27. Kapitel || Krasse Parties

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„Wir können euch doch nicht einfach den ganzen Abend lang in einem Zimmer einsperren."

Überrascht sah ich Esra an. Ich hatte nicht angenommen, dass wir auch an der Party teilnehmen würden. Meine Schwester sah es wohl ähnlich, denn sie schnaubte genervt.

„Wieso?", zischte Ella feindselig, eher zu sich selbst. „Früher hattet ihr doch auch kein Problem damit."

Esra hatte sie trotzdem gehört, ignorierte aber ihren Tonfall.

„Naja, es ist etwas anderes, nur die Haustüre abzusperren."

Eigentlich war ich auch nicht begeistert: Ich mochte große Ansammlungen nicht. 

„Es wird euch guttun", befand sie mit einem Blick auf meine Schwester, „ein bisschen unter Leute zu kommen und Spaß zu haben. Und so können wir immer ein Auge auf euch haben."

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Einige Stunden später, ich kam gerade mit einem Handtuch um meine nassen Haare gewickelt aus dem oberen Bad, klopfte Esra gegen die Tür zu ihrem Zimmer, nach meiner Schwester rufend. 

„Was ist passiert?"

„Ella", sie seufzte, „ich habe den Schlüssel in der Türe stecken lassen. Und jetzt hat sich Ella eingesperrt und will nicht mehr rauskommen."

„Ella!", versuchte ich es nun, ebenfalls gegen die Tür klopfend. „Was soll das denn?"

„Lass mich in Ruhe!", kam es nur trotzig von der anderen Seite. „Ihr könnt mich zu nichts zwingen!"

„Du kannst ja in dem Zimmer bleiben", lenkte die Hybridin ein, „aber dann sperr später bitte wenigstens die Tür auf, damit ich in meinem Zimmer schlafen kann."

Es gab keine Antwort.

Resigniert gab Esra die Diskussion auf und ging die Treppe runter. 

„Die Gäste kommen bald", teilte sie mir mit, „heute schlafen wir einfach bei Kaya und morgen kümmern wir uns um deine Schwester."

Mit einem flauen Gefühl im Magen warf ich einen Blick auf die abgeschlossene Türe. Wie lange würde es mit Ella noch gut gehen?

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„Das sieht doch gut aus, oder?", versuchte Nero, die laute Musik zu übertönen, indem er mir direkt ins Ohr schrie, und zeigte auf die Scheinwerfer, die er in der oberen Etage am Gelände montiert hatte und die buntes Licht ins Wohnzimmer warfen. 

Die Hybriden hatten sich wohl entschieden, mir Gesellschaft zu leisten, oder sie wollten sichergehen, dass ich nicht zu fliehen versuchte. 

Wobei ich letzteres für unwahrscheinlich hielt, da sie mittlerweile wissen mussten, dass ich das nicht tun würde. Mittlerweile machte ich auch vor den anderen keinen Hehl daraus, dass ich mich hier sehr wohl fühlte und in ihnen, insbesondere den Zwillingen, Freunde gefunden hatte.

Jedenfalls war zunächst Esra an meiner Seite gewesen, die dann von ihrem Bruder abgelöst wurde. Nun war scheinbar Nero an der Reihe. 

„Ja", sagte ich und setzte in einem neckenden Tonfall hinzu: „Hast du gut gemacht."

Da stahl sich doch tatsächlich ein Lächeln auf seine Lippen. „Danke."

Der Löwe hatte sich heute wirklich zurecht gemacht, seine Kleidung war schick und seine Mähne gebändigt. Auch sein Wesen war anders. 

Einmal hatten mir die Zwillinge von seinen Eltern erzählt, die wohl nicht besonders liebevoll gewesen waren. Auch er selbst musste unausstehlich gewesen sein und sehr einsam. 

Das Mädchen mit den SchlangenaugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt