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Mit großen Augen blickte Ebereschenpfote den Kater an, der hinter ihrem geheimnisvollen Wegbegleiter aufgetaucht war. Der Kater ähnelte mehr einem der legendären Löwen als einer Katze und schien sich dem auch bewusst.

„Hallo Schöne, was machst du hier?", miaute er, doch sie registrierte es schon nicht mehr, denn ihr Blick war auf dicke Büschel von Katzenminze gefallen, die direkt zu ihrer Rechten wuchsen.

Das war die Rettung, denn so würde sie Mondschatten helfen können. Ein Büschel war genug für den halben Clan, brachte sie also zwei mit sich, konnten alle geheilt werden.

Hoffentlich.

Ihre Schwanzspitze zuckte unruhig und sie sah Anubis an, dann wieder zur Katzenminze. Würde er ihr helfen, obwohl sie eine Fremde war, ein Eindringling?

Anscheinend hatte der Kater sie verstanden, denn er schob den Löwen von sich fort, packte die Kräuter und biss sie vorsichtig ab. Die Rotbraune tat es ihm nach und schnell waren sie wieder in der Kälte.

Frost hatte sich über die Baue gelegt und die Zweibeiner waren verschwunden. Nur gelegentlich knallte es noch und Funken stoben zum dunklen, sternenlosen Himmel hinauf.

Dichter Rauch hing in der Luft, erschwerte der jungen Kätzin das Atmen und ließ sie keuchen. Ihr Hals kratzte von dem vielen Staub, der sich in ihrer Lunge festsetzen wollte.

Ihre Augen brannten und ihr Sichtfeld verschwamm immer wieder, wenn eine Träne in ihr Fell sickerte. (Anm.)

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten sie den Zweibeinerort durchquert und waren an den Clangrenzen angekommen. Sie hielt nicht an, sondern jagte weiter, durch das SchattenClan-Gebiet, an der Schlucht entlang, bis zu dem Tunnel, der sie unter dem Rubin hindurchführen würde.

Anubis folgte ihr, schien nicht zu zögern, obwohl er fremdes Gebiet betrat, in dem ihm unmöglich alle freundlich gesonnen waren.

Ihr Herzschlag wummerte in ihren Ohren und ihre Gedanken galten einzig einer Katze. Sie musste Mondschatten retten, denn sie wusste nicht, ob sie weitermachen konnte, sollte er sterben.

Mit jeder Fuchslänge wuchs ihre Furcht, grub sich tief in ihr Herz hinein und ließ sie voller Angst schneller rennen.

Als sie schließlich im Lager ankamen, stieg ihr der qualvolle Geruch des Leides entgegen, der Krankheit und des Todes. Sie konnte kaum noch atmen, so sehr fürchtete sie sich davor, wer gestorben war.

Eine zusammengesunkene, hagere Gestalt lag in der Lagermitte und um sie herum trauernde Katzen, die leise jammerten und ihre Schnauzen in den kalten Pelz pressten.

Ebereschenpfote war erleichtert und fühlte sich schrecklich deswegen. Fuchsauge, die Mutter ihrer Baugefährten Tigerpfote und Bernsteinpfote, war der Krankheit und dem hohen Fieber erlegen.

Die Schülerin sah nur kurz zu ihren Mitschülern, dann preschte sie in den Heilerbau, wo Schwarzwasser und Kupfermond immer noch um Leben kämpften. Mit einem erschrockenen Jaulen ließ sie die Kräuter fallen und starrte auf ihren Mentor, der in seinem Nest lag, das Fell unordentlich und der Körper verdächtig still.

Die Rotbraune tappte wie im Wachtraum zu ihm, konnte nicht fassen, was geschehen sein musste. Sie drückte ihre Nase in sein weiches Brustfell, schmiegte sich dicht an ihn, in der verzweifelten Hoffnung, ihre Anwesenheit würde ihn retten können.

