Kapitel 4

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Cennet

,,Er hat was gesagt?", schrie Helen hysterisch. Ich hielt meine Hände vor ihren Mund.

,,Helen, schrei doch nicht so!", versuchte ich sie zu beruhigen.

,,Du willst mir also sagen, dass Enes Bey zu dir meinte, dass du nicht auf deine Unterlippe beißen sollst. Oh mein Gott", sie sprang in die Luft und lachte.

Ich schüttelte nur grinsend meinen Kopf. Dieses Mädchen war unberechenbar.

Das Geschehen mit Enes Bey war schon paar Tage her. Ich fühlte mich in der Firma immer wohler und lernte viele meiner Kollegen kennen.

Ich versuchte, die Sache im Büro möglichst gut zu ignorieren, da ich es im Nachhinein sehr bereute. Enes Bey bereute es anscheinend auch, da er mich nicht mehr darauf ansprach oder etwas Ähnliches tat. Das war auch besser so, da er immer noch mein Chef war und wir professionell bleiben sollten.

Helen und ich lernten uns in den vergangenen Tagen besser kennen und verstanden uns immer besser. Ihr Lächeln war sehr ansteckend, und ihre Energie war einfach unglaublich. Wir haben so viele Gemeinsamkeiten entdeckt, von unseren beruflichen Interessen bis zu unseren Lieblingsbüchern.

Ich lebte mich immer weiter in Istanbul ein. Die Stadt pulsiert vor Leben, und ich habe mich in die Vielfalt und den Charme verliebt. Die Straßen sind voller Energie, und überall gibt es etwas Neues zu entdecken.

Die Tage vergingen wie im Flug, doch ich vermisste meine Familie jetzt schon. Die Sehnsucht, sie zu sehen, wurde immer größer und größer. Es waren die kleinen Dinge, die ich vermisste-das köstliche Essen meiner Mutter, das Lachen meines kleinen Bruders oder die warmen Umarmungen meiner Mutter.

In den ruhigen Momenten vor dem Einschlafen durchströmten mich Erinnerungen an Zuhause. Die Wärme der Umarmungen, das gemeinsame Lachen am Esstisch – all das wurde zu einem kostbaren Schatz, den ich in der Ferne bewahrte.

Die Videotelefonate halfen zwar, die Distanz zu überbrücken, aber es war nicht dasselbe wie physisch anwesend zu sein. Manchmal fühlte es sich an, als ob ich einen Teil von mir zurückgelassen hätte

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,,Lieber das rote Kleid oder das goldene?", fragte Helen mich verwirrt und hielt die beiden Kleider in der Hand.

,,Das goldene Kleid. Gold ist absolut deine Farbe", erwiderte ich. Sie kam auf mich zu und umarmte mich stürmisch. Ich liebte dieses Mädchen.

Helen überredete mich, heute Abend in einen beliebten Club zu gehen. Ich war nicht eine Person, die oft feiern ging, aber ein wenig Abwechslung konnte nicht schaden.

,,Helen, ich weiß nicht, was ich anziehen soll", jammerte ich und ließ mich rückwärts auf mein Bett fallen.

,,Hey, keine Sorge. Wir finden schon irgendwas. Sie fing an, meinen Kleiderschrank zu analysieren und holte schon in wenigen Sekunden etwas heraus.

,,Wie wär's mit diesem Kleid?", fragte sie. Ich schaute es mir genau an. Es war ein weinrotes, knappes Satinkleid. Es war wirklich wunderschön, doch meinem Geschmack nach zu kurz.

,,Ist es nicht ein wenig zu kurz?", fragte ich Helen unsicher.

,,Vertrau mir, Cennet, es würde dir so gut stehen. Na los, probier es an!" Helen zog mich an meinen Arm hoch, drückte mir das Kleid in die Hand und schob mich Richtung Badezimmer.

Ich zog mir das Kleid an und ging zurück ins Zimmer. Helen klappte der Mund auf.

,,Du musst das anziehen. Es sitzt wie angegossen!", rief Helen geschockt. Ich grinste über ihre Antwort.

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