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Die zweite Jagdpatrouille entfiel schließlich, da zuerst Tigerpfote und schließlich auch Ebereschenpfote zusammenbrachen.

Sie hatte versucht, ihren Husten zu verstecken, hatte versucht, keine Schwäche zu zeigen. Doch es war nicht genug gewesen. Kupfermond war aufgefallen, dass beide Schüler nicht auf der Höhe ihrer Kräfte waren und er hatte sie in den Heilerbau gedrängt.

Dort hockte sie nun in einem Nest und fühlte sich absolut miserabel.

„Ich muss wieder raus, Kupfermond, bitte. Ich- ", ihr Versuch, etwas zu sagen, wurde von einem Hustenanfall unterbrochen, der ihren ganzen Körper schüttelte. Ihr Brustkorb brannte und sie keuchte, um genug Luft in ihre Lungen zu bekommen.

„Schlafen, das musst du. Mäusehirnige Schüler, die denken, sie könnten alles", grummelte der Heiler und hielt ihr eine Pfote voller Kräuter hin, die sie ohne Protest schluckte. Es half niemanden, verweigerte sie ihre beste Möglichkeit, schnell wieder gesund zu werden.

Mit einem Seufzen schloss sie die Augen, gab sich den Träumen hin.

Doch ihr Schlaf war traumlos und als sie erwachte, war der Heilerbau leer. Tigerpfote war fort, Kupfermond verschwunden und von Glockenspiel keine Spur.

Nur die Kälte, die war geblieben.

Mit aufgestelltem Fell und zusammengekrümmtem Körper wartete sie zitternd darauf, dass irgendjemand kam, sich irgendwer nach ihr erkundigte.

Die Sonne sank immer tiefer, sie konnte es beinahe schon beobachten, wie das Licht von einer Lücke zwischen den dichten Zweigen zur nächsten wanderte.

Langsam wurde es unheimlich, denn niemand war aufgetaucht, es blieb still.

Ebereschenpfote hielt es nicht mehr aus und miaute leise: „Mondschatten? Kupfermond? Glockenspiel? Wo seid ihr?"

Es kam keine Reaktion und die Schülerin wimmerte. Nichts machte noch einen Sinn. Wo waren nur alle?

Der Bau schien immer größer über ihr zu werden, zog sich übermäßig in die Höhe. Flammen schlugen gegen die Zweige, verbrannten die erst mit Eis überzogenen Äste und der schwarze Rauch ließ sie husten.

Er kratzte in ihrer Lunge, die heiße Asche glühte in ihrem Pelz und sie keuchte, schnappte nach frischer Luft.

Dunkle Punkte tanzten vor ihren Augen, der Schülerin wurde schwindelig. Mit einem Mal kam ihr Kopf ihrem Nestpolster nahe, alles drehte sich und keine Rettung war in Sicht.

Ebereschenpfote wollte nicht nachgeben, nicht aufgeben, auf keinen Fall in der sternenlosen Dunkelheit versinken, die sie zu verschlingen drohte.

Sie packte den winzigen Hoffnungsschimmer, der ihr blieb und zog sich daran empor, aus dem Feuer heraus.

Es war grauschwarzes Fell, das ihr Zuversicht gab, der eine Kater, der noch an sie glaubte, sie nicht im Stich gelassen hatte, den Druck verstand, dem sie ausgesetzt war.

Sie war ein flackernder, sterbender Stern, doch der Mond war hell und gab sie nicht auf, hielt sie mit seinem eigenen Licht am Leben.

Das Mondlicht traf ihre Schnauze, reine, strahlende Hoffnung und sie öffnete ihre funkelnden Iriden weiter. Der Heilerbau war unversehrt, Glockenspiel hockte in einer Ecke und behielt alles im Blick, damit den Kranken nichts geschah.

Das kleine Nest, in dem sie lag, war noch warm von der flüchtigen Berührung einer anderen Katze und Ebereschenpfote wusste instinktiv, ihr Mentor hatte über sie gewacht.

Dieser Gedanke erwärmte sie von den Ohrenspitzen zu ihren Pfoten und trieb die Infektion aus.

Mit einem Seufzen rollte sie sich zusammen und schloss wieder die Augen, genoss die Ruhe und den Frieden, den die Nacht mit sich brachte.

Kurz vor Sonnenaufgang taumelte Mondschatten in den Bau hinein, begleitet von Eisenstern und Falkenflug.

Eisenstern und Mondschatten schien es getroffen zu haben, denn beide husteten sich die Seele aus dem Leib. Auch Falkenflug war grün um die Nase und schwankte besorgniserregend.

Die zukünftige Kriegerin blickte dem Krieger hinterher. So kompliziert ihre Beziehung zu ihrem Vater auch war, sie wünschte ihm eine gute Besserung, bevor sie zu ihrem Mentor tappte.

Dicht an seinen struppigen Pelz schmiegte sie sich, nicht willens, diese Position aufzugeben, bevor er wieder gesund war.

Doch aus diesem Vorhaben wurde nichts, denn über den Tag wurden alle im Clan lebenden Krieger krank.

Weißer Husten, Ebereschenpfote kannte diese Krankheit.

Es wurde lebensgefährlich, sobald es zu Grünem Husten wurde. Zu Sonnenuntergang war es schließlich so weit, denn Eisenstern hatte eben jenen bekommen.

Und in dieser Nacht war die Große Versammlung.

Ebereschenpfote und Kupfermond waren nun die einzigen, deren Zustand gut genug für das Treffen der Clans wäre, denn auch die ältere Heilerin hatte sich vorsichtshalber zu den Kranken gesellt, seit sie zu husten begonnen hatte.

Sie brachte es erst kurz vor Mondaufgang zur Sprache.

„Kupfermond, wer geht heute Nacht zur Großen Versammlung? Es sind alle krank, nur du und ich bleiben übrig. Glockenhimmel könnte eine kleine Weile auf alle aufpassen, aber wir müssten uns beeilen", murmelte sie, während sie Tigerpfote mit einem kühlen Moosklumpen über das Fell fuhr.

Der jüngere Schüler glühte im Fieber und auch Bernsteinpfote hatte sich dicht neben ihm zu einem Ball zusammengerollt.

„Geht-", keuchte eine raue Stimme aus einer Ecke des Baus und Eisensterns grüne Augen leuchteten blass, „-fragt um Hilfe. Fragt den FlutClan, sagt, sie schulden es uns, für alles, was wir-"

Ihr Satz brach ab und der Rest ging in einem heftigen, keuchenden Hustenanfall unter. Der Körper der mächtigen Anführerin zuckte, als Krämpfe sie schüttelten, dann lag sie still, rührte sich nicht mehr.

Eine eisige Kälte zog sich Ebereschenpfotes Rücken hoch, eine Kälte, die nichts mit dem Frost außerhalb des Baus zu tun hatte.

„Ebereschenpfote, du wirst alleine gehen müssen. Eisenstern liegt im Sterben."

—~—

Ahoi!

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Eure Kapitänin Wolke ❤️

Die Lavendel-Chroniken: Teil 1-2Where stories live. Discover now