Kapitel 7

25 5 5
                                    


POV Aiden 

Ich spürte, wie sich die Dunkelheit um mich herum zu lichten begann. Verwundert rieb ich mir die Augen. Wie spät war es und wo war ich? Ich schaute mich um. Es war längst Nacht geworden und nur noch das Licht der Straßenlaterne erhellte den Weg. Langsam richtete ich mich auf. Um mich herum war der Boden blutverschmiert und als ich mich umblickte, sah ich mehrere Meter weiter ein Absperrband, dass den Bereich,  wo ich mich befand, abgrenzte. Was war passiert und wieso war ich hier? Verwirrt schaute ich auf meine Hände.  Sie wirkten seltsam milchig und doch konnte ich durch sie hindurch sehen. "Scheiße!", entfuhr es mir. Auch der Rest meines Körpers war weißmilchig durchscheinend. Wo war mein richtiger Körper geblieben?

Eine Antwort drängte sich zwischen den ganzen Fragen in meinem Kopf nach vorne. Und da wusste ich es: meine menschliche Hülle hatte diese Welt verlassen und regenerierte sich gerade mit einem anderen Aussehen in der Hölle.  Oder besser gesagt im Palast meines Vaters. Sobald ein Dämon seine Hülle verlohr und nicht starb, regenerierte diese sich mit einem anderen Aussehen. Durch jedes neue Aussehen verliert der Dämon an Magie oder der Stärke seiner Fähigkeiten. Ich wusste ja, dass auch royale Dämonen sterben konnten, aber nur durch ein Gift. Das Blut des Teufels vermischt mit frisch verbrannter Asche. Wieso sollte mein Vater freiwillig sein Blut hergeben, um mich töten zu lassen? Er war zwar nicht immer der perfekte Daddy gewesen, aber er hatte sich für seine Verhältnisse sehr gut um mich gekümmert. Vor allem nachdem meine Mutter Lillith, die Königin der Hölle, gestorben war. Ihr Tod hatte meinen Vater sehr getroffen, denn außer mir war sie die einzige gewesen,  die er wirklich an sich heran gelassen hatte. Monatelang hatte er um sie getrauert.  Das war die Zeit gewesen, wo ich ziellos durch die Hölle striff und aus versehen durch ein Portal in der Menschenwelt landete. Kurze Zeit später hatte ich mich mit dem Leben in dieser Welt vertraut gemacht, mich in die Gesellschaft eingegliedert, da ich da noch nicht wusste, wie ich zurück in die Hölle kam, und Angie getroffen.  Das war jetzt ca 3 Jahre her. 

