Kapitel 8: Ein Weg auf Abwegen

145 21 8
                                    

• Vittorius •

Lucan wird schon noch lernen, wann er zu gehorchen hat. Ich bin wirklich tolerant und für Späße zu haben, aber im Thema Gesundheit ist bei mir Ende im Gelände.

Und ich habe schlichtweg keine Lust, mich um Lucans Brandblasen zu kümmern, wenn es sich verhindern lässt.

„Bist du schon mal auf einem Pferd geritten?", frage ich schließlich nach.

Lucan hält nun inne und ich lasse ihn los. Netterweise belässt er die Kapuze nun an Ort und Stelle, auch er muss den Nutzen davon anerkennen.

„Ja", sagt er und dann breitet sich ein Grinsen auf meinen Lippen aus.

Ich hebe nun meine Hand, über der zwei kleine blass grün leuchtende Kugeln schweben. Allein dabei fallen Lucan schon die Augen aus dem Kopf. Mit einer geschickten Bewegung lasse ich die blassgrünen Kugeln dann neben uns auf den Boden schweben und aus zwei schwarzen Kreisen auf dem Boden steigen zwei Pferde empor, die nur aus Knochen bestehen.

„Bei den Göttern, scheiße, was ist das?", fragt Lucan und zuckt bei dem Wiehern der untoten Pferde zusammen.

„Pferde nur ohne Haut, erkennt man das nicht?", erwidere ich amüsiert und trete an das Skelettpferd, um seine knorrige Nase zu streicheln.

„Soll das ein Witz sein? Ihr streichelt das Ding?", platzt es ungläubig aus Lucan heraus.

„Das beleidigt seine Gefühle", sage ich und schaue prüfend über meine Schulter.

„Es sieht nicht so aus, als hätte es noch Gefühle", erwidert er verhalten.

„Geh zu ihm und finde es heraus", sage ich dann mit einem Lächeln und nicke in die Richtung des zweiten Skelettpferdes.

Mit einem Schwung sitze ich dann auf meinem Skelettpferd und beobachte Lucans fassungslose Reaktion, der nun hoch skeptisch auf das Skelettpferd zugeht.

Vorsichtig berührt er die knöcherne Struktur und das Skelettpferd lehnt sich gegen Lucans Hand. Dann aber bleibt Lucan daneben stehen.

„Du hast mich angelogen, Lucan. Du hast noch nie auf einem Pferd gesessen", stelle ich dann mit strengem Blick fest.

Leicht verlegen streichelt er nun weiter die knorrige Nase des Pferdes.

„Ich will einfach keine Last sein. Ich habe vorher doch auch normal gelebt, ein Pferd war nie nötig", sagt er mit abgewandtem Blick.

„Wenn du keine Last sein willst, dann nimm meine Hilfen und Erklärungen in Anspruch, damit du es erlernst und mich nicht mehr benötigst", betone ich.

Zeitgleich steige ich von meinem Skelettpferd ab und schiebe einen leicht widerwilligen Lucan neben das untote Tier.

„Hier musst du mit der Hand hingreifen, dich dabei mit dem Fuß dort abstützen und dann hochschwingen. Kraftvoll!", belehre ich ihn in ruhigem Tonfall.

Das passt ihm nicht, aber er tut, was ich ihm erkläre und ich schiebe ihn halb mit auf das Skelettpferd. Dort sitzt er dann recht unbeholfen und sieht unsicher zu mir herunter.

Mit einem Lächeln reiche ich ihm die Zügel und biete ihm mit der Totenbeschwörermagie die Übernahme der Kontrolle an.

Seine Augen weiten sich, weil er das nun wahrnimmt und aus vampirischem Instinkt genau weiß, was er tun muss. Und so ist er Herr seines eigenen Skelettpferdes. Seine Unsicherheit nimmt es ihm aber nicht.

„Ich bin bei dir, also keine Sorge, aber du wirst dich schnell daran gewöhnen. Beschworene Pferde folgen deinem Befehl, anders als lebendige Pferde", erkläre ich und schon sitze ich wieder auf meinem eigenen Pferd.

Prinz LucanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt