Kapitel 32

38 5 2
                                    

„Notiert euch bitte diese Gleichungen", forderte uns Mr Gibbels, unser Biologielehrer, auf und positionierte sich vor dem Pult. „Bei der Mitose wird diploid zu diploid, bei der Meiose wird diploid zu haploid und bei der Befruchtung wird haploid und haploid zu diploid."
Eifrig schrieb ich den Satz auf meinen Block und rahmte ihn ein, da es mir wichtig erschien.
„Wenn ihr das habt, dürft ihr gehen", verkündete unser Lehrer, was sich niemand zweimal sagen ließ. Im nächsten Moment war das Klassenzimmer schon so gut wie leer gefegt und ich trudelte ebenfalls aus der Tür.

„Hey, Zwerg", rief eine tiefe Stimme, wobei ich nur die Augen verdrehte und lächelte.
„Was gibt's Blödmann?", entgegnete ich im selben Ton, als Collin neben mir angelangt war.

„Oha, womit hab ich das denn verdient?" Wehmütig fasste er sich an seine Brust und bedachte mich mit einem gekränkten Blick.
„Naja, passt doch. Findest du nicht?", antwortete ich und schaute ihn vielsagend an.
„Autsch", machte er und blieb kurz stehen, wovon ich mich aber nicht beirren ließ und weiter durch die Schülermassen lief.

„Was steht heute noch so an?", fragte er, nachdem er mich wieder eingeholt hatte und nun neben mir her schlenderte.
Es freute mich, dass das Wochenende uns näher gebracht hatte und wir nun in der Schule auch vor anderen miteinander redeten.
„Arbeit", teilte ich ihm knapp mit. „Und bei dir so?"
„Nichts eigentlich."
Kurz war es still zwischen uns.

„Hast du morgen Zeit für Nachhilfe? Ich glaube, ich könnte es mal wieder gebrauchen", wollte er wissen und lachte leicht.
„Morgen ist Donnerstag ...", überlegte ich laut und ging im Kopf meinen Dienstplan für diese Woche durch. „Jup, müsste gehen. Direkt nach der Schule?" Ich stieß die schwere Metalltür auf und trat hinaus ins Freie, gefolgt von Collin.
„Ja, würde am besten passen. Abends hab ich wieder Fußballtraining. In anderthalb Wochen fangen die Spiele an, deswegen darf ich jetzt keins mehr ausfallen lassen."

Gerade als ich darauf eingehen wollte, schrie jemand meinen Namen: „Alenia!"
Perplex drehte ich mich zu beiden Seiten und entdeckte Francesca, die mit Lola im Schlepptau auf mich zukam.
„Gut, dass ich dich hier erwische. Wir haben für heute die Pizzeria geschlossen, also musst du nicht arbeiten."
Verwirrt schaute ich sie an. „Wieso das denn?"
„Meine Mama hat einen kurzfristigen Arzttermin bekommen, auf den sie schon ein halbes Jahr wartet und weil sie ihn deswegen nicht absagen wollte, hat sie beschlossen, mal einen Tag frei zu machen. Sie hatte mir aufgetragen, es dir heute in der Schule zu erzählen, aber ich hatte es völlig vergessen, tut mir leid", erklärte Francesca ohne auch nur einmal Luft zu holen.

„Schon gut", meinte ich lachend und winkte ab. „Ist doch nicht schlimm."
„Also wenn ihr wollt", fing Lola an und bedachte Collin und mich mit einem freudigen Blick, ehe sie die Italienerin anschaute, ganz so als wollte sie sicher gehen, nichts Falsches zu sagen. „Wir wollten gerade ins Kino. Ihr könntet mitgehen, so als Doppeldate!" Sie schien Feuer und Flamme für ihre Idee zu sein und auch meine Freundin hatte plötzlich ein Leuchten in den Augen.
„Das ist eine fantastische Idee!" Enthusiastisch wedelte sie mit den Händen in der Luft herum. „Ich wollte schon immer mit meiner Freundin auf ein Doppeldate gehen!"

Collin und ich blickten uns entgeistert an und schienen die gleichen Gedanken zu haben.
„Wir sind nur Freunde!", kam es gleichzeitig aus unseren Mündern geschossen.
„Als Freunde geht man nicht auf ein Date", fügte ich noch hinzu.
„Ja, also wird das leider nichts, weil wir kein Paar sind", pflichtete Collin mir bei.

Lola und Francesca warfen sich andächtige Blicke zu und hoben beide ihre Augenbrauen an.
„Mhm, klar", meinte die Italienerin ironisch und nickte wenig überzeugt.
„Was haltet ihr dann von abhängen? Wir vier gehen gemeinsam als Freunde", dieses Wort betonte Lola besonders stark, „einen Film im Kino ansehen. Francesca und ich sind dabei halt etwas mehr als nur freundschaftlich unterwegs und haben andere Intensionen als ihr."
Als sie das hörte, strahlte meine Freundin über beide Ohren. Es war süß, wie sie ihre rothaarige Begleitung anhimmelte und sich nervös die Haare zurück strich.

twisted love - was it all fake?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt