Kapitel 36

45 4 28
                                    

Planlos trugen mich meine Beine einfach davon. Weg von der Schule, weg von Collin, weg von der Wahrheit, die ich noch immer nicht begreifen wollte.
Wie konnte er nur? Wie konnte er mir so etwas nur antun?

Mit jedem weiteren Schritt fühlte ich mich hoffnungsloser, während meine Tränen einfach kein Ende finden wollten.
Ich schaute nicht einmal zurück, um mich zu vergewissern, dass Collin mir nicht nachrannte. Ein Teil von mir wünschte sich, er würde es tun, ein anderer nicht. Letztendlich war es egal, denn er kam nicht.

Ein weiterer Heulkrampf erfasste mich, während ich mich umsah, da ich irgendwann die Orientierung verloren hatte. Erleichtert stellte ich fest, dass ich mich ganz in der Nähe des Friedhofs befand.
Zielstrebig lief ich auf das kleine Loch in der Hecke zu und quetschte mich hindurch.

Ich hatte Sehnsucht nach meiner Mom, in diesem Moment mehr denn je. Sie war die Einzige, zu der ich jetzt hätte gehen können. Der ich von all dem hätte berichten können und die versucht hätte, mich davon zu überzeugen, dass alles gut werden würde.
Doch sie war nicht da, niemand war da. Ich war allein, so wie immer.

Erschöpft sank ich vor dem Grab meiner Mutter auf das gefrorene Gras nieder, meine Tasche glitt neben mich. Mein Gesicht fühlte sich taub an, genau wie meine Seele.
„Was passiert hier nur?", flüsterte ich in die Stille hinein.

Mit tränenverschleiertem Blick starrte ich auf das kleine Vögelchen, das auf dem bläulichen Stein hinter ihrem Namen eingraviert war.
„Er hat mich benutzt, die ganze Zeit. Für eine abscheuliche Wette!" Ich gab einen unterdrückten Schluchzer von mir.
„Mehr war es nicht... Nur eine Wette! Wie konnte ich so dumm sein und mir einbilden, dass da etwas zwischen uns war? Dabei hat er mir noch nie gesagt, dass er mich mag! Er hat nur drum herum geredet und ich habe viel zu viel in alles reininterpretiert!"

Wut machte sich nun in mir breit, die zum Teil Collin galt, aber hauptsächlich mir. Ich war wütend, weil ich selbst Schuld daran war. Ich hätte es kommen sehen und vorsichtiger sein müssen, mir niemals erlauben dürfen, diese Gefühle für ihn zuzulassen. Und jetzt steckte ich mitten drin und das waren die Konsequenzen meines Handelns.

Wie erbärmlich du bist! Du hast es nicht anders verdient!
Die leise Stimme in meinem Kopf stahl sich mehr und mehr in mein Bewusstsein und übernahm die Kontrolle über meine Gedanken.

Erst jetzt stellte ich fröstelnd fest, dass ich meine Jacke in der Umkleide vergessen hatte und nun in T-Shirt und Hoodie bei Minusgraden dabei zusah, wie es langsam dunkel wurde.
Für den Moment lenkte die Kälte mich von meinem Schmerz und der Stimme, die unaufhaltsam versuchte, mir ihren Willen aufzuzwingen, ab.
Sie war die Manifestation meines dunkelsten Selbst und ich merkte, wie ich schwach wurde.

Ich weiß, dass du es willst. Fühlst du nicht diesen Druck?

Mit einem Mal kam es mir unmöglich vor, ihn nicht zu fühlen. Die Haut an meinen Armen pochte unheilvoll und ich strich mir nervös über die Handrücken.

Beende es.

Ohne, dass ich es irgendwie hätte verhindern können, fanden meine Finger wie von selbst den Weg zu meinem Rucksack und nach kurzem Graben, hatte ich, was ich wollte. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Im Moment war mir alles recht, hauptsache ich musste diesen Verrat, diese Enttäuschung, diesen Schmerz nicht mehr fühlen.

Beende es, wiederholte die hinterlistige Stimme.

Voller Abscheu betrachtete ich die Klinge, die wie ein Fremdkörper zwischen meinen Fingern lag und verheißungsvoll im dämmrigen Licht der untergehenden Sonne aufblitzte. Ich wusste, dass ich sie längst wieder hätte auspacken müssen und bereute meine Tat jetzt schon.

Hai finito le parti pubblicate.

⏰ Ultimo aggiornamento: May 16 ⏰

Aggiungi questa storia alla tua Biblioteca per ricevere una notifica quando verrà pubblicata la prossima parte!

twisted love - was it all fake?Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora