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„Ahh, hier steckst du.“
Kian sah von seinem Buch auf, mit dem er es sich, in eine kuschelige Decke gewickelt, auf ihrer Veranda gemütlich gemacht hatte, als Jays gut gelaunt klingende Stimme seine Aufmerksamkeit auf sich zog. „Hey, Jayden“, Kian lächelte, schnappte sich zeitgleich seine dampfende Tasse Tee von der breiten Holzlehne des Stuhls auf dem er saß, und nippte vorsichtig daran. Dann schweifte sein Blick von dem Alpha zu seiner Mutter, die nicht weit von ihm entfernt, auf einer gepolsterten Bank Platz genommen hatte, um ebenfalls die angenehme Ruhe zu genießen. Nun jedoch sichtlich überrascht von einem zum anderen sah. Der Blick des Omega wurde verlegen. „Mom, das ist Jayden Mclean“, dann flog sein Blick zurück zu dem Alpha, „Jay, das ist meine Mom.“
„Freut mich Mrs Hall.“ Jayden überbrücke ganz der Gentleman, die letzte Distanz, indem er mit geschmeidigen selbstbewussten Schritten auf die Veranda trat und Kians Mutter dabei freundlich Lächeln die Hand reichte, kaum, dass der junge Omega ausgesprochen hatte. Eine Geste, welche die ältere Frau völlig hingerissen erwiderte ... so entzückt, dass Kian postwenden puterrot anlief und sich hinter seiner übergroßen Tasse versteckte, während seine Mom Jaydens Hand ergriff. „Lea Hall, es freut mich ebenfalls, den Sohn des Alphas und seiner reizenden Gefährten endlich kennenzulernen.“ Was wiederum Jay unverkennbar amüsierte, dessen Augen jede von Kians Bewegungen erst aus dem Augenwinkel aufmerksam verfolgte, bevor er sich mit gehobenen Mundwinkel und strahlenden Augen gänzlich zu ihm umdrehte. „Ich war eigentlich auf der Suche nach dir, weil ich dich fragen wollte, ob du mit mir nach Banff fahren möchtest? Der Vorratskeller muss etwas aufgefüllt werden und im Trail Riders-Store liegt einer unserer Westernsättel zur Abholung. Wir können dort auch gleich nach ein paar passenden Klamotten für dich schauen, wenn du Lust hast ... für den Fall, dass du mich demnächst wieder auf einen Ausritt begleiten möchtest. Was ich mir wünschen würde.“ Eine Aussage samt versteckten Andeutungen, die prompt dazu führten, dass Kians gerötete Haut im Gesicht noch ein paar Schattierungen dunkler wurde. Jayden hatte ihm wohl doch angemerkt, wie sehr ihn sein Hintern gestern geschmerzt hatte, nachdem sie von ihrem wundervollen Ausritt zurück waren. Was natürlich einzig davon herrührte, dass er zuvor noch nie geritten war ... auf einem Pferd versteht sich. Das Sitzen im Sattel hatte ihn zuletzt praktisch umgebracht. Worüber er selbstredend kein Wort verlor ... was, wie es den Anschein hatte, jedoch nichts gebracht hatte. Außerdem – das hieß ... ja ... Jay hatte es gefallen in seiner Gesellschaft zu sein. Kians Herz vollführte einen freudigen Hüpfer in seiner Brust, nur um hinterher überglücklich einen Zahn zu zu legen. Was man ihm wohl ansehen konnte, so zufrieden und wissend, wie ihn seine Mom und Jayden ansahen.
„Also-?“, fragte Jay weiterhin mit einem Lachen in der Stimme und durchbrach damit als Erster die aufgekommene Stille, was der Jüngere mit einem sonnigen Grinsen quittierte. „Gern.“ Kian nahm seine Unterlippe zwischen seine Zähne und sprang so würdevoll wie möglich vom Stuhl, in der Hoffnung, dass man ihm nicht allzu sehr ansah, wie aufgeregt er war, „ich muss mir nur fix was anderes anziehen. Bin gleich wieder da“, und verschwand, dabei seine leere Tasse in der Hand, im Inneren des Hauses.
Welches er schon knappe zehn Minuten später quietsch fidel in Jeans und Hemd, samt Geldbeutel, anstelle seiner Jogginghose und T-Shirt wieder verließ und auf die Veranda trat.
„Wir können-“, Kians Blick richtete sich auf Jayden, der es sich in der Zwischenzeit auf seinem Stuhl bequem gemach und sich mit Lea unterhalten hatte. Sich nun jedoch, mit Blick auf Kian, von seiner Sitzgelegenheit erhob. „Na dann los. Mein Wagen steht drüben vor unserem Haus und wartet auf uns.“

*

Kian atmete tief ein, hielt die Luft mit einem Lächeln auf den Lippen einen Moment lang an, nur um beim Ausatmen hinterher erneut in dem weichen Sitz des Beifahrersitzes zu versinken. Er genoss die Gesellschaft des Alpha, der seinen wuchtigen schwarzen GMC Sierra Pick-up soeben souverän durch die bergige Gegend Albertas lenkte, was ihm zusätzlich ein Gefühl von Sicherheit gab. Etwas, das er noch vor wenigen Tagen nicht mehr für möglich gehalten hatte. Ebenso wie den Fackt, dass er sich so rasch in den Anblick der Landschaft rund um die Rocky Mountains verlieben konnte. Was vielleicht ... nur ganz vielleicht mitunter an Jayden lag mit dem er sich bis vor wenigen Minuten noch angeregt unterhalten hatte.
Kians freudiger Gesichtsausdruck verdunkelte sich, indessen er seinen Kopf nach links drehte, um Jay ansehen zu könne, dabei weiterhin tief in seinen Gedanken versunken, was nichts daran änderte, dass er sich pudelwohl fühlte. Und dennoch war es mal wieder einer dieser Augenblicke, in welchem er seinen Geruchsinn schmerzlich vermisste. Wie gerne hätte er genau in diesem Moment gewusst, wie es im Auto roch. Zwar konnte er sich noch schwach an den Geruch von Leder erinnern ... eine Note, die er schon immer gemocht hatte-. Doch jetzt gerade wünschte er sich nichts sehnlicher, als zu wissen, nach was der Alpha duftete. Hundertpro etwas Dunkles, Rauchiges.
„Über was denkst du nach?“ Jaydens angenehm ruhige Stimme durchbrach die behagliche Ruhe und lenkte damit Kians Aufmerksamkeit auf sich. Allerdings war sein Mund schneller, als sein Verstand hinterherkam, indessen sich sein Blick fokussierte. Kian blinzelte aus seinen Gedanken gerissen und gluckste. „Ich habe mir gerade überlegt, welche Gerüche zu dir passen könnten“, Worte die er erst realisierte, als es längst zu spät war.
Kian schluckte geschockt, unterdessen sich die Hitze bereits einen Sekundenbruchteil später ihren Weg seinen Hals hinauf in seine Wangen bahnte. Doch da richtete sich Jays‘ verwirrter Blick auch schon au ihn. „Was?“
„Ich-“, Kian seufzte, derweil Jayden seinen Pick-up, nach ihrer fünfunddreißigminütigen Autofahrt vom Trans-Canada Highway – der einzigen 7.800 km langen Bundesstraße Kanadas die neun oder zehn Provinzen miteinander verband, auf die Mt Norquay Road lenkte. Der ersten, der beiden Abfahrten, die von der großen ausgebauten Straße rein nach Banff führte. „-Ich ... ich rieche nichts mehr. Zumindest seit unserem Autounfall vor ein paar Jahren, was Segen und Fluch zugleich ist“, Kians Lächeln verrutschte etwas, „nun ja ... mehr Fluch als Segen, wenn du mich fragst.“ Kian versuchte, seine Worte locker klingen zu lassen, doch zu seiner Überraschung brachte Jayden seinen Wangen an der nächstbesten Stelle in einer Haltebucht zum Stehen, schenkte ihm einen konfusen Blick samt hochgezogenen Augenbrauen und schüttelte leicht seinen Kopf. „Obwohl ich mich damit wiederhole ... aber  – was?! Du riechst nichts? – rein gar nichts? Du hast mir gestern erzählt, dass du deinen Gefährten gefunden hast-?“
Kians Lippen verzogen sich zu einem verkniffenen Lächeln, wenn man es auch kaum sah. „Sorry, dass ich es erst jetzt sage ... aber nein, ich kann nichts riechen und damit auch nichts schmecken. Ich kann nur Gerüche und Düfte mit meinen Erinnerungen an verschiedene Dinge in Einklang bringen. – das mit dem Gefährten ... weißt du“, Kian sackte seufzend in sich zusammen, „es ist nicht nur der Geruch. Es ist auch das Wissen. Es lässt sich nicht gut in Worte fassen. Ich brauchte meinen Geruchsinn nicht, um zu wissen, dass Leon mein Gefährte ist. Es war mir mit jeder Faser meines Seins klar, dass es so ist ... genauso wie ich wusste, dass er mich nicht akzeptieren wird“ Kian wandte seinen Blick ab und richtete ihn auf seine Hände, die in seinem Schoß lagen, „ich wusste es ... dennoch hat es mir nicht geholfen.“ Dort ruhte er einen Augenblick, bis er sich erneut auf Jaydens Gesicht richtete, dem unverkennbar die Worte fehlten. „Also – weißt du, nach was du riechst? Ungefähr ... damit ich mir ein Bild machen kann.“ Kians Niedergeschlagenheit war verflogen und hatte seiner Neugierde platz gemacht, nicht nur deshalb, weil er die Stimmung wieder heben wollte, unterdessen seine Zähne erneut seine Unterlippe bearbeiteten.
Einen Augenblick lang war es still, in welchem sich ihre Blicke trafen und festhielten. Bis Jayden schließlich doch, mit leicht gedämpfter etwas rauer nachdenklicher, doch definitiv munterer Stimme auf Kians Frage antwortete. „Holzig, weich, würzig ... in die Richtung von Kaschmirholz, Bergamotte, Pfeffer und Muskat, passend zu dem Parfüm, das ich gerne trage. Ein wundervoller harmonischer Gegensatz zu deinem, wenn auch sehr leichten Duft nach einer Wildblumenwiese in voller Blühte, mit einem Hauch Jasmin und Vanille.“

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Hey meine Lieben ^^
Ich hoffe euch hat das neue Kapitel gefallen?
Was denkt ihr? Was würdet ihr euch bezüglich der Story wünschen?

Liebe Grüße eure
Kathi

The only one - Das Rudel von GoldenwoodOn viuen les histories. Descobreix ara