„Mondschatten, verlass mich nicht", murmelte sie immer wieder, hoffnungslos verloren in ihrem Kummer, „ich brauche dich. Du kannst nicht einfach gehen, weißt du? Du wolltest mir doch in der Blattfrische deinen Kirschbaum zeigen, hast mir versprochen, dass wir gemeinsam die Sterne beobachten werden. Du hast es versprochen."

Mit einem tiefen, traurigen Seufzer vergrub sie ihren Kopf unter seinem und atmete tief seinen einzigartigen Duft ein. Das Fell ihres Mentors, ihres besten Freundes, ihres treuesten Weggefährten, der immer für sie da gewesen war, wenn sie ihn gebraucht hatte, roch nach den mächtigen Eichen, die überall auf dem Territorium wuchsen, und wilden Kräutern, nach denen er oft mit ihr gesucht hatte.

Bald schon würde all das verfliegen und die Wärme, die jetzt noch in seinem Körper war, würde in die kalte Luft übergehen.

Ein leises, unregelmäßiges Klopfen traf auf ihr Ohr und mit weit aufgerissenen Augen presste sie es tiefer in seinen Pelz, dicht an seine Brust.

Da, schon wieder.

Hoffnung, dieses süße, süchtig machende, gefährliche Gift, pumpte durch ihre Adern, ließ sie blitzschnell den Kopf hochreißen und unverständlichen Mäusemist von sich geben. Doch schon hatte sie sich gefangen und miaute mit pochendem Herzen: „Kupfermond! Schwarzwasser! Mondschatten lebt, er lebt!"

Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch und sie lief unruhig umher, zu aufgebracht und aufgewühlt, um die kleinen Flatterviecher zu beruhigen, die ihr seit einem Mond ohne jeglichen Grund das Leben schwer machten.

Sie tauchten in den ungewöhnlichsten und unpassendsten Momenten auf.

Mal stürzten sie sich bei der Jagd auf sie, weshalb sie ihre Beute verfehlte und im Wald schlafen durfte. Wenige Nächte später träumte sie vom Sternenhimmel, da tauchte es plötzlich auf und sie schaffte es die ganze Nacht nicht mehr, zur Ruhe zu kommen, obwohl sie doch nur den Mond betrachtet hatte.

Kupfermond hatte ihr nicht sagen können, woher es kam.

Es war der Hunger, hatte er vermutet. Das Bedürfnis, mal wieder etwas anderes als nur Schnee und Eis zu sehen.

Sie hatte bereits Pfotenspuren in den frostigen Boden des Baus gegraben, wie sie mit einem beschämten Zucken ihrer Ohren bemerkte. Und Mondschatten war nicht aufgewacht.

Was hatte sie auch erwartet? Dass, nur, weil sie Heilkräuter gebracht hatte, der gesamte Clan mit einem Mal auf wundersame Weise geheilt war?

Für einen kurzen Moment hatte sie gewagt, zu träumen, doch nun holte sie die kalte Wahrheit wieder ein. Es würde Schnee geben, noch diese Nacht.

Und sie wusste nicht, ob jeder von ihnen es überleben würde.

—~—

Ahoi, meine Lieben ❤️

Hier ein neues Kapitel von unserer wundervollen Ebereschi <33

Da es bald Zeit für ihre Kriegerzeremonie ist, wollte ich mal fragen, welche Ideen ihr so für einen Kriegernamen habt?

Meine Komplizin und Queen Waldtauchende hat sich mit mir auch schon welche überlegt:

- Ebereschenfrost

- Ebereschenschnee

- Eberescheneis

Stimmt gerne ab oder tragt eine neue Idee bei <33 Einziges Kriterium: Es muss etwas mit Winter/Kälte/etc. zu tun haben :)

Liebe Grüße, eure Kapitänin Wolke ❤️

PS: Theorien??

Anmerkung: Katzen können nicht weinen, ihre Augen können aber tränen, wenn sie beispielsweise gereizt oder entzündet sind.

Die Lavendel-Chroniken: Teil 1-2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt