Hinfahrt nach Mauthausen

13 3 2
                                    

Gestern fuhren wir mit der Schule in ein ehemaliges Konzentrationslager(Mauthausen). Es war sehr interessant und... erschütternd.

Wie gewöhnlich betraten Clara und ich um 7:45 unsere Klasse. Am Tag zuvor hatten wir umgesetzt. Nun sitze ich neben Max und Vroni, und ratet, wer auf der anderen Seite neben ihr sitzt! Isabelle! Und nein, das haben wir uns nicht ausgesucht, wir haben gelost!
Im der ersten Stunde hatten wir Physik. Unser Lehrer erzählte uns etwas über den Atomaufbau, doch ich hörte nicht zu. Wir hatten das das Jahr davor eh auch schon gemacht!
Stattdessen unterhielt ich mich mit Max, welcher die letzten Tage nicht dagewesen war.
"Ich nehme an, du hast Schule geschwänzt?", flüsterte ich.
"Nein, ich war krank. Wirklich."
Skeptisch schaute ich ihn an. "Sicher, dass du nicht die Englischschularbeit verpassen wolltest?"
Max rollt seine Augen. "Okay, ich hätte gestern vielleicht schon kommen können. Aber weil ich davor krank war, konnte ich nicht üben!"
Na gut, das konnte ich verstehen. Aber trotzdem wollte ich ein Kommentar dazu abgeben.
"Aber weil ich davor krank gewesen war, hatte ich nicht üben können!", korrigierte ich ihn.
"Hä?" Verwundert schaute mich Max an.
"Plusquamperfekt!", grinste ich.
"Und, wie sieht ein Elektron aus...", fragt unser Physiklehrer uns sieht auf sein Smartphone, "Maximilian?"
Hilfesuchend sieht Max zu mir.
"Ein Elektron sieht nicht aus.", flüsterte ich ein bekanntes Zitat von.... ach ist doch egal von wem.
"Woher soll ich das denn wissen? Ich war nicht da!", schimpfte Max.
"Ein Elektron sieht nicht aus!", erklärte unser Lehrer mit tafelndem Blick.
"Sag ich doch!", zischte ich. Zu laut.
Schon sah unser Lehrer zu mir. Stirnrunzelnd erwiderte er: "Wenn du so viel Physisches Wissen hast, liebe Paula, dann kannst du mir auch sicher sagen, aus was Helium besteht."
Ich rollte meine Augen. "Zwei Protone, zwei Elektrone und zwei Neutrone."
Nach und nach ging die Physikstunde dem Ende zu. Ich wurde immer aufgeregter. Denn nach dieser Stunde würden wir in den Bus steigen und losfahren - in Richtung Mauthausen!
"Was hast du zu essen mit?", fragte ich Max. Der Unterricht langweilte mich gerade gewaltig.
"Eine Semmel(=Brötchen in Österreich). Und du?"
Ich riss die Augen auf. "Eine Semmel? Sonst nichts? Ich habe ein Pestostangerl mit, Nüsse, Kuchen... und tausende Müsliriegel!"
Ich kramte in meinem Rucksack, riss die sechser-Packung auf und zog einen Müsliriegel hinaus.
"Hier. Aber ich glaube, du wirst trotzdem verhungern."
Max lachte. "Danke. Aber ich werde mir bevor wir losfahren trotzdem noch schnell was beim Merkur kaufen."
Ich nickte. "Da musst du dich beeilen. Um Punkt neun geht's los!"
Als es zur Pause läutete, stürmte Max hinaus. Ich lachte. Es würde darin enden, dass alle auf ihn warten würden, da war ich mir sicher.
Auch ich beeilte mich nun, die Klasse zu verlassen, um noch auf die Toilette gehen zu können. Doch natürlich hatten alle anderen Mädchen aus meinem Jahrgang die selbe Idee! Als ich schließlich - nach langem Warten - schnell aus der Schule lief, stand unsere ganze Klasse schon versammelt da.
"Paula! Hier bist du!", rief Clara.
"Tschuldigung. Es waren leider sehr viele am Klo."
Clara schnaubte lachend.
Nun wandte sich unsere Klassenvorständin zu mir.
"Schön, dass du jetzt auch da bist, aber wo ist Max?"
Ich grinste. Hatte ich doch hervorgesagt.
"Beim Billa.", erwiderte ich.
(Früher hieß der Supermarkt Merkur, wurde aber von einem anderen Supermarkt (Billa) aufgekauft und heißt jetzt Billa Plus. Die meisten sagen aber noch immer Merkur oder einfach nur Billa, weil das kürzer ist.)
"Waaas?" Ungläubig blickte sie mich an.
Ich zuckte mit den Schultern.
Doch bald war auch Max da und wir konnten den Bus betreten.
Wir, die C-Klasse fuhren gemeinsam mit der E. A,B und D waren in einem anderen Bus.
Schnell stürmten Clara und ich hinein, um einen Platz möglichst weit vorne zu ergattern. Schließlich saßen wir in der 2. Reihe, direkt hinter den Lehrern und Lehrerinnen, auch der Direktor war dabei!
Und ratet, über was sie sich die ganze Zeit unterhalten haben: Über Schüler und Schülerinnen!
Unter anderem darüber, wie intelligent Felix doch sei. Dass man sich mit ihm über sehr komplexe Themen unterhalten könne.
Außerdem fanden sie es toll, dass ich neben Max sitze. So könne er mehr lernen. Das mag sein, allerdings lerne ich weniger, wenn ich neben ihm sitze. Max, solltest du eines Tages das hier lesen-was ich sehr bezweifle- und du weißt, dass ich dir den wunderschönen Namen Max gegeben habe: Das soll auf keinen Fall eine Kritik sein, ich sitze sehr gerne neben dir. Wir haben es sehr lustig. Allerdings reden wir eben so viel, dass ich... irgendwann nichts mehr vom Unterricht mitbekomme.
Bald erreichten wir eine Raststation und hatten acht Minuten Zeit. Acht!!! Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit rund 150 Menschen auf die Toilette mussten. Natürlich ging es sich nicht aus und wir fuhren zehn Minuten später als geplant weiter.
Nach weniger als einer Stunde kamen wir am Bahnhof Mauthausen an.
"Endlich da!", stöhnte Clara und zog ihre Schuhe an.
Ich hatte nicht bemerkt, dass sie sie ausgezogen hatte.
Lachend schlüpft ich in meine Jacke - und zog sie sofort wieder aus. Es war viel zu warm!
"Alle aus dem Bus!", rief der Direktor. Schnell schnappte ich meinen Rucksack und zog Clara mit mir.
Zum ersten Mal sah ich mich um. Hier war nicht viel-ein kleiner Bahnhof, weniger Häuser. Eine Straße. Alles sah so friedlich aus. Unvorstellbar, dass vor weniger als hundert Jahren unzählige Menschen in dieser kleinen Stadt ermordet wurden.
Und nicht nur dort.

An den Grenzen der RealitätWhere stories live. Discover now