Dem Tode auf der Schippe (16)

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Das "Rote Fluss-Buschkraut" war fast leer, als Emarce es betrat

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Das "Rote Fluss-Buschkraut" war fast leer, als Emarce es betrat.
Ein älterer Schattendämon, in einer pompösen Robe, lungerte an der Theke herum und sprach mit Valdius in gesenktem Ton. Neben ihm hatte sich ein Elektrodämon mit einem riesigen Speer aufgepflanzt, wie ein Leibwächter.
"Oh, Ahnen in Ugdapaz, wofür bestraft ihr mich heute.", murmelte die Fledderin, und schob sich möglichst unauffällig in die Stube.
Sämtliche Gäste hatten sich in abgelegene Nischen verkrümelt und beäugten den alten mistrauisch.
Er stank gerade zu nach Adel.

Mit eiligen Schritten und gesenktem Blick wuselte die Fledderin auf die Treppe zu, die nach oben, zu den Zimmern führte.
Jetzt durfte sie bloß nicht auffallen.
Vorallem wenn man bedachte, dass Emarce offiziell seit vielen Jahren tot war.
"Oi, Fledderin. Fledderin."
Die leise Stimme kam von unter der Treppe.
Kurz überlegte Emarce sie einfach zu übergehen und zu ihrem Verwundeten nach oben zu eilen, doch die Dringlichkeit im Ton des verborgenen Sprechers war zu groß.
Was, wenn es wichtig war.
Was, wenn es um ihre Familie ging?

Leise seufzend nahm sie ihren Fuß wieder von der ersten Stufe und umrundete stattdessen das hölzerne Konstruk. Im Zwielicht unter der Treppe stand das Barfäulein.
Ihre Augen leuchten, wie kleine Lampen, und trieben die Dunkelheit zurück.
"Was willst du?", fauchte Emarce und blickte unruhig nach oben, wo Feroci schon viel zu lange wartete.
"Ich soll Euch etwas von Wirt Cator sagen. Wirklich viel Sinn ergibt es aber nicht, wenn Ihr mich fragt.", murmelte die Kleine.
Emarce trat von einem Fuß auf den anderen. Dafür hatte sie beim besten Willen keine Zeit.

"Na dann sag schon!", flüsterte Emarce mit dringlicher Stimme.
Unruhig sah das Barfäulein sich um. "Er sagte, die neue Ware sei gefüttert und es ginge ihr nicht gut. Er sagte auch, er habe versehentlich Euren Spitznamen ausgeplaudert. Er... er meinte er habe der Ware Heiltee gegeben, mit Fluss-Buschkraut und Funcha Saft.
Aber... er sagt, die Ware vergeht.", erklärte die Kleine leise.
Emarce rutschte das Herz in die Hose.
"Wie schlimm ist es? Kleine, wie schlimm?"
Die junge Untergrunddämonin zuckte mit den Schultern.
"Ich weiß es nicht. Man ruft mich übrigens Heureux."
"Jaja, schon gut. Heureux. Ich muss los. Nach... der Ware sehen.", meckerte Emarce und war schon im Begriff unter der Treppe hervorzutreten, als Heureux sie am Ärmel zurück hiel.

"Was ist denn jetzt noch?", zischte die Fledderin wütend. Wenn Feroci wirklich im Begriff war, zu verrecken, dann musste sie sich sputen!
"Der Dämon an der Bar. Der ist vom Palast. Er sucht nach Ritter Feroci.", flüsterte das Barfäulein.
"Oi, soll er doch!", zischte Emarce.
Ihre Tür war abgeschlossen. Keine Möglichkeit für den Adeligen da rein zu kommen.
"Ihr versteht das nicht! Er sucht nach einer Schattendämonin mit roten Augen. Er sagt, die habe den Feroci gestohlen. Und er sagt, dass der Feroci noch leben muss, weil der Auricordian heute morgen noch gekämpft hat. Er will Euch töten lassen."

Emarce schnaubte.
"Das ist ein Haufen Xachofmist. Den Jäger und den Herold gibt es nicht. Das sind irgendwelche Geschichten, die die Truppen aufheitern sollen. Zwei Leben mit einander verknüpft! So ein Humbug!", zischte sie.
Heureux schürzte die Lippen.
"Also ich glaube an die Legende vom Herold und dem Jäger.", murmelte sie beleidigt.
Emarce rieb sich die Schläfen.
"Natürlich tust du das, du bist ja praktisch noch ein Dämonling."
"Aber Feroci war schon oft verwundet und hat überlebt. Und nicht einmal Narben, soll es zurück gelassen haben!", hielt Heureux störrisch dagegen.

Emarce zögerte.
Sie hatte tatsächlich keine Narben auf Ferocis Körper gefunden.
Und hatte sie sich nicht selbst gedacht, dass der Kriegsheld verdächtig schnell heilte und verdächtig viel überlebte?
Nein!
Das war ein Haufen Geschwätz.
Sie machte sich nur Hoffnungen, dass er nicht verreckt war, während sie in den Hütten herumgerannt war, wie ein kopfloses Idhaz.

