Augen Sole." Und das tut sie.
,,Spürst du das? Wärme und Akzeptanz." Nun gebe ich ihr einen Kuss auf die Stirn und anschließend auf dem Mund. ,,Fühlst du das Sole? Sag mir, dass du dieses Gefühl noch nie zuvor bei jemanden gespürt hast." Sie öffnet ihre Augen wieder. ,,Habe ich noch nie." ,,Und das wirst du auch nie. Irgendwann wirst du verstehen, warum ich das tun musste. Irgendwann gehöre ich nur dir. Dir ganz alleine." Sie senkt ihren Blick wieder. ,,Sole ich weiß, dass es schwer ist, mir zu verzeihen. Ich bin ein Bastard, aber ich hatte keine andere Wahl." ,,Man hat immer eine Wahl Vincenzo." Nein, diesmal hatte ich wirklich keine. Ihr Vater ist ein wichtiger Geschäftspartner, den ich auf gar keinen Fall verlieren darf, bis ich etwas besseres gefunden habe. ,,Ich habe etwas für dich", sage ich und hole eine kleine schwarze Schachtel aus meiner Jacketttasche. ,,Ich will nichts von dir haben. Nichts Materielles macht das, was du getan hast wieder gut." Ich hole aus dem schwarzem Schmuckkästchen eine goldene Halskette mit meinem Buchstaben und einen Mond raus. ,,Ich weiß das sauer auf mich bist und es ist okey. Hass mich ruhig, aber zieh diese Kette bitte niemals aus." Aus meiner Hosentasche hole ich ein silbernes Armband mit einer Sonne und ihren
Anfangsbuchstaben. ,,Kannst du mir das bitte anziehen?", frage ich sie. Sie nimmt mir das Armband aus der Hand, betrachtet es kurz und zieht es mir anschließend um den Arm. Langsam dreht sie sich mit den Rücken zu mir und zieht ihre Haare nach vorne. Ein Zeichen, dass ich ihr die Kette umbinden soll. ,,Weil du meine Sonne bist", sage ich und verschließe die Kette. ,,Und du mein Mond", antwortet sie. ,,Versprich mir, dass du sie niemals ausziehen wirst." ,,Ich verspreche es."