Flashback

Ich schob gerade das letzte Buch ins Regal, als hinter mir ein Klingeln ertönte.  Erwartungsvoll drehte ich mich um,  gespannt zu erfahren,  wer sich heute in die kleine Bibliothek am Stadtrand wagte. Ein betörender Duft nach Kirschblüten und Veilchen erreichte meine Nase und umschmeichelte meine Sinne. Es war ein wunderschönes, wenn auch etwas kleines Mädchen mit goldgrünen Augen und Sommersprossen auf der Nase. Schüchtern blickte sie sich um. "Komm schon Angie, das wird dir gefallen.", ermutigte Liv, eine der Stammkunden hier im Laden, ihre Freundin. Augenverdrehend ließ sich Angie durch die Tür ziehen.  Liv schritt geradezu zum Ausleihtresen, hinter dem ich stand. " Wenn du in ein Geschäft gehst musst du dich immer erst mit dem Personal vertraut machen. Ist das Personal nicht gut,  ist es der Laden automatisch auch nicht, egal was er anbietet oder verkauft. Aber zum Glück hast du deine beste Freundin und ich kann dir versichern,  dass Aiden so ziemlich jedes Buch und jede Ecke hier im Laden kennt." An mich gewandt sagte sie: " Das ist Angelique,  meine beste Freundin und engste Vertaute." Zaghaft schaute Angelique auf und sah mir in die Augen. Mein Atem stockte. Vor mir stand meine Seelengefährtin und ich drohte in ihren unbeschreiblich schönen grünen Augen zu versinken. Schock und Freude überwältigten mich gleichzeitig. "Hi", sagte ich freundlich aufgeregt und streckte ihr meine Hand über den Tresen entgegen.  "Hey". Als sich unsere Hände berührten, durchfuhr mich ein Kribbeln und ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Meine Nackenhaare standen mir zu Berge und ich konnte mein Glück kaum fassen. Nur jeder 10. Dämon fand sein seelisches Gegenstück und nicht immer endete die Geschichte mit einem HappyEnd. Ich war aber sehr zuversichtlich,  da ich instinktiv spürte, dass das Mädchen vor mir keiner Spezies entstammte, mit der wir Dämonen verfeindet waren. Außerdem wirkte sie, wenn auch nur auf den ersten Blick,  sehr sympathisch. "Also was ist dein bevorzugtes Genre und worum geht es in deinem Lieblingsbuch?", versuchte ich sie zu ermutigen,  mir ihren Bücherstyle anzuvertrauen. "So in die Richtung Romantasy", sagte sie und beim Wort >Romantasy< leuchteten ihre Augen vor Freude auf. "Na dann. Folg mir!". Die kleine Bibliothek war mit allen möglichen Büchern vollgestopft, weshalb sich der Jugendbereich ganz hinten im Laden befand. " Wenn du meine Hilfe brauchst,  ruf einfach,  ja?". Natürlich hoffte ich, dass die sehr wohl meine Hilfe benötigte, weil ich so mehr Zeit mit ihr verbringen konnte. Doch anscheinend fand sie sich gut zurecht,  da sie nur wortlos nickte und mit aufrichtigem Interesse jedes einzelne Buch inspizierte.

Als ich wieder zurück am Tresen war, fiel mir auf, dass auch Liv von hier aus nicht zu sehen war. Wahrscheinlich stöberte sie wieder nach neuen Modekatalogen. Also setzte ich mich an die Arbeit.  Das hieß, ich las ein weiteres Buch,  denn die Ladenbesitzerin Lilly legte großen Wert darauf unsere Kunden so gut wie möglich zu bedienen.  Und man konnte natürlich am besten alle Fragen beantworten,  wenn man alle Bücher gelesen hatte. Ich gab mir größte Mühe,  bezweifelte aber, dass ich jemals jedes Buch hier um Laden gelesen haben zu können. Immer wieder gab es neue Buchlieferungen und die alten Bücher verstaubten in den Regalen. Ich war gerade an eigener total spannenden Stelle angelangt,  als ich einen mir sehr bekannten Geruch wahrnahm: Sandelholz und Asche.

Mein erster Gedanke war: Endlich haben sie mich gefunden. Meine Seele aber protestierte. Ich hatte gerade erst meine Seelengefährtin getroffen.

Genau in dem Moment,  wo ich einen Entschluss gefasst hatte,  tauchte mein bester Freund neben mir auf. "Ey,  Aiden Kumpel,  hab dich lange nicht gesehen. Dein Daddy sucht ganz verzweifelt nach dir. Du sollst sofort in seinen Palast kommen.", überbrachte Tim mir die Anweisungen seines 2. Bosses.

Wir waren schon seit unser Geburt,  als sich unsere Mütter kennengelernt hatten,  unzertrennlich gewesen. Das war unter anderem einer der Gründe,  warum ich ihn als meine rechte Hand betrachtete und er mir, wo er konnte, half. Als mein Vater angeordnet hatte, dass mein bester Freund für mich arbeiten solle, war ich zuerst ganz entsetzt gewesen. Nachdem ich aber mit Tim gesprochen hatte und er mir erzählte,  dass er selber auf die Idee gekommen sei, überdachte ich noch mal alles. Im Nachhinein musste ich feststellen,  dass Tims Einfall genial gewesen war,  denn wir waren ein eingespieltes Team und ich konnte ihm ohne Bedenken blind vertrauen.

