14. Nächtliche Gelüste

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Jolly

Wir standen bereits auf dem Rollfeld des JFK, als ich erwachte. Ich beeilte mich, hinter Luciano das Flugzeug zu verlassen und möglichst graziös die Gangway herunterzusteigen.

New York, New York, dachte ich andächtig und atmete die kerisongetränkte Luft ein.

Als wir auf der anderen Seite des Flughafengebäudes abgesetzt wurden, warteten bereits zwei Autos auf uns. 

Ein Mann mit kurzgeschorenen Haaren, dessen Muskelberge sich durch seinen grauen Anzug drückten, kam auf uns zu.

„Boss." Er nickte Luciano zu.

Dieser drehte sich zu mir um.

„Das ist Fiore.", erklärte er mir, „Er ist von nun an für deine Sicherheit zuständig."

Ich blickte zu Fiore und musterte sein kantiges ernstes Gesicht.

„Weist du, was das heißt?", forderte Luciano wieder meine Aufmerksamkeit ein.

Mit einem Fragezeichen im Gesicht blickte ich ihn an.

„Das heißt, dass du auf ihn hörst.", erklärte er eindringlich.

„Okay.", machte ich, leicht überfordert von seinem Befehlston, „Wenn es mir als sinnvoll erscheint, werde ich tun, was er sagt.", legte ich nach, während ich mich von ihm abwandte, um den Chauffeur dabei zu beobachten, wie er meine Koffer in eines der Autos lud.

Ein fester Griff an meinem Oberarm zwang mich dazu, mich erneut Luciano zuzuwenden.

Ich zuckte leicht zusammen, als mich sein Blick traf, der so kalt war, dass er Gefrierbrand auslöste.

„Dieser Mann ist in einer Spezialeinheit ausgebildet worden und hat langjährige Erfahrung in der Sicherheitsbranche. Wenn er dir eine Anweisung gibt, dann denkst du nicht, dann tust du."

Ich nickte benommen.

„O-okay, ja.", stammelte ich.

So langsam fragte ich mich, wie gefährlich es eigentlich war, sich im Umfeld eines Mafia-Bosses aufzuhalten. Sollte ich einen Gefahrenzuschlag auf mein Gehalt verlangen?

Luciano ließ mich los, die Augenbrauen immer noch düster zusammengezogen.

„Fiore wird dich in unser Apartment bringen. Wir sehen uns heute Abend." Damit verschwand er im anderen Auto.

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Lucianos Apartment war, mit einem Wort beschrieben: geil. Es befand sich im obersten Stockwerk eines Wolkenkratzers, mit Blick über den kalten surrealen Financial District, Lower Manhatten. 

Schon allein dank der Aussicht fühlte man sich unheimlich wichtig. Dass mich Kelly, die Haushälterin, alle paar Stunden nach meinem Befinden fragte und mir nach Wunsch Essen und Drinks servierte, tat sein Übriges dazu.

Nachdem ich den Pool- und Saunabereich im unteren Stockwerk des Apartments genutzt hatte bis meine Haut schrumpelte, kehrte ich zurück in das gigantische Apartment. Der erste Stock vereinte in einem offenen Raumkonzept eine große moderne Küche, einen Esstisch und mehreren Sitzensembles. Dadurch, dass die gläsernen Außenwände dunkel getönt waren, herrschte in der dunkelgrau-schwarz gehaltenen Wohnung auch am Tag gedämpftes Licht. So, wie es einem Gangsterboss nun mal angemessen war.

Ich lungerte auf einem der Barhocker an der Kücheninsel herum und plauderte zwei Stunden mit Kelly. Nach dem Abendessen machte ich es mir mit einem Glas Wein auf dem Sofa gemütlich, bis ich dort in den Schlaf driftete.

Die sich öffnende Apartmenttür und anschließende Schritte ließen mich aufwachen. Benommen blinzelte ich gegen den Schlaf an. Es dauerte kurz, bis sich meine Augen an die dunkle Nacht gewöhnt hatten, die nur von den roten und weißen Stadtlichtern vor den Fenstern erhellt war.

„Hi," hauchte ich, als ich Lucianos Figur erkannte.

Er hielt ein paar Schritte vor meinem Sofa.

„Hey." Auch wenn sein Gesicht in Schatten getaucht war, spürte ich seinen Blick auf mir.

Ich nahm wahr, dass er die oberen Knöpfe seines Hemdes gelöst hatte, als sich ein zarter Lichtstrahl auf seiner Haut verfing. Ich schluckte.

„Hast du dich gut eingelebt?" Seine tiefe Stimme rann wie ein Sommerregenschauer über meinen Rücken.

Langsam setzte ich mich auf. Dabei rieb ich ausversehen meine Schenkel gegeneinander, genau in dem Moment, als die Vibration seiner Stimme meinen Unterleib erreichte.

Ich biss mir verlegen auf die Unterlippe und hoffte, dass er in der Dunkelheit nicht erkannte, dass ich gerade ziemlich rollig war. Die Liste der Dinge, die wir hier und jetzt auf diesem Sofa tun könnten war endlos und jede Sekunde fiel mir eine weitere Ergänzung ein.

Er legte seinen Kopf schief.

„Bekomme ich eine Antwort?"

„He?" Ich schreckte aus meinen lüsternen Gedanken auf.

Dann fiel mir seine Frage ein.

„Ja. Ich habe mich gut eingelebt. Habe Kelly kennengelernt und war bestimmt sieben Mal in deiner Sauna." Nackt übrigens.

„Man sollte es nicht mehr als dreimal am Tag machen, habe ich gehört.", erklärte er.

„Es... machen?" Mit großen Augen starrte ich ihn an.

„Saunieren.", schob er nach.

Ich nickte langsam.

Er musterte mich einen Moment, dann fuhr er sich mit der Hand durch die Haare.

„Gute Nacht." Damit wandte er sich ab und erklomm die Treppe zu seinem Schlafzimmer.

„Nacht.", murmelte ich. Dann ließ ich mich zurück aufs Sofa fallen und vergrub mein Gesicht in einem Kissen.

Ich bin so bescheuert, dachte ich verschämt.



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--A/N--

Hellooo again ( ˶ˆ꒳ˆ˵ )

Sorry für die lange Abwesenheit! Aber ich habe Luciano nicht vergessen!!

Mafia 101 - LucianoOù les histoires vivent. Découvrez maintenant