Teil 1 -Überraschung

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Selten kann man die Luft in New York rein nennen. Doch an Wintertagen, wenn tatsächlich Schnee alles unter einer glitzernden Decke versteckt und weniger Autos unterwegs sind, entsteht zumindest der Eindruck von sauberer, reiner Luft.

So ging es mir an diesem Silvestermorgen im Central Park. Die Menschen um mich herum verströmten einen Mix aus Hektik und aufgeregter Freude, bereiteten sich auf ein weiteres Silvester vor.

Ich selbst wollte von all dem in diesem Jahr nichts wissen, sondern mir ein gutes Steak grillen, dazu eine schöne Backkartoffel mit Sour Cream und einen knackigen Salat genießen und als Nachtisch eine Schüssel Schokoladenpudding. Ich wollte Musik hören und einfach das Jahr für mich abschließen.

Es war kein einfaches Jahr gewesen, geprägt vom Tod meiner Granny und der On/Off Beziehung mit meinem Ex. Erst im November hatte ich die endgültige Abnabelung von ihm geschafft. Auch die Arbeit hatte einiges zu meinem anstrengendem Jahr beigetragen. Unsere Werbeagentur gehörte zu den Gewinnern der Corona-Pandemie, da wir Werbung für die Impfung und generell für den medizinischen Sektor kreiert haben. Nachdem das Geschäft sich wieder vermehrt Anderem zugewendet hatte, begann der Stress den erworbenen Status zu erhalten. Mein Chef ist ein Choleriker und viele meiner Kollegen waren mittlerweile die reinsten Nervenbündel.

Ich war einfach froh, Urlaub zu haben und niemanden aus der Agentur sehen zu müssen.

"Du kriegst mich nicht Daddy!" , kreischte eine fröhliche Kinderstimme und gerade so konnte ich den kleinen Jungen festhalten, als er mit voller Wucht gehen meine Beine donnerte.

Der Schneeball in seiner Hand landete als Matsch auf meinem Wollmantel und ich blickte in erschrockene, große, eisblaue Augen. Sie kamen mir seltsam vertraut vor, doch ich hatte kaum Zeit mich zu sammeln, da schon eine panische Männerstimme zu uns drang.

"Aiden! Verdammt, ist dir was passiert? Geht's dir gut?" Der große Mann sank ungeachtet des Schnees in die Knie und tastete den Jungen ab. Dieser kicherte verlegen, "Alles gut Daddy! Der nette Mister hat aufgepasst, dass ich nicht hinfalle! Aber jetzt ist deine Hose nass Daddy!" "Ach das macht doch nichts!" Der Vater küsste den Sohn zärtlich aufs Haar. "Du musst hinschauen wo du hinrennst! Auch bei einer Schneeballschlacht!"

"Ja Daddy! Entschuldige!" "Wir müssen uns bei dem Herrn..." , die tiefe Stimme meines Gegenübers starb und seine ebenso eisblauen Augen weiteten sich erstaunt. Auch ich konnte nur starren.

Eric Prince, mein meistgehasster Kollege stand vor mir. Ein Kollege der immer alles im Alleingang, in äußerster Perfektion erledigte, immer Extraaufgaben übernahm und uns andere damit blöd aussehen ließ. Ein Kollege, der leider unverschämt heiß in seinen schwarzen Anzügen und gestärkten Hemden aussah. Erstaunt bemerkte ich, dass er in der lässigen Jeans und dem Hoodie der unter der abgeetzten Winterlederjacke hervorschaute, ebenso attraktiv wirkte.

"Matt..." , auch wenn wir uns alle in der Agentur dutzten, war es seltsam meinen Namen aus seinem Mund zu hören. Er sah nahezu verlegen aus und fuhr die Hand durch das dunkle, volle Haar. "Daddy? Kennst du den?" Erst da wurde mir bewusst, was ich gerade über meinen Kollegen lernte. Eric war Vater eines fünf- oder sechsjährigen Jungens!

"Ja. Das ist Matt. Wir arbeiten zusammen. Und nun setz' dich mal hier auf die Bank und trink etwas!" Ich sah zu wie er eine Notfall Decke aus dem Rucksack auf seinem Rücken holte und auf einer Bank ausbreitete. So saß der Kleine dann geschützt vor Schnee und Eis auf der Bank und trank vorsichtig warmen Tee aus einer mitgebrachten Thermoskanne.

"Jetzt könnt ihr trinken Daddy!" , erklärte Aiden schließlich fröhlich, drückte seinem Vater den Becher in die Hand und hüpfte von der Bank um wieder durch den Schnee zu jagen.

"Sorry. Es ist sein erster Schnee!" , seufzend setzte Eric sich und ich ließ mich neben ihn auf die Bank sinken. "Also dass du - ihr - auf Hawaii gelebt habt, stimmt dann zumindest?" "Alles was ihr in der Agentur über mich wisst, stimmt. Ich wurde auf Hawaii geboren, hab später an der Georgetown in Washington studiert und bin dann erstmal zurück in meine Heimat. Dort ist der Arbeitsmarkt jedoch schwach und so..." "Nun nur das du Vater bist, hast du vergessen zu erwähnen. Ich wusste nicht einmal, dass es eine Frau in deinem Leben gibt!" , unterbrach ich ihn aufgebracht. Aus einem mir undefinierbaren Grund, ging es mir gehörig gegen den Strich zu erfahren dass er nicht nur vergeben, sondern straight vergeben war.

"Erst einmal geht mein Sohn niemanden etwas an. Mein Privatleben ist mein Privatleben. Mr Richards weiß, dass ich Vater bin, das reicht." "Du schützt dein Privatleben indem du selbst vor Kollegen deine Familie verheimlichst? Großes Kino! Nicht einmal beim Weihnachtsessen hast du deine Frau mitgebracht."

"Weil es keine Frau gibt!" Nun vollends irritiert sah ich zu ihm. Er seufzte und sah hinüber zu Aiden, der eifrig einen Schneemann baute. "Aidens Mutter ließ ihn bei mir." "Fuck. Sorry. Das ist furchtbar!" "Seitdem ziehe ich ihn alleine groß. Natürlich hatte ich meine Familie als Hilfe, doch ich will das er mit mehr Chancen groß wird. Hawaii ist toll. Es ist meine Heimat. Seine Heimat. Doch die Chancen sind so limitiert dort."

"Also..." , ich räusperte mich verlegen, "...das du oft so...", suchte nach passenden Worten und fand keine. "Verbissen? Ist dies das Wort, welches du suchst?" , schmunzelte er und sah dabei umwerfend aus. Er lachte leise über meine Zurückhaltung. "Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen? Ich weiß dass ich es oft extrem genau nehme. Doch ich musste stets hart arbeiten. Musste besser sein, erst wegen meiner Herkunft, dann für Aiden. Deshalb erzähle ich auch nicht von ihm. Ich brauche kein Mitleid. Und wenn ich ein Lob bekomme, dann bitte wegen guter Arbeit und nicht weil ich alleinerziehender Vater bin. Millionen Frauen erziehen ihre Kinder allein, gehen arbeiten und bekommen auch keine Sonderbehandlung. Es ist abartig wie Männer für die gleiche Leistung oft wie Heilige verehrt werden!"

Silvester begann wirklich mit einem Paukenschlag!

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