Kurz zögerte die Fledderin, dann drückte sie dem Barfäulein ein Messer aus ihrer Tasche in die Hand.
Es war in Ferocis True gewesen.
Vermutlich wäre es auf dem Schwarzmarkt ein Vermögen wert.
Es tat fast schon körperlich weh, sich von so einem Stück zu trennen.
Hoffentlich war Feroci dankbar genug, sie reichlich für seine Rettung zu belohnen.
"Lenk ihn ab. Wenn ich durch komme, dann kannst du es behalten.", erklärte sie leise.
Das Licht in Heureux' Augen schien noch heller zu werden.
"Wirklich?", schnatterte sie, "Danke! Vielen Dank!"
"Geh schon. Es eilt.", fauchte die Fledderin.
Die junge Dämonin schoss auf die Bar zu, als habe man sie aus einer Armbrust abgeschlossen.

"Entschuldigt, aber möchte der hohe Herr Graf sich vielleicht die Kellerräume anschauen? Sie sind recht groß und düster. Müsste ich eine Geisel verstecken, so würde ich sie dorthin bringen, keine Frage! Außerdem glaube ich mich zu entsinnen, das da noch das ein oder andere Fass mit Honigbier steht.", flötete die Untergrunddämonin und ihr Schwanz peitschte aufgeregt hin und her.
"Nein. Seht Ihr nicht, dass die Erwachsenen reden. Keinen Anstand habt Ihr! Pöbel...", grollte der alte Schattendämon.
Emarce linste unter der Treppe hervor.
In ihrem Magen brannte das Verlangen hervorzuspringen und diesem aufgeblasenen Adeligen saftig eine zu scheuern.
Allerdings wäre das wohl kaum zu ihrem Vorteil gewesen.

Vorsichtig zog Heureux das Messer hervor.
"Ich habe das da unten gefunden. Ich dachte... nun es sieht recht teuer aus.", stammelte sie und sah zu Boden.
Augenblicklich hatte sie die volle Aufmerksamkeit des Grafen.
Er packte sie an der Schulter.
"Wo?"
Seine Stimme war kalt und hart.
Er war es gewohnt, dass man ihm gehorchte.
Heureux wollte sich in Bewegung setzen, doch er hielt sie zurück.
"Und nehmt einen Humpen für dieses Honigbier mit!"

Kaum war der Umhang des Elektrodämons nach draußen verschwunden, eilte Emarce die Treppe nach oben.
Ihre Hände zitterten, als sie die Türe aufschloss.
Sie bauchre drei Anläufe, bis es ihr gelang.
Was, wenn er schon tot war?
Was, wenn sie ihn verloren hatte?
Wieder schlich sich das brennen der Tränen in ihre Augen.
Sie drückte gegen das Holz und die Tür schwang auf.

Das Zimmer stank nach Eiter und Verwesung.
Der süßlich Geruch hing schwer in der Luft und stach in der Nase.
"Oh Dünnschiss der Königin.", fluchte Emarce und stürmte in ihr Zimmer.
Hoffentlich war es noch nicht zu spät.
Sie knallte die Tür zu.
"Feroci! Feroci kannst du mich hören?", rief sie, während sie Spuricoas Creme aud ihrer Tasche wühlte und sich der Robe und Stiefel entledigte.

Vom Bett aus erklang ein gequältes Stöhnen. "Ihr seid... wieder bei mir... Lady Emarce. Oder soll ich... lieber Marci... sagen?", röchelte Feroci.
"Nein. Ganz bestimmt nicht. Der Name ist engen Freunden vorenthalten. Du lebst also noch?"
Sie wuselte durch das kleine Räumchen und sammelt zwei Lappen und ihre Handschuhe zusammen. Cator hatte ihr über dem Kaminfeuer eine Schüssel Wasser erhitzt in das Emarce nun Salz streute. Dann stellte sie es neben das Bett.
"Natürlich. So schnell... sterbe ich nicht. Ich bin... der Jäger... ich kann nicht... sterben.", antwortete Feroci und hustete erbärmlich.

"Sicher.", murmelte Emarce und warf den Lappen ins Wasser.
Sie fischte ein Messer aus der True.
"Wir müssen die Naht noch einmal aufmachen. Das wird wehtun, aber ich muss die Wunde auswaschen und eincremen."
Sie drückte ihm den trocknen Lappen an die Lippen. Dieses mal meckerte der Ritter nicht, sondern nahm ihn einfach in den Mund.
Irgendwie hatte Emarce das Gefühl, das sein Gehorsam ein ganz mieses Zeichen war.
Emarce schnitt die erste Naht durch.
Eiter quoll aus der Wunde.
Feroci begann in das Tuch zu schreien.

Feroci begann in das Tuch zu schreien

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Die Herzensdiebinحيث تعيش القصص. اكتشف الآن