Dreißig

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Kreischend richtest du dich auf und hieltst dir die Nase. Durch deine Lautstärke wachte nun auch dein Nebenmann auf, der dich schlaftrunken musterte. Gerade als er sich umdrehen wollte um weiter zu schlafen, kickst du ihn aus dem Bett.

„Du Penner", schimpfst du.

Schmerzverzerrt rieb er sich sein Hinterteil und sah dich bestürzt an. Er konnte deine Wut nicht verstehen. Nicht nachvollziehen, weswegen er auch eine Schnute zog.

„Wieso bist du so gemein", meinte er bedrückt und stand langsam auf. Erst jetzt fiel ihm auf, dass du dir die ganze Zeit schon die Nase hältst und aussahst als würde dir etwas wehtun.

„Alles in Ordnung bei dir?"

Dein wütender Blick bohrte sich in seine Seele und die Zahnräder begannen sich zu drehen. Seine Augen weiteten sich leicht als ihn die Erkenntnis traf. Zumindest war es das, was er dachte.

„Hast du dich angeschlagen?"

Angeschlagen?", bei der Tonlage, war es wohl nicht das, was passiert war.

„Du hast mir eine verpasst", grummelst du und standest auf. Betrachtest deine Nase im Spiegel, damit du dich vergewissern konntest dass auch nichts gebrochen war.

„H-Hab ich?", verunsichert rieb er sich den Nacken. Bevor du ihn kreischend geweckt hattest, träumte er von den Nationals. Wie er einen Ball ins gegnerische Feld versenkte. Hatte er etwa?..

Nun weiteten sich seine Augen erneut und sie trieften vor Schuldbewusstsein.

Er öffnete den Mund, doch bevor er sich entschuldigen konnte, fingst du an zu reden.

„Nächstes Mal schläfst du auf dem Boden", bestimmst du und ihm entgleisten all seine Gesichtszüge. Früher hatte er das immer getan. Doch die letzten Male.. wart ihr immer im selben Bett. Es war das dritte Mal und irgendwie seltsam wie sehr er sich daran gewohnt hatte. Er wollte nicht wieder zurückrudern.

„Da ist es aber so kaaalt.. Sumi-chan", meckerte er und wollte etwas Mitleid erregen.

„Oder bei dir zuhause, Bokuto!", sofort zuckte er zusammen.

„Es tut mir leid, wirklich Sumi.. kommt nie nie nie wieder vor..", beteuerte er dir. Da schlief er auch lieber auf dem Boden, anstatt aus deinem Reich verbannt zu werden. Vielleicht würdest du deine Drohung ja vergessen. Denn er erkannte auch wie dein harter Blick plötzlich erweichte und automatisch zuckten seine Mundwinkel triumphierend nach oben. Doch deine Faust wies ihn zügig zurecht.

„Grins nicht so dämlich", murrtest du.

Nachdem Frühstück drängte dich Bokuto zur Bahn. Es war Sonntag und euer letzter freier Tag, bevor die Schule wieder beginnt. Somit ließt du dich auch schnell überreden, den Tag mit deinem besten Freund zu verbringen.

Mit der Bahn seid ihr ins Zentrum gefahren. Du wusstest noch immer nicht, was er vorhatte.

Vermutlich wollte er irgendwo etwas Essen gehen, auch wenn du noch zu voll von Frühstück warst.

Doch als er dich an der Hand packte und schnell in einen der Busse stieg, bevor er ohne euch abfuhr. Runzelst du fragend die Stirn. Normalerweise war das meiste fußläufig. Bokuto hielt immer noch deine Hand und zog dich mit sich. Seine Hand in deiner, fühlte sich so warm an und als ihr dann zum Stehen kamt, ließ er sie auch nicht los.

Nein, er verschränkte sogar eure Finger miteinander.

Dein Gesicht glühte auf. Während die Schmetterlinge in deinem Magen Amok liefen, schien es so als würde das Ganze dem Volleyballer nichts ausmachen. Doch wenn du wüsstest, wie stark sein Herz raste und er bemüht aus der Scheibe sah, um nicht zu dir hinabzublickte. Was es alles von ihm abverlangte, nicht mehr zu wollen, als das.


