Back to daily Life

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*Wincent*
"Gute Idee", erwiderte ich und auch die anderen waren begeistert davon.
Wir machten uns auf den Weg zum Backstage-Bereich, wo unsere Sachen lagen. Dort bekamen wir auch alle unsere Handys wieder, die wir aber einfach in die Tasche steckten und nicht weiter beachteten. Die Band trafen wir leider nicht, wahrscheinlich duschten gerade alle, aber der Manager lief uns noch über den Weg und tauschte sich kurz mit Lukas aus. Die beiden schienen sich irgendwie zu kennen. Danach gingen wir nach draußen und entschieden uns für ein Restaurant dort ganz in der Nähe.
Ann war seit dem Konzertende ziemlich still und schaute immer wieder zu Franzi. Offenbar nahm diese es uns sehr übel, dass wir die Verlobung verheimlicht hatten. Irgendwie konnte ich es auch verstehen, denn Ann und sie waren beste Freundinnen. Als ich so darüber nachdachte, bekam ich kurz ein schlechtes Gewissen. Mein bester Freund Marco war nämlich auch nicht eingeweiht. Gut, es wusste außer Franzi noch niemand und ich hatte ihn bisher nicht gesehen. Vielleicht sollte ich das noch nachholen, denn er sollte es auf keinen Fall durch so einen blöden Zufall erfahren.
"Ist alles klar bei dir und Ann?", fragte Fabi irgendwann seine Freundin.
Da die beiden uns gegenüber saßen, bekam ich das Gespräch direkt mit und schaute Franzi aufmerksam an.
Franzi sah kurz zu Ann und aß dann einfach weiter. Fabi kannte seine Freundin so auch nicht und ich war dankbar, dass er nicht locker ließ.
"Was ist denn passiert?", fragte er vorsichtig.
"Was passiert ist?" Als Franzi den Blick hob, wollte ich definitiv nicht in Anns Haut stecken.
Wenn es mir schon so komisch ging, wie ging es dann ihr? Ich meine, Franzi wirkte ehrlich verletzt und das war das Schlimmste, was bei besten Freunden passieren konnte.
"Sie..." Franzi schluckte und ich sah kurz zu Ann.
"Fabi?" Ich deutete auf Anns linke Hand mit dem Ring, als ich die Aufmerksamkeit von Fabi bekommen hatte.
Er schnappte nach Luft. "Wann? Wie?"
"Bei dem Hochzeitsshooting", erklärte ich.
"Und das sagt ihr nicht?" Fabi sah uns vollkommen verdattert an.
Ich überlegte kurz. "Wir wollten es erst einmal für uns behalten. Ich meine, so ewig sind wir ja noch nicht zusammen und außerdem war das etwas sehr spontan."
Fabi sah nicht ganz überzeugt aus, aber kommentierte das nicht weiter.

"Herzlichen Glückwunsch!", mischte sich Myle ein und sagte vermutlich das einzig Vernünftige gerade.
"Ich finde, wir sollten darauf anstoßen", sagte Lukas und füllte alle unsere Gläser mit Wein.
Fabi sah zu Franzi und ich hoffte inständig, dass sie nicht mehr allzu sauer war.
Als sie ihr Glas nahm und uns anlächelte, atmete ich erleichtert auf. Ann tat es mir gleich und so waren wir die letzten, die ihre Gläser in die Hand nahmen.
"Auf Ann und Wincent, uns alle und diesen letzten, wunderschönen, gemeinsamen Abend", sagte Fabi und wir stießen alle an.
Der Weg zurück zum Hotel war dann wieder ausgelassen, denn Franzi schien uns endgültig verziehen zu haben. Sie alberte mit Ann herum und Fabi und ich versuchten, die beiden irgendwie sicher ins Hotel zu bringen. Offenbar war die Kombination aus Alkohol und zu vielen Hormonen nicht sehr zuträglich. Aber gut, so war wenigstens die schlechte Stimmung schnell wieder vergessen, die vorhin kurz herrschte.