Sie steht auf und mustert sich im Spiegel. Sie hat selbst Zweifel. Ich merke es ihr an, denn sie fängt wieder an zu zittern. ,,Ich will warm Baden", gibt sie zittrig von sich. ,,Ich helfe dir." Etappenweise ziehe ich ihr die Klamotten aus und helfe ihr in die Badewanne zu steigen. ,,Ist das Wasser so angenehm?" Sie nickt. ,,Kann ich später einen Pullover von dir anziehen?" Ohne nachzudenken, hole ich ihr direkt einen langen Pullover aus meinen Schrank und ihre Unterwäsche. Außerdem nehme ich mir noch einen Hocker zu Hand und geselle mich dann zu ihr. Es herrscht stille und es ist okey. Ich habe sie verletzt und bin wütend auf mich. ,,Liebst du sie?", kommt es dann von ihr. ,,Nein." ,,Was findest du dann so toll an ihr? Ist sie gut im Bett? Was hat sie, was ich nicht habe?" ,,Du zweifelst gerade übertrieben an dir selbst und das ist falsch. Keine hat das, was du hast. Versteh doch. Du bist etwas besonderes. Etwas sehr besonderes." ,,Wäre ich so besonders, hättest du das nie getan." Ich stehe auf, hole mir ebenfalls frische Klamotten und ziehe mich dann so langsam aus, um etwas zu tun, was ich davor noch nie zuvor gemacht habe. ,,Rutsch bitte etwas nach vorne Sole." Ich setze mich zu ihr in die Badewanne, so das ich hinter ihr sitze und sie ihren Rücken an meiner Brust platzieren kann. Meine Arme umschlingen ihren Oberkörper. Noch nie zuvor habe ich mich voll und ganz jemanden so hingegeben. Noch nie zuvor habe ich zu so viel Mitgefühl gezeigt. ,,Du bist perfekt", flüstere ich leise in ihr Ohr. ,,Als ich älter wurde und mein Körper aufgrund meines Vaters mit immer mehr Blauen Flecken bestückt war, saß ich weinend in der Badewanne und starrte wie jetzt an die weiße Wand. Ich war jedes Mal ein Stück näher, mir mein eigenes Leben zu nehmen." Sie ist so verletzt. So gebrochen. Ein so junge Seele musste schon so viel Böses leid ertragen. ,,Warst du schon bei einer Therapie?" ,,Ja aber ich weiß nicht. So viel Geld bezahlt für etwas, dass mir nicht richtig weiter geholfen hat. Deswegen notiere ich meine Gedanken in ein Notizbuch. Mit irgendwem soll ich doch reden." ,,Ich tue das gleiche." Sie richtet sich auf und dreht sich nun auf die andere Seite der Badewanne. So das sie mich anschauen kann. ,,Du hast mich deswegen mal ausgelacht." ,,Ich wollte dir keine Schwäche zeigen." Ich sehe, wie ihr ein ganz, ganz kleines Lächeln über die Lippen kommt. ,,Ich notiere meine Gedanken und Gefühle, aber gleichzeitig auch meine Ängste. Ich bin gefangen zwischen meinen eigenen Gedanken." ,,Jetzt weißt du ungefähr, wie es mir geht", antworte ich ihr. ,,Ist Sex auch etwas, was du tust, um deine Gedanken etwas in Griff zu bekommen. ,,So in etwa. Ich spüre etwas in mir, kann es aber nicht genau identifizieren. Ich glaube, Sex ist einer der wenigen Sachen, in denen ich weiß, das ich gerade geliebt werde für das, was ich tue." Und es stimmt. Wann sonst verspüre ich etwas wie Liebe oder Zuneigung ? ,,Hast du oft Sex, wenn du dich schlecht fühlst oder wütend bist?" Ich nicke.
,,Hilft es?" ,,Ja." ,,Würde es mir helfen?" ,,Ich weiß es nicht."

Sie kommt näher und setzt sich direkt auf meinen Schwanz. Sie fährt mit ihrem Finger die Konturen meines Gesichtes nach. ,,Sole, ich weiß nicht, ob das richtig ist." ,,Ich will es aber. Ich will das meine Trauer für einen kurzen Moment vergeht. Lass sie mich vergessen", antwortet sie und fängt so langsam an ihre Hüften hin und her zu bewegen, so das mein Schwanz direkt in ihre Mitte gleitet. Sie wird wilder und plötzlich hat ihr Körper so verdammt viel Kraft. Ihre Bewegungen werden schneller und die Art, wie sie mich küsst, viel intensiver. Nun packt sie während des Küssens mit der einen Hand langsam meinen Hals an und drückt immer fester zu. Fuck. Was verspürt sie, wenn sie das tut? Ihren Köper schmiegt sie nun immer weiter an mich und ihr Kopf versteckt sie an meinem Hals. Ihre Bewegungen werden noch mal ganz schnell, lassen dann aber nach, als sie merkt, dass wir beide kommen. Sie umarmt mich und ich erwidere diese. Sie weint. Warum weint sie? ,,Es tut mir leid Sole", sage ich und ziehe ihr Gesicht mit beiden Händen nach vorne, um ihr die Tränen aus dem Gesicht zu streichen. ,,Trauersex tut gut", antwortet sie. ,,Wasch dich noch mal richtig ab und zieh dich dann an. Irgendwo unten habe ich auf Vorrat noch die Pille danach. Ich hol sie schnell okey?" Sie nickt. Als ich wieder hochkomme, liegt sie auf meinem Bett mit dem Blick nach oben gerichtet und spielt mit der Halskette, die ich ihr gab. ,,Hier", sage ich und reiche ihr die Pille und das Wasser. Ich beobachte sie. Jetzt strahlt sie Ruhe aus. Sehr viel Ruhe. Doch sie zuckt plötzlich von dem Klingeln meines Handys zusammen.

,,Was ist?"
,,Vinci, kannst du mich abholen."
,,Fuck Noah. Kann Coop dich nicht fahren oder was? Bist du immer noch auf dieser Veranstaltung."
,,Hol mich hier bitte einfach ab."
,,Ich hab Sole bei mir. Wie zum Fick stellst du dir das vor? Sole hatte vorhin einen Zusammenbruch. Ich bestell dir ein Taxi."
,,Vinci aber-"

Ich habe aufgelegt. Kein Verlass auf ihn mit seinen 19 Jahren. Immer noch muss ich den Babysitter spielen. Bei Sole versteh ich es. Sie ist eben eine Frau, aber Noah. Er weiß, wie die Regeln sind und bricht sie immer wieder aufs Neue. ,,Du hättest ihn abholen sollen", kommt es nun von ihr. ,,Nein." ,,Das ist unverantwortlich von dir." ,,Er ist alt genug, um zu schauen, wie er selbst nach Hause kommt." Sie gibt kein Ton mehr von sich, sondern greift zu ihrem Handy.
,,Was machst du?" ,,Deinem Bruder sagen, das er mir die Adresse schicken soll. Er ist besoffen und ich lasse ihn doch nicht im Stich." ,,Sole." Doch bevor ich es ihr ausreden kann, wählt sie seine Nummer. ,,Ich hole dich. Schick mir die Adresse", kommt es nur von ihr. Sie richtet sich auf, zieht sich eine Jogginghose von mir über und läuft nach unten. ,,Du hast doch nicht mal ein Auto", schreie ich ihr hinterher. ,,Ich nehme deins", sagt sie und lässt die Türe zuknallen. Fuck. Fuck. Fuck. Welches Auto hat sie jetzt genommen? Nicht die G Klasse oder? Doch das hat sie. Ist die überhaupt eine sichere Fahrerin? Fuck ich kann sie nicht mal orten.

Unruhig laufe ich zwischen Wohnzimmer und Küche hin und her. Was, wenn sie unvorsichtig fährt? Was, wenn sie am Lenkrad zusammenbricht? 10, 20, 30 Minuten vergehen, bis die Tür sich endlich öffnet. ,,Warum hat, dass so lange gedauert?" ,,Wir waren noch bei Mc Donalds", sagt Noah und hält die Tüte hoch. Ich mustere ihn. Offenes Hemd und seine Haare sind durcheinander. ,,Hast du jemanden gefickt?" ,,Ja hat er. Nicht nur eine", antwortet mir Sole dann.
,,So meine Freunde, ich gehe mich hinlegen. Es war ein echt schöner Tag mit euch alles", gibt Noah von sich und drückt Sole einen Kuss auf die Wange. ,,Du bist die beste Sole. Bis dann." Benebelt läuft er die Treppen hoch, während ich mich wieder Sole zuwende. ,,Gib mir deinen Standort." ,,Krieg ich dann auch deinen?" ,,Ja." Sie greift nach ihrem Handy und lässt mich ihren Standort zukommen lassen. Ich ahme es ihr nach. ,,Ich geh auch schlafen. Du kannst dich dazulegen, falls du vorhast, morgen früh neben mir aufzuwachen." Und schon verschwindet sie nach oben. Werde ich morgen neben ihr aufwachen? Will ich das? Oder werde ich ihr bloß wieder nur die Hoffnung geben? Nein. Diesmal zeige ich ihr, dass sie mir etwas bedeutet. Ich geselle mich zu ihr und schmiege meinen Körper von hinten an ihren. ,,Gute Nacht Sole", flüstere ich leide an ihr Ohr.

Meine kleine Sole. Irgendwann werde ich es schaffen, dich überglücklich zu machen. Das verspreche ich dir.

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