Kapitel 1

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Mia

"Also nochmal: Mein Name ist Mia Snow, ich bin 27 Jahre alt und die neue Assistentin eines CEOs einer Sicherheitsfirma." "Genau. Und du kennst dich mit dem Job auch wirklich aus?" harkt Howard Johnson, mein zugeteilter US Marshall nach.

"Wie oft den noch? Bevor ich entdeckt wurde, habe ich als Assistentin eines Intendanten in einem Theater gearbeitet. Es hängt zwar immer ab, was der Chef von einem verlangt, aber im Prinzip kenne ich mich aus. Was ich aber nicht verstehe, warum bin ich als Mia Snow ein Jahr älter?" frage ich sanft lächelnd.

Howard seufzt einmal auf "Weil die Mafia eine 26 Jahre alte Schauspielerin sucht." "Das habe ich ja verstanden, aber glaubst du wirklich, dieses eine Jahr würde einen Unterschied machen?" Ratlos zuckt Howard mit den Schultern.

Ein bisschen tut mir Howard leid. Er versucht auf diesem 5 Stundenflug mir alles Wichtige zu erklären, nur habe ich immer mal wieder Fragen zum Vorgehen, die ihn langsam, aber sicher verzweifeln lassen.

"Wie dem auch sei. Da wir in einer Stunde landen, kommen wir nun zum wichtigsten Teil der Reise. Damit sie nicht wieder total vermummt und mit einem Sack über den Kopf aus dem Privatjet aussteigen müssen, kommt nun die Verwandlung." Mit diesen Worten reicht mir Howard eine große Tüte.

Diese nehme ich entgegen und gehe ins Badezimmer. Staunend betrachte ich das vor mir liegende Badezimmer. Für ein Flugzeug ist es ziemlich groß. Verrückt, da bin ich eine weltbekannte Schauspielerin, aber bin noch nie mit einem Privatjet geflogen. Wenn ich schon fliege, dann in einer normalen Maschine mit mehr als 5 Personen im Flieger. Etwas rücksichtsvoll kann man schon sein.

Nachdem ich die Tüte ausgepackt habe, schaue ich auf die Sachen. Kleidung, die mir auf jeden Fall zu groß sein wird, eine Brille, Kontaktlinsen und eine braune Perücke. Seufzend blicke ich in den Spiegel über dem Waschbecken. Ich sehe verboten aus. Meine blonden Haare stehen in alle Richtungen ab und meine blauen Augen schauen mich müde und gehetzt an.

Langsam lasse ich meinen Blick über mich wandern. Ich habe immer noch die gleichen Sachen an, wie gestern. Meine Hose ist total staubig und hat einige Risse, die ich gar nicht mitbekam. Einzig die Bluse sieht noch einigermaßen gut aus, aber ich hatte ja noch den Mantel drüber, der nicht viel besser aussieht als die Hose.

So langsam kommt auch alles in meinem Kopf an. Nachdem dem Captain klar wurde, dass ich ins Zeugenschutzprogramm muss, ging alles ganz schnell und ich wurde zwei Stunden später mit dem Sack überm Kopf, wie eine Gefangene aus dem Polizeirevier geführt. Den Sack nahm mir dann Howard im Privatjet ab.

Er war es auch, der mich schließlich getröstet hatte, als ich dann zusammengebrochen bin. Das war einfach zu viel für mich.

Ich bin froh, dass Howard für mich zuständig ist, er ist super. Er hat mir alles erklärt, was jetzt passiert, wie es langfristig weitergeht und so weiter.

Gerädert ziehe ich meine Klamotten aus und unterziehe mich einer Katzenwäsche, ehe ich die neuen Klamotten anziehe. Schmunzelnd betrachte ich mich im Spiegel. So schlimm, wie ich es mir gedacht habe, ist es gar nicht. Die Kleider schaffen es hervorragend, mir eine andere Körperform zu verleihen.

Meine Haare flechte ich mir um meinen Kopf herum und stecke sie fest, ehe ich mir die Perücke aufziehe. Es ist komisch, dass mir die braunen Haare nicht mal bis zu den Schultern gehen.

Seufzend stelle ich mir alles bereit, ehe ich meine Kontaktlinsen herausnehme. Blinzelnd versuche ich jetzt was zu erkennen. Doch vergebens, meine Augen sind leider so schlecht, auch wenn ich meine Augenfarbe liebe, ein dunkles kräftiges blau. Schnell setzte ich mir die farbigen Kontaktlinsen ein und taste dann nach der Brille. Innerlich bete ich, dass die Brille keine Fenstergläser hat.

Erleichtert atme ich auf, als ich mich wieder im Spiegel erkennen kann. Wobei erkennen das falsche Wort ist, denn ich erkenne mich nicht mehr. Es ist komisch, was es für einen Unterschied macht Haar- und Augenfarbe zu verändern. Ich sehe wirklich wie jemand anderes aus.

Schnell packe ich alles andere wieder in die Tüte und gehe zurück zu Howard. Dieser mustert mich kritisch, ehe er nickt. "So müsstest du erstmal unterkommen können. Trotzdem solltest du eine Sonnenbrille tragen, die dein Gesicht etwas versteckt."

Erschöpft nicke ich. "Gut. Sobald wir in New York gelandet sind, bringe ich dich zu deiner neuen Wohnung. Dort zeige ich dir dann deine Wege, die du bitte immer nehmen sollst." Wieder nicke ich "Wie kommt es eigentlich, dass du so schnell alles für mich besorgen konntest?" Howard seufzt "Ich habe einen Augenzeugen von New York nach Los Angeles begleitet. Nach seiner Aussage wurde er von einem anderen Marshall übernommen, der für langjährigen Zeugenschutz zuständig ist. Deinen vorläufigen Ausweis bekommst du zum Beispiel erst morgen. Einiges braucht seine Zeit, aber die Wohnung wurde heute frei, daher passte es dann doch und es ging überraschend schnell. Und wie gesagt James schuldet mir einen Gefallen und da sein Neffe gerade wieder eine Assistentin sucht, passt das wie die Faust aufs Auge. Du hattest also Glück im Unglück." versucht er mich dann aufzumuntern.

Schwach lächle ich ihm dankbar zu. "Ich werde mein Bestes geben, um dich zu schützen, das verspreche ich dir."

Die Rolle des LebensWhere stories live. Discover now