*Annemarie*
Der Abschied von Wincent fiel mir unheimlich schwer. Er und Fabi brachten uns noch bis zum Flughafen und die Aussicht darauf, jetzt wieder zwei Stunden alleine mit Franzi im Flieger verbringen zu müssen, war nicht unbedingt beruhigend. Ich kuschelte mich eng an Wincent und hätte mich am liebsten in seiner Jacke versteckt.
"Ich vermisse dich jetzt schon", flüsterte ich und spürte Wincents Lächeln.
"Ich dich auch", antwortete er und drückte mir einen Kuss auf den Kopf.
"Man, wie soll ich denn den Flug ohne dich überleben?"
"Du schaffst das. Ich glaub ganz fest an dich und auf dem Weg hierher hast du es ja auch geschafft."
"Ja, aber da hab ich mich ja auf dich gefreut", antwortete ich.
"Ach Süße. Freu dich doch einfach auf unser Telefonat heute Abend. Ich weiß, es ist nicht das gleiche, aber vielleicht hilft es ein ganz kleines bisschen."
Ich murmelte nur etwas Unverständliches und zog ihn noch näher an mich ran.
"Ich glaube, Ann müssen wir bis ins Flugzeug tragen und dann anschnallen", lachte Fabi und normalerweise hätte ich ihm jetzt zumindest einen bösen Blick zugeworfen.
Allerdings wollte ich viel lieber Wincents Herzschlag an meiner Wange spüren und seinen Duft einsaugen. Immerhin würden wir uns jetzt mindestens eine Woche nicht sehen. Und wenn er dann nach Berlin kam, hatte er Tourproben.
"Habt ihr es dann?", fragte Fabi und ich schüttelte den Kopf.
Wincent lachte leicht. "Komm Süße, wir sehen uns ja schon ganz schnell wieder."

Schweren Herzens löste ich mich aus der Umarmung, aber ohne einen Kuss ließ ich Wincent hier nicht alleine mit Fabi zurück. Dann ging ich mit Franzi zu den ganzen Kontrollen und wir stiegen in den Flieger. Jetzt hieß es also wirklich: Zurück in den Alltag.
"Bist du bereit?", frage ich Franzi.
"Nein, nicht wirklich. Aber es ist schon besser als auf dem Hinflug", gab sie zu.
"Na dann weniger Beruhigungsmittel und Schnaps?", fragte ich sie.
"Beruhigungsmittel hätte ich auf dem Konzert gut gebrauchen können. Wie konntet ihr das denn so lange verschweigen?"
"Naja...ach man keine Ahnung. Irgendwie hat sich das alles so unreal angefühlt. Und ich konnte es nicht wirklich wahrhaben. Ich glaube, wir mussten es erstmal für uns realisieren."
"Aber sagt mal, wie bzw. wann hattet ihr denn überhaupt geplant, es uns zu sagen?"
"Keine Ahnung. Aber wir wollten es euch schonender beibringen. So ganz überlegt hatten wir es noch nicht wie."
Kurz überlegte Franzi. Dass wir mittlerweile in der Luft waren, hat sie diesmal gar nicht mitgeschnitten.
"Seid ihr nicht zu jung und bist du dir da ganz sicher?"
"Es hat doch keiner davon gesprochen, dass wir morgen heiraten werden", begann ich.
"Das wäre ja auch noch schöner. Irgendwann fahrt ihr zusammen in den Urlaub und kommt als verheiratetes Paar wieder. Alleine lassen darf man euch auch nicht. Kommt nur Blödsinn bei raus."
"Wir waren nicht einmal alleine. Amelie war doch dabei", lachte ich.
"Noch schlimmer. Was sagt sie eigentlich dazu?"
"Nichts. Jedenfalls hat sie sich noch nicht dazu geäußert. Wince hatte schon die Vermutung, dass sie es gar nicht mitbekommen hat."
"Wie kann man das denn nicht mitbekommen?", fragte sie.
"Franzi? Können du und Fabi im Studio erstmal die Klappe halten? Wir überlegen uns etwas Schönes, damit die anderen es schonender beigebracht bekommen." Ich sah sie bittend an.
"Klar, aber macht es bald."
"Danke." Ich schnallte mich kurz ab und umarmte meine beste Freundin.
"Ann? Was machst du? Wir könnten jeden Moment losfliegen?", fragte sie leicht panisch.
"Guck mal raus. Nein, besser guck nicht raus. Wir fliegen bereits seit knapp einer Stunde", lachte ich.
"Wie? Nein, das kann nicht sein. Du verarscht mich."
"Nein, tu ich nicht. Aber alles gut. Es ist doch nur halb so schlimm." Wir redeten einfach weiter, bis wir landeten.
In Berlin angekommen holten wir unser Gepäck und Franzi fuhr mich nach Hause, da wir mit ihrem Auto gefahren sind.
"Willst du noch kurz mit hoch kommen?", fragte ich sie.
"Eigentlich gerne, aber ich muss morgen wieder nach München."
"Und warum bist du nicht direkt geflogen?"
Franzi lachte. "Ich und alleine nach München fliegen?! Du hast doch wohl einen Schaden."
"Okay, okay. Hab nie gefragt", erwiderte ich und lachte auch. "Also dann viel Spaß in München morgen und grüß die Jungs, sobald sie angekommen sind."
"Mach ich." Franzi umarmte mich noch einmal und dann ging ich nach oben, während sie zu sich nach Hause fuhr.

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