Nächste Station – Tokyo Sea Life Park

dröhnte es aus den Lautsprechern.


„Hier müssen wir raus", meinte Bokuto und drückte deine Hand kurz, ehe er dich aus dem Bus führte. Selbst als ihr von der Haltestelle, bis zu den Eingängen des Aquariums standet und euch in die Reihe für die Ticketausgabe stellt, ließ er nicht los. Nein, er hielt dich nah bei sich und du hattest das Gefühl, dir würde die Luft zum Atmen ausgehen.

„HEEEY BOKUTO", hörst du auf einmal und ein großgewachsener Kerl joggte auf euch zu. Kurz schielte er zu euren verschränkten Fingern. Du wolltest ihm deine Hand sofort entziehen, doch Bokuto's Griff war feste. Mit einem Blick zu dir, verdeutlichte er dir; nicht loslassen.

Dein armes Herz brachte dich beinahe um den Verstand.

„Wir haben es leider nicht durch die Vorrunden geschafft", hörst du euren Gegenüber sagen und sofort war dir klar, dass er deinen Nebenmann durch den Volleyball kennen müsste.

„Wir sind wieder dabei", grinste Bokuto breit und ließ auch dich schmunzeln. Dies blieb eurem Gegenüber nicht verwehrt.

„Ich wusste gar nicht, dass du eine Freundin hast", anerkennend klopfte er deinem besten Freund auf die Schulter und ehe du verneinen konntest, mit hochrotem Kopf wohlgemerkt, zeigte Bokuto ganz stolz auf dich.

„Das ist Serizawa Sumi. Sumi-chan, das ist Hamatsu, wir hatten schon einige Trainingsspiele gegen seine Schule", klärte er dich auf. Sowie du es dir dachtest.

„Na dann, viel Spaß bei eurem Date, ich störe mal nicht weiter", lachte er und hob zum Abschied die Hand.

Nach kurzem Schweigen, löste Bokuto eure Hände. Er zog seine Brieftasche aus seiner Gesäßtasche und bezahlte eure Tickets.

„Wieso hast du ihm nicht die Wahrheit gesagt?", du bisst dir auf die Unterlippe und hoffst, dass Bokuto ausnahmsweise gleich weiß auf was du anspielst. Denn weiter ins Detail wolltest du ehrlich gesagt nicht gehen.

Er schob lässig die Brieftasche zurück und griff erneut nach deiner Hand.

Es fühlte sich so warm an. So gut.. so selbstverständlich.. so normal.

Als wäre seine Hand dafür gemacht, perfekt in deine zu passen. Er ließ den Blick über die Menschenmenge schweifen und du tatst es ihm gleich. Erst jetzt bemerkst du die eindringlichen Blicke, die sich schnell abwandten.

„Manchmal sollte man die Leute im Glauben lassen.. sonst verlangen sie Dinge, die ihnen nicht zustehen..", damit meinte er hauptsächlich Hamatsu. Denn er kannte seinen Rivalen lange genug um zu wissen, dass wenn er ihm dich nur als seine beste Freundin vorgestellt hätte, sein Interesse an dir ins Unermessliche gestiegen wäre. Er hätte Bokuto belagert, bis er deine Nummer rausrücken würde. Und das wollte er nicht. Er wollte nicht, dass sich jemand für dich interessierte. Vielleicht klang es selbstsüchtig, egoistisch und womöglich falsch. Dennoch war es das, was er nicht zulassen würde. Nicht solange er könnte.

Die penetranten Blicke, die dir die männlichen Besucher zuwarfen, nagten an seiner Selbstbeherrschung. Es war mit ein Grund, dass er besitzergreifend nach deiner Hand griff. Noch ein Grund war, dass er es einfach wollte.

Deine Hand zu halten.

„Und außerdem gefallen mir die Blicke nicht.. also wenn es für dich in Ordnung ist, können wir ja wenigstens heute so tun.. als wäre das hier", er deutete auf eure verschränkten Finger.. „die Wahrheit.."

More than this - Bokuto & OC/ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt