15~ THE LAKE

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Noch immer hörte man den Klang des Unwetters auf das Dach des gestohlenen Wagens trommeln

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Noch immer hörte man den Klang des Unwetters auf das Dach des gestohlenen Wagens trommeln. Die Scheibenwischer arbeiteten im Eiltempo, doch der Sturm schien immer mehr an Kraft zu gewinnen. »Was ist los?«, fragte Soobin seinen Beifahrer Taehyun, der trotz der Aufregung und der Tatsache, dass Beomgyu und Yeonjun bereits losgejoggt waren, noch im Auto sitzen blieb und beide Hände ans Armaturenbrett gestützt hatte. »Kommst du nicht mit?«, wollte Soobin dann wissen, weil Taehyun auch nicht die geringsten Anzeichen machte, aus dem Fahrzeug auszusteigen. Schon die ganze Zeit über hatte er still und nachdenklich gewirkt, als ob er von seinen Gedanken eingenommen wurde.

Schließlich schüttelte der Junge den Kopf.

»Nein, ich bringe am besten das Fahrzeug wieder zurück. Ich weiß, wir mussten es nehmen, um zu helfen, aber es gehört uns nicht. Ich fühle mich nicht wohl dabei, es zu behalten.«

Das war logisch, dachte sich Soobin und verabschiedete sich von Taehyun, um zu seinen Freunden aufholen zu können. Dabei war es gar nicht so eilig, denn als der Surfer, die beiden erreicht hatte, standen Beomgyu und Yeonjun vor dem Meer und starrten zum Himmel. Die stürmischen Wellen schlugen wild gegen die Küste und der Regen prasselte wie ein undurchdringlicher Schleier auf sie herab.

»Was ist los?«

»Ich kann mich nicht verwandeln«, erklärte Yeonjun das Problem, die tiefschwarzen Haare klebten ihm vom Regen im Gesicht. Seine Kleidung war so durchnässt, dass sie sich perfekt an die körperlichen Konturen des Ningyos anpassten. »Es sollte längst etwas passiert sein. Aber ich spüre rein gar nichts.«

Beomgyu legte tröstend eine Hand auf Yeonjuns Schulter. Er versuchte ruhig zu bleiben, auch wenn sein Großvater in größter Gefahr schwebte. Aber es machte die Sache nicht besser, wenn er nun panisch werden würde. »Vielleicht brauchst du nur etwas mehr Zeit.« Er konnte spüren, dass etwas nicht stimmte, denn normalerweise hätte Yeonjun längst seine Form gewechselt.

Es war beunruhigend.

Und der Ningyo hätte sich gerne damit auseinandergesetzt, aber dafür war einfach keine Zeit.

Kopfschüttelnd setzte Yeonjun sich in Bewegung auf das Meer zu. Brachte eilig einen Fuß vor den anderen, bis er in einen Laufschritt verfiel. Hinter ihm konnte er Soobin und Beomgyu rufen hören, doch er ignorierte es. Zudem peitschte ihm der Wind so laut um die Ohren, dass er deren Worte nicht verstehen konnte und sobald er bis zur Hüfte im Wasser stand, wurde er von einer großen Welle verschluckt. Von da an merkte Yeonjun erst so richtig, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Nicht nur, dass seine Flosse fehlte, er hatte Schwierigkeiten damit, seine Familie zu hören. Das Meer war für ihn komplett schweigsam geworden, dabei sollte seine Mutter noch in der Nähe sein.

Waren sie weggeschwommen, nachdem Mavis etwas so Schreckliches zugestoßen war?

Hatten sie Yeonjun zurückgelassen?

Und warum konnte er sich nicht mehr verwandeln?

Fragen über Fragen, auf die Yeonjun keine Antwort und für die er nur Vermutungen hatte. Allerdings besaß er nicht die Zeit, um sich darüber groß den Kopf zu zerbrechen, selbst wenn es ihn in leichte Panik versetzte. Er konnte froh sein, dass die Schmerzen von vorhin wenigstens während der Autofahrt nachgelassen hatten, dennoch war die ganze Situation unglaublich beängstigend. Aber da er das Boot von Beomgyus Großvater bereits sehen konnte und es durch die Wellen gefährlich ins Schwanken geriet, schwamm er los. Er konnte den Mann trotz der Entfernung und des Sturmes rufen hören, was Yeonjun tatsächlich auch ein wenig Erleichterung verschaffte. Er ließ sich von den hohen Wellen nicht abhalten. Mit jedem kräftigen Schwimmzug kämpfte er sich durch das aufgewühlte Wasser, das ihm nun so fremd erschien. Spürte, wie seine Kräfte langsam schwanden und seine Bewegungen nicht mehr so flink waren wie sonst. Mit Beinen zu schwimmen war eine Herausforderung, der er sich nie hatte stellen wollen. Jeder Atemzug fiel Yeonjun schwer und sein Herz hämmerte in seiner Brust, aber er wollte nicht aufgeben. Er biss die Zähne zusammen und schwamm weiter, die Gedanken waren nur bei dem alten Mann, der in Not war.

✔ IN THE PINK CORALWhere stories live. Discover now