Die Rolle des Lebens

Kapitel 10*

Mia

Hektisch schiebe ich den Träger meiner Tasche wieder über meine Schulter. Da mich Mirko bisher immer zur Arbeit begleitet hatte, hatte ich heute morgen die Zeit total vergessen. Daher rannte ich nun von der Bahnstation zu der Firma.

Ich glaube zwar nicht, dass Mirko heute wieder da ist, jedenfalls vermute ich das Mal, aber dies ist trotzdem kein Grund dafür, das ich zu spät komme.

Beim Empfang grüße ich Rania Bradford, ehe ich schnell weiter eile. Bei meiner Führung kam ich dazu, mit ihr etwas ins Gespräch zu kommen. Dabei stellte ich fest,  dass sie bei meinem ersten Tag so zurückhalten reagierte, weil der Verschleiß an Assistentinnen von Mirko Blake so hoch war. Sie dachte ich wäre wie die Anderen und würde nur eine Woche bleiben, ehe ich wieder gefeuert werde. Zudem die Assistentinnen bisher auch mehr an Mirko Blake interessiert waren, als am Beruf.

Oben trete ich aus dem Fahrstuhl und sehe Stacy hinter ihrem Computer, wie sie sich ihre Nägel feilt. Als Sie den Fahrstuhl hört, richtet Sie sich schnell auf. Doch als Sie mich sieht fährt Sie fort. "Mr. Blake hat nach dem Bericht verlangt." informiert Sie mich gelangweilt. "Mr. Blake ist hier?" Stacy schaut mich an und habt ihre Augenbraue. "Natürlich, wo sollte er sonst sein?"

Abwinkend gehe ich an ihr vorbei in mein Büro. Na dann mache ich mich wohl an die Arbeit, den Bericht vom Abendessen zu schreiben. Mein Glück ist, dass ich wegen meinem Beruf recht gut darin bin, mir Dinge zu merken.

Nach einer dreiviertel Stunde, drucke ich den Bericht aus und mache mich auf die Sache nach Mirko. "Stacy, weiß du wo Mr. Blake ist? In seinem Büro war er nicht." Missbilligend schaut sie auf "Er ist im Fitness-Bereich." antwortet sie kurz angebunden.

Nickend begebe ich mich in den Fahrstuhl und fahre einige Etagen hinunter. Als ich nun aus dem Fahrstuhl steige, stehe ich in einem Flur. Von diesem gehen die Umkleiden ab und hinter der großen Flügeltür verbirgt sich der Fitness-Bereich. Von diesem höre ich auch Rufe und Jubel.

Neugierig durchschreite ich die Tür und bleibe verwundert stehen. Auf der einen Seite stehen alle mögliche Fitness- Geräte, doch dominiert die andere Seite den Raum. Die Seite ist mit Matten ausgelegt, für das Kampf- Training.

Dort sehe ich auch viele Männer und Frauen im Kreis stehend und zwei Leuten anfeuernd. Als ich näher trete, bleibe ich dieses Mal geschockt stehen. Heiliger Kuhmist.

Mirko Blake und Evan Gardener  kämpfen zusammen, Oberkörperfrei wohlgemerkt. Mein Blick klebt förmlich an Mirko. Über seine breite Schultern und seine  definierten Rückenmuskeln wandert mein Blick.

Evan entdeckt mich und grinst wissend. Abgelenkt sieht er den Schlag von Mirko nicht kommen und landet stöhnend auf der Matte. "Oh verdammt, warum hast du den Schlag nicht kommen sehen?" fragt Mirko, während er ihm hoch hilft. "Weil wir einen weiteren Zuschauer haben, die mich abgelenkt hatte."

Nun wirbelt Mirko herum und erstarrt, als er mich sieht. Sein Gesicht verfinstert sich, ehe er sich seine Sachen schnappt und in Richtung Umkleide verschwindet. Verwirrt schaue ich ihm hinterher.

"Gib ihm Zeit, er ist es nicht gewohnt, zurückgewiesen zu werden." spricht Evan und zwinkert mir zu. Bevor ich nachfragen kann, hat er sich den Anderen wieder zugewendet.

Ich entschließe mich dazu in Mirko's Büro zu warten. In der Zwischenzeit überlege ich, was Evan meinte? Kann es sein, dass Mirko ihm von dem Beinahe-Kuss erzählt hat? Und wenn, was bedeutet nun das Verhalten von Mirko?

Mirko kommt herein und bleibt verwundert stehen. "Was machen Sie hier, Ms. Snow?" fragt er kühl. Oh je, wir sind bei Ms. Snow. Anscheinend nimmt er es mir doch übel? "Ähm, ich habe den Bericht für Sie, nach dem Sie verlangt hatten." Er nimmt ihn entgegen und legt ihn ohne eines Blickes zu würdigen auf einen Stapel.

"Gibt es sonst noch etwas zu erledigen?" frage ich verunsichert nach. "Sie können das Konferenzzimmer vorbereiten, wir bekamen spontan eine Anfrage, um die ich mich persönlich kümmern muss." spricht er distanziert.

Schnell mache ich mich daran, sein Büro zu verlassen und das Konferenzzimmer vorzubereiten. Gerade als ich fertig bin, kommt Mirko herein und überprüft alles. "Wie geht es ihnen?" frage ich vorsichtig nach. Bevor er mir jedoch antwortet, wird die Tür von einer strahlenden Stacy geöffnet. "Hier hinein Mr. Chandelier."

Ruckartig drehe ich mich vollends der Tür zu. Der, der nun durch die Tür kommt, lässt mir die Tränen in die Augen schießen.

Mirko geht professionell auf ihn zu und begrüßt ihn. Immer noch an Ort und Stelle, wendet sich Mirko mir zu "Und das ist meine Assistentin Mia Snow."  "Freut mich." bringe ich krächzend heraus. Die Augen von Tom Chandelier weiter sich verwundert, ehe er mich skeptisch von Kopf bis Fuß mustert.

Mirko bemerkt es auch und schaut zwischen uns beiden hin und her. "Nun, beginnen wir. Sie wollen gerne Personenschutz für ihren Aufenthalt in New York und für die Met-Gala dieses Jahr?" beginnt Mirko mit dem Geschäftlichen. Doch wirklich verfolgen, was beide bereden kann ich nicht.

Viel zu sehr bin ich von meinem besten Freund abgelenkt. Was macht er hier? Es stimmt, wir wollten dieses Jahr beide zur Met-Gala hier in New York. Aber wir haben unsere jahrelangen Personenschützer. Wir brauchen eigentlich keine Neuen.

Als beide schließlich den Vertrag unterschreiben und Mirko Tom schon hinaus begleiten will, holt mich Tom mit seiner Frage endlich wieder ins Hier und Jetzt. "Kann ich noch einen Moment mit Ms. Snow reden? Alleine."

Durch zusammen gepressten Zähnen bejaht Mirko und läst uns alleine. "Bist du meine Mia?" fragt Tom gerade heraus, als die Tür zu ist. Ich nicke und springe in seine Arme. "Du glaubst nicht, was mir passiert ist." schluchze ich in seinem Nacken. "Ganz ruhig Kleine, erzähle in Ruhe, wie du zur Brillenschlange wurderst." muntert er mich auf. "Mach ich, doch zuerst schließe ich ab." Ich drehe den Schlüssel um, sodass sich die Glasscheiben trüben und man auch nichts mehr hören sollte.