❊~~ Kapitel 13 ~~❊

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Das Türschloss klackt.

Na endlich! Darauf warte ich seit nunmehr zwei Stunden!

Mit finsterer Miene und verschränkten Armen empfange ich Samuel an der Haustür. Ich bin nach wie vor sauer auf ihn und gebe mich unversöhnlich. «Und? Hast du dich wieder in meinen Bruder zurückverwandelt oder bist du noch immer dieser unausstehliche, unberechenbare Hulk?»

«Wennschon bin ich der unglaubliche Hulk!» Sam will grinsen, mich damit wohl milde stimmen, aber es misslingt. Seine Lippen zucken nur und es entfährt ihm ein Zischen, als hätte er Schmerzen.

Selbst schuld!

Ich gehe nicht weiter darauf ein, will ihn nicht bedauern.

«Was!? Sehe ich etwa grün aus?»

Wenn ich daran denke, in welcher Rage er vorhin zur Tür raus ist und wie gelassen er jetzt vor mir steht, zu Späßen aufgelegt ...

Irgendetwas stimmt da nicht!

Ich schnuppere.

Dacht ich's mir!

Sam ist beschwipst.

«Nein, eher etwas blau ...»

«Foster hat einen ausgezeichneten Whisky ... Apropos. Alain war's nicht! Er hätte dich nicht angefasst, hat er behauptet», gibt er kleinlaut zu und kratzt sich dabei verlegen am Hinterkopf.

«Bravo!» Ich klatsche ihm ironisch langsam Beifall. «Hast du das herausgefunden, bevor oder nachdem er dich vermöbelt hat.»

«Wer sagt, dass wir uns geprügelt haben ...»

Ich deute auf seine Oberlippe. Sie ist geschwollen und wurde, wie's mir scheint, schon notdürftig verarztet.

«Ich hoffe doch, Alain hat auch was abbekommen – nicht nur du. Einen gehörigen Tritt in seine Eier, damit er einmal nicht den Drang hat, alles Weibliche auf zwei Beinen zu f...ögeln!»

Das war knapp! Einmal das F-Wort ausgesprochen, will es plötzlich nur so aus einem heraussprudeln.

Sam prustet los. «Jetzt bin ich endgültig davon überzeugt, dass er es nicht war. Du hättest ihn mit hundertprozentiger Sicherheit kastriert.»

Es gelingt ihm doch noch, mir ein Lachen zu entringen.

«Du bist so ein Idiot!» Ich boxe ihm gegen die Brust. «Es ist kein Geheimnis, dass ich Alain nicht ausstehen kann, selbst er weiß das. Er hat mich heute sogar darauf angesprochen, als er Ma...m...mich im Park beim ... Lesen gestört hat.»

Uff! Fast hätte ich mich verplappert ...

Allerdings muss Alain jetzt nur noch eins und eins zusammenzählen, um zu wissen, dass zwischen seinem Bruder und mir was gelaufen ist. Somit hat er etwas gegen mich in der Hand. Hat er es Sam vielleicht gar schon verraten? Würde er tatsächlich seinen kleinen Bruder opfern, um mir eins auszuwischen?

«Hat Alain sonst noch irgendwas gesagt?», frage ich vorsichtig nach, versuche, es absolut gleichgültig klingen zu lassen.

«Ja.»

Und schon rutscht mir das Herz in die Hose.

«Er sagte, dass er ein Typ wär, der nur Gleiches mit Gleichem vergelten würde ...»

«Wa...was meint er damit?»

«Lassen wir das. Hauptsache, du bist vor ihm sicher. Den Rest hab ich bereits geregelt», winkt Samuel ab. «So. Und jetzt werde ich mal nachsehen, wie sich Foster als angehender Sanitäter macht ... ob er mich auch anständig verarztet hat.» Er verschwindet ins Bad.

Gleiches mit Gleichem vergelten?

Was bedeutet das?

Auge um Auge, Zahn um Zahn ...

Bevor ich mir weiter was zusammenspinnen kann, dringt lautes Gefluche aus dem Bad.

«Sam. Ist alles okay?»

Ich will schon anklopfen, da öffnet er die Tür. Er bleckt die Zähne und zeigt mir sein Dilemma: Das Zahneckchen ist wieder weg.

«Diesmal hab ich's wohl verschluckt. Nochmal renne ich deswegen aber nicht zum Zahnarzt ... Erzähl Mum nichts davon ...»

«Wie willst du das denn vor ihr geheimhalten? Spätestens wenn du über deine eigenen Witze und blöden Sprüche – die übrigens nur du lustig findest – nicht mehr lachst, weiß sie doch, dass was faul ist ...»

«Bitte Schwesterchen.»

«Was bekomme ich für mein Schweigen?»

«Einen Bruder, der dir mit Rat und vor allem Tat zur Seite steht ...»

«Damit du diesen Scheiß gleich noch mal abziehen kannst?! Nein danke! Das ist genau das, was ich nicht will», stöhne ich entnervt auf.

«Lass mich ausreden. Ich schreite ein, wenn und wann du es willst. Sei dir aber im Klaren, dass es dann vielleicht zu spät ist und er dich schon verletzt hat ...»

«Das Risiko gehe ich ein.»

«Stimmst du nun zu?»

«Na gut.»

«Das heißt also?»

«Bist du jetzt der blaue Dschinni und ich muss den Wunsch wiederholen?»

Er nickt.

Im Bezug auf blau habe ich definitiv recht.

«Okay. Sollte mich ein Typ verletzen, kriegst du einen Freifahrtschein und darfst dir den Mistkerl vorknöpfen.»

«So wie der Hauptmann unseren Arschloch-Dad?» Sam reibt sich die Hände.

Ich nicke und wir besiegeln unsere Abmachung mit einem Händedruck.

Chubby Cheeks - Was sich neckt, das liebt sich ...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt