Knurren und Kratzen (14)

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Ritter Varia war ein Problem

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Ritter Varia war ein Problem.
Nicht nur fiel sie mit ihrer teuren Robe, ihrem massigen Körper und ihrem funkelnden Kleid zwischen den Hütten auf, wie ein exotischer Vogel, sie war auch unglaublich mies gelaunt.
Und da hatte Emarce gedacht, sie selbst sei unleidlich.
"Sag mal, liegt es an den Kopfschmerzen?", haakte die Fledderin mit einem hinterhältigen Grinsen nach.
Wenn diese aufmümpfige Adelige darauf bestand es ihr schwerer zu machen, Spuricoa zu finden, dann konnte sie ihr auch den Tag ruinieren. Die würde schon lernen, dass man einer Emarce nicht drohte, wenn man sich nicht an ihrer scharfen Zunge schneiden wollte!

"Was meint Ihr?", tappte Ritter Varia genau in Emarce' Falle.
"Na deine grässlichen Launen, liegen sie an den Kopfschmerzen?"
"Was für Kopfschmerzen? Ich habe keine Kopfschmerzen. Außerdem solltet Ihr mich nicht mit du ansprechen, es ist nicht höflich."
Emarce nickte und grinste dreckig, und wäre die Ritterin nicht hinter ihr her gelaufen, so hätte sie ihre schiefen, gelben Zähne gesehen.
"Sichelich, sicherlich. Wenn es keine Kopfschmerzen sind, dann vielleicht Schmerzen in den anderen Gliedern? Gliedschwamm vielleicht? Zipperlein? Rotlauf am Rücken? An den Nippeln? Am Arsche?"
Varia schnappte nach Luft.
"A...also wirklich! Wie kommt ihr denn darauf! Das ist ja ungeheuerlich!"

Emarce zuckte mit den Schultern und zog geräuschvoll die Nase hoch. "Ich bin Heilerin. Oder zumindest war ich das, bis ich was gefunden habe, das mehr Geld einbringt. Du kannst mit mir darüber reden! Wahrscheinlich hat Spuricoa sogar was für dich. Es ist der Medizin schließlich wohl bekannt, dass übermäßige Inzucht zu solchen Beschwerden führt. Stärkt die Politik und schwächt den Körper, wir wissen es alle. Ich werde dich nicht dafür verurteilen, dass deine Eltern Vettern sind! Ist bei euch Adeligen ja Tradition."
Die Ritterin knurrte und packte Emarce mit ihren Klauen, die an die eines Vogels erinnerten und drehte die zu sich um. Ihr Gift sickerte aus den Krallen hervor und ätzte sich in ihre Robe und das Oberkleid darunter.
"Das ist eine Unverschämtheit! Wie könnt Ihr es wagen, so mit mir zu sprechen?"

Völlig ungerührt starrte Emarce an den gebleckten Zähne der Chimäre vorbei, in ihre zornigen Großkatzensaugen. "Soll das etwa heißen, dass ich falsch liege? Waren deine Eltern keine Vettern? Nicht rein von Blut genug? Waren sie Geschwister?"
Varia brüllte wütend auf und stieß die Fledderin von sich.
"Werdet Ihr aber plötzlich damit aufhören, sich über mich lustig zu machen! Meine Eltern sind Vettern, na und? Ich habe keine Probleme dank der Einhochzeit!"
"Klar. Gar kein Jähzorn bemerkbar.", gab Emarce zurück und stolzierte weiter.

Varia knurrte zornig und stapfte ihr hinterher.
"Wenn du weiter so laut bist, finden wir Spuri nie. Und dann, oh feine Ritterin, bist du schuld, wenn Feroci draufgeht.", zischte die Fledderin hinter sich.
Allein die Vorstellung daran, dass sie schon so lange nicht mehr nach ihrem verwundeten Kriegshelden gesehen hatte, leif ihr wie eine Laus über die Leber.
Sein Zustand konnte sich längst verschlechtert haben!
Wieso störte sie sich überhaupt so sehr daran?
Sie brauchte ihn schließlich nur lebend, und nicht bei bester Gesundheit.

Frustriert schüttelte sie den Kopf. Wenigstens war Ritter Varia jetzt leiser.
"Nach was genau suchen wir eigentlich?", fragte die Chimäre nach einer weile, offensichtlich bemüht den Zorn aus ihrer Stimme zu verbannen.
Emarce beschloss, dass sie sich gerade gnädig fühlte, und auf den Waffenstillstand eingehen würde.
"Eine Schattendämonin in ihren 110ern, teure Kleidung, gut genährt, sauber, verkauft Mittelchen gegen praktisch alles, was man haben kann. Sie heißt Spuricoa und wird vermutlich versuchen dich flach zu legen.", antwortete sie knapp.