Tim riss mich aus den Gedanken. "Los, was wartest du denn noch? Hauen wir ab." Als ich nicht aufstand , drehte er sich fragend zu mir um. Gerade als ich zu einer Antwort ansetzen wollte,  hörte ich die Schritte und Stimmen  von Angelique und Liv. Tim blieb wie versteinert stehen und sog geräuschvoll die Luft ein. "Los, versteckt dich!", forderte ich ihn auf und er konnte sich im letzten Augenblick hinter einem Bücherregal verstecken. //Aiden, ich glaube hier stimmt etwas nicht. Riechst du das auch?// Ja, den Geruch meiner Seelengefährtin,  wollte ich sagen, doch schon landete Livs Bücherstapel vor meiner Nase. "Ist das alles?", fragte ich verwundert. "Ja leider. Ich habe heute vergessen noch eine genug Tragetaschen mitzunehmen, weshalb das wohl erst einmal reichen muss." Liv sah ernsthaft betrübt aus. "Aber Angie braucht ja auch noch eine Tragemöglichkeit für ihren ganzen Kram den sie da abgeschleppt hat." Wie aufs Stichwort ließ Angelique ihre Bücher neben die von Liv fallen. //Aiden?// hörte ich Tims aufgeregte Stimme. //Ja?// antwortete ich und versuchte gleichzeitig mich auf das Bücher scannen zu konzentrieren. //Ich glaube,  dass Mädchen mit der blonden Haarpracht und den dunkelblauen Augen ist meine Seelengefährtin// teilte er mir mit und mir fiel vor Schreck das Buch aus der Hand. //Was, Liv?// vergewisserte ich mich, aus Angst mich verhört zu haben. //Ja, jetzt wo du es sagst, spüre ich es. Sie ist es. Liv ist ein wunderschöner Name. Und diese Augen!// laberte er mich voll. //Dir ist klar, dass sie mindestens ein Mal im Monat mit einem anderen Typen ausgeht?// ließ ich ihn wissen. //Was? Nein! Das kann sie doch nicht machen. Sie gehört zu mir!// Tim schien sowohl eifersüchtig als auch entrüstet zu sein. //Das kann sie sehr wohl. Sie ist ein freier Mensch!// weihte ich ihn in die Gesetze der Menschheit ein.

Flashback Ende

Und so ging es an diesem Tag noch weiter. Während ich die restlichen Bücher gescannt hatte, quetschte Tim mich nach Infos über Liv aus, unterbrochen von schwärmerischen Balladen über ihre engelsgleiche Schönheit. Den Kerl hatte es eindeutig voll erwischt.

Leider hatte aber auch die Hölle die ein oder anderen Gesetze. Unter anderem auch eines das besagte, dass jeder, der nicht direkt vom Teufel abstammte, sich nicht in den anderen Welten zeigen durfte. So war es gekommen,  dass Liv und Angelique nach dem ausleihen den Laden verließen und ich Tim mit einer eindeutigen Nachricht zu meinem Vater schickte, die besagte, dass ich unter allen Umständen in der Menschenwelt bleiben musste, weil ich meine Seelengefährtin gefunden hatte, ich aber trotzdem versuchen würde, ihn regelmäßig zu besuchen. Mein Vater war zuerst sehr skeptisch gewesen, willigte dann aber unter der Bedingung ein, dass Tim wie mein persönlicher Schatten auf mich aufpassen sollte. Sowohl Tim als auch ich waren beide überglücklich, weil wir bei unseren Seelengefährtin bleiben konnten.

In den nächsten Jahren freundete  ich mich mit Liv und Angelique immer enger  an. Seit gut zwei Monaten waren Angie und ich schließlich zusammen gekommen.

Das Geräusch eines aufheulenden Motors brachte mich wieder un die Gegenwart. Hastig sprang ich auf. Wo war Angelique? Ich musste sie auf der Stelle finden. Mit mords Geschwindigkeit machte ich mich auf den Weg zu ihrem Haus, wo sie, mit ihrer Mutter und mittlerweile auch Marc, wohnte. 

Demons woke upWo Geschichten leben. Entdecke jetzt