LIV - Salz und Fett

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Jahr 350 nach dem Götterkrieg, Winter

Devenkum, Kaiserreich


"Was braucht man, wenn das Essen schmecken soll?", wollte Caelan von den Versammelten wissen.

Sie waren die erste Woche nach ihrer Abreise von Fort Carraig an Iarainn gut voran gekommen. Sie hatten die Straße von Kinbay nach Merun erreicht, was ihre Reise deutlich beschleunigt hatte. Doch jetzt saßen sie fest. Anfuár hatte sie in Devenkum überrascht und mit dem Schnee auf der Straße gab es kein Vorankommen. Und so verbrachten sie nun ihren dritten Tag in einem kleinen Ort im Nirgendwo.

"Salbei!" rief Zofia enthusiastisch.

Eine Antwort, mit der Peadar ganz und gar nicht zufrieden war. "Salbei? Widerlich!"

"Ich mag Salbei!" Zofia schmollte.

Sie saßen in Küche und Gaststube des alten Ó Finn Hofes. Nach dem Tod des alten Ó Broin hatte der junge Ó Finn das Leben als Bauer nicht allzu genossen und Teile des Hofes in ein Gasthaus umgebaut. Der Mann war recht redselig und hatte ihnen noch am ersten Abend die Geschichte seiner Familie in etwas zu viel Detail erzählt, wie Áed fand. Aber er war ein guter Mann. Hatte ihnen angeboten, dass sie umsonst bleiben konnten, nachdem sie eingeschneit wurden, solange sie ihm mit dem Hof halfen. Sara war wenig begeistert, doch Áed musste zugeben, dass er es ganz angenehm fand, für eine Weile nicht reisen zu müssen. Und das warme Feuer des Kamins, vor dem er saß, gefiel ihm deutlich besser, die gefrorene Straße und der Schnee dort draußen.

Der lange Raum verband Küche und Gaststube in einem und war womöglich mal ein Stall gewesen. Und von seinem Platz vor dem - wohl nachträglich eingebauten Kamin - hatte Áed einen schönen Überblick über die ganze Länge.

Teppiche auf dem steinernen Boden und Decken vor den Fenstern gaben ihr bestes, die Kälte auf Abstand zu halten. Dadurch war alles in das warme Gold des Kaminfeuers und einiger Kerzen getaucht. Es gab dem ganzen eine sehr gemütliche Stimmung. Die Tische und Stühle, die nicht zusammenpassen. Verschiedene Tischdecken, manche Tische sogar ohne. Die Balken und Pfeiler, die seit Generationen pflichtbewusst das Dach trugen. Die Vorhänge und hölzernen Gitter, die den Raum trennten. Der verbeulte Schild ohne Wappen oberhalb des Kamins. Áed wollte den jungen Ó Finn danach fragen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab, aber momentan war dieser mit Ódhran unterwegs.

Das Pfeifen des Windes nahm Áed als Anlass, seine nassen Stiefel doch noch ein Stück näher an das Feuer zu schieben und die Decke fester um sich zu ziehen. Das Dach von Schnee zu befreien war nicht die schönste Aufgabe, aber so lange das alles war, was er tun musste, dass sie umsonst hier nächtigen durften, war das für ihn kein großes Problem.

"Nicht ganz, Zofia. Aber Gewürze sind definitiv ein sehr wichtiger Teil." Caelan. "Peadar?"

"Eine gute Soße." Der Antwort konnte Áed nur zustimmen.

"Auch das eine gute Antwort, aber nein. Gibt es noch Vorschläge, bevor wir anfangen? Áed?" Caelan hatte sich umgedreht und war einen Schritt von dem Tisch in Richtung Gaststube getreten.

"Ich weiß nicht. Gute Zutaten? Frisch?"

"Sicher nicht verkehrt. Aber dann hätten wir im Winter nur schlechtes Essen und das würde ich euch wirklich nicht antun wollen. Das könnte ich mit meiner Ehre als Koch nicht vereinbaren."

Áed hatte keinen Schimmer, wo Casidhe und Sara gerade waren. Der Apothekarius hatte es sich wohl in den Kopf gesetzt, dass er ihr noch etwas über Magie beibringen konnte und Sara war zumindest geneigt, es zu versuchen. Áed hatte die letzten Tage viel darüber nachgedacht, was er davon halten sollte. Von einer Magierin. Das Edikt verbot es. Er hätte sie längst ausliefern müssen. Andererseits hatte sie ihm das Leben gerettet. Mehrfach. Sie war kein schlechter Mensch. Sollte er ihr Leben verwirken, weil es ein dreihundert Jahre alter Befehl von ihm verlangte? Andererseits gab es das Edikt und die Inquisition aus einem guten Grund. Der Götterkrieg hatte die Welt verwüstet wie nichts zuvor. So etwas durfte nicht noch einmal passieren. Aber würde es, wenn er Sara nicht auslieferte? Natürlich nicht! Sie würde keine Städte einebnen oder ganze Armeen vernichten. Es war Schwachsinn. Und nach allem, was er gesehen hatte, brauchten sie vielleicht sogar Magier.

WeltentodWhere stories live. Discover now