"Und wird was?"
Varias Stimme überschlug sich.
"Ich hoffe Ihr scherzt."
Die Fledderin lachte. "Nein, ich fürchte nicht."
Varia zog die silbernen Schnürchen ihrer Robe enger zu, als hoffe sie ihren Körper so vor lustvollen Blicken verbergen zu können.
Sie liefen weiter.

Gerade hatte Emarce beschlossen die Suche aufzugeben und, so gut es ging, selbst die Zutaten für eine Medizin aufzutreiben, als aus einer Gasse eine Stimme erklang.
"Oi, Marci, du alte Halunkin, trügen mich meine Äuglein, oder bist du der Garde wirklich durch die Lappen gegangen?"
Grinsend drehte sie sich zu der Stimme um.
"Spuricoa! Welch eine Freude! Ich habe dich gesucht, du kleine Medizindirne."
"Ah!", rief die Hehlerin und hielt Emarce ein Messer entgegen.
"Ah!", rief Emarce zurück und zog ihr eigenes.
"Lass dich umarmen.", zwitscherte die pummelige Schattendämonin und schloss Emarce in die Arme.

Varia sah aus, als habe man sie getreten.
"Was? Wie kommt es...?", stammelte sie.
"Das nennt man Freundschaft, werte Ritter Varia.", flötete Emarce unschuldig.
"Emmi hat mich gefunden. Du hast dich aufschlitzen lassen? Wahrlich, die Garde ist schon ein Haufen dreckiger Kotzenbälger! Ich habe natürlich etwas für dein armes, kleines Gesicht."
"Euer Gesicht? Ich dachte wir suchen...", knurrte Varia aggressiv.
"Etwas für deine Inzestschwellungen, jaja. Das auch.", fiel Emarce ihr eilig ins Wort.
Die blöde Adelige würde noch dafür sorgen, dass sie ihr ganzes, geliebtes Geld ausgeben musste!

Spuricoas Augenbrauen schossen in die Höhe.
"Warte mal, was? Emmi hat nichts von irgendwelchen Adeligen Zipperlein erzählt! Das habe ich nicht dabei. Mitkommen!", befahl die Hehlerin und marschierte zwischen den Hütten davon.
Eilig machte Emarce sich daran ihr zu folgen.
Emmi legte den Kopf schief und sah ihren Körper fragend an.
"Was will die denn hier?", haakte der Schatten mit offenem Abscheu in der Stimme nach.
"Informationen über unseren feinen Kriegshelden.", antwortete die Fledderin knapp.

"Was soll das? Sagtet Ihr nicht, Ihr wärt auf der Suche nach Mittelchen für den Ritter Feroci? Ich warne Euch, wenn Ihr es wagt mich anzulügen, dann schlitze ich Euch auf!"
Erneut gruben sich Varias giftige Krallen schmerzhaft in Emarce' Schulter.
"Dass du aber dein Maul hältst!", giftete die Fledderin zurück, "Wenn Spuri rausfindet, dass wir versuchen jemanden am Leben zu halten, vorallem wenn sie herausfindet wen, dann zahlen wir ganz schnell den dreifachen Preis!"
Nervös flackerte ihr Blick zu Spuricoa nach vorne.
Glücklicherweise hatte Emmi begonnen sie in ein Gespräch über Agema zu verwickeln, den Spuricoa wohl, wenig überraschend, attraktiv fand.

Die Ritterin schnaubte.
"Sie kann nicht einfach Aufschlagen. Das geht über das Gesetz, das königliche Gebot."
Emarce starrte sie an, als sei sie soeben vom Himmel gefallen.
"Oh, Ahnen in Ugdapaz, du bist wirklich ein bisschen blöd, oder? Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wir sind auf dem Schwarzmarkt, oder dem, was davon übrig ist. Alles, was wir hier tun ist gegen das Gesetz. Würde die werte Königin wissen, was zwischen den Hütten in ihren Städten passiert, dann würde sie sich die Augen aus dem Schädel reißen."
Varia knurrte.
"Und Ihr würdet sie verkaufen."
Schrill lachte die Fledderin auf.
"Worauf du deinen Arsch verwetten kannst!"

Sie wurden vom Knallen einer aufschlagenden Tür unterbrochen. In ihr Gespräch vertieft hatten sie den Rand der Hütten erreicht. Spuricoa stand, mit einem beschissen überheblichen Grinsen, vor einem recht großen Haus.
Emarce konnte dahinter den Öntros rauschen hören.
"Komm schon, Marci! Schieb dich und deine hübsche, reiche Freundin hier rein. Mama Spuri hatt alles was ihr braucht... und mehr!"
"Ich bin älter als du.", gab Emarce grunzend zurück und betat das Haus.
Zögerlich folgte Varia ihr.

Zögerlich folgte Varia ihr

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Die HerzensdiebinWhere stories live. Discover now