67. Für immer

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Für immer

„Wie? Die kommt nich?" Felix' Gesicht war rot geworden. Marie hatte das bei ihm bisher selten gesehen. Sein Unterkiefer war angespannt und da war eine Ader links an seinem Hals, die normalerweise nicht so deutlich hervortrat. Zugegebenermaßen verstand Marie, dass er außer sich war. Sie waren eben an der Location angekommen, waren in das Gebäude, eine alte Orangerie, gegangen und wollten hier eigentlich nur noch mal kurz durchatmen, ehe am Seeufer die Trauung stattfinden sollte. Aber dann hatten sie gerade erfahren, dass ihre Traurednerin, die durch die Zeremonie führen sollte, nicht da war.

„Was ist denn passiert?", fragte Marie und legte dabei ganz vorsichtig probehalber eine Hand auf Felix Unterarm, um zu testen, ob das ihn eher beruhigen würde oder ob er jetzt Abstand brauchte.

„Wenn die nicht wenigstens keene Beene mehr hat jetze!", stieß Felix hervor, offenbar noch immer auf mindestens hundertachtzig. Aber er sah Marie nun an, atmete durch, nickte kurz. „Na immerhin du bleibst ruhig."

„Die hatte wohl wirklich einen ... ähm... medizinischen Notfall gestern", erklärte Lucia mit einem schiefen Lächeln.

„Oh." Felix hatte die Augen aufgerissen und strich sich nun über die Stirn. „Sorry, dann...also tut mir leid, klar. Aber was machen wir denn jetzt und... die hat jetzt aber nicht wirklich die Beene verloren, oder?"

„Nein. Aber sie ist wohl im Krankenhaus. Die von der Agentur meinten, sie wird aber wieder. Und sie haben ja Ersatz geschickt", sagte Julian.

„Ersatz?", wiederholte Felix und war offenbar schon wieder dabei die Fassung zu verlieren. „Ersatz? Die hatte doch allet mit uns besprochen. Die war so professionell und lustig und hat einfach perfekt gepasst. Und jetze?"

„Ja, ganz ruhig. Wir sorgen schon dafür, dass alles gut läuft", sagte Lucia.

„Warum habt ihr uns das nicht schon vorhin gesagt? Was habt ihr vor?", hakte Marie nach, der irgendwas an Lucias Art verdächtig vorkam.

„Rie-Rie, das wird schon. Wir waren ja eh involviert in das ganze Ding hier, Julian, Hanna, Felix' Jungs, Tommi, ich. Wir haben uns die Nacht über was überlegt. Mit Hilfe der Agentur. Keine Angst. Das wird so laufen, wie ihr euch das gewünscht habt. Oder sogar noch besser." Sie lächelte jetzt.

„Oh Mann", murmelte Marie.

„Vertraut ihr uns?" Lucia sah sie beide abwechselnd an.

Marie wollte all die Zweifel anbringen, die sie mit einem Mal überschwemmten. Was, wenn das Felix und sie total aus dem Konzept bringen würde? Was, wenn es lächerlich werden würde? Was, wenn sie einen wichtigen Teil vergessen würden? Sie sah Felix an, der ebenfalls zu ihr schaute. Sie war sich sicher, dass er ihre Gedanken teilte. Aber es beruhigte sie, ihn anzusehen. Und er hatte sich offenbar ebenfalls beruhigt. Er nickte langsam, während er ihre Hand griff. „Wir beide", sagte er und es war, als wäre außer ihnen gerade niemand in der Orangerie. „Wir sind doch schon verheiratet. Das heute ist ein Fest. Für uns, für unsere Familie, für unsere Freunde. Wir wollten dit allet locker haben. Solange die nich noch die Ringe vergessen ham jetzt, wird dit schon." Er lächelte.

Marie lächelte ebenfalls und nickte dann, ehe sie sich wieder an Lucia und Julian wandte, die vor ihnen standen, als würden sie auf Abbitte warten. „Ihr macht das schon", sagte sie.

„Gut." Lucia wirkte erleichtert.

„Jut", sagte auch Julian. „Und die Ringe hast du doch, oder?" Er sah seinen Bruder abwartend an.

Felix atmete tief ein. „Dicker! Mach jetzt keene blöden Scherze mehr, ja? Mein Scherzbedarf ist für heute gedeckt. Ist dit klar?" Als Julian nicht sofort reagierte, schob Felix deutlich hinterher: „Ob dit klar is?"

Grace Notes (Felix Lobrecht FF)Where stories live. Discover now