27| Letzte Hürden

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Gwaine

Die Hitze kam und damit auch die Prüfungen. Nach einem ganzes Semester, mit nichts als dämlichen Workshops und Trainingseinheiten, waren die Abschlussprüfungen jedoch nichts im Vergleich. Fröhlich vor mich hin summend packte ich meine Tasche. Bald wäre es vorbei. In ein paar Tagen würde Davenport die Liste der Kandidaten veröffentlichen und ich konnte vergessen, dass ich jemals an einem Spieleabend teilnehmen musste, bei einem Wettlauf, oder bei einem dämlichen Pingpong Match. Nur noch dieses eine Wochenende und ich wäre frei.

Und danach würde ich nach Hause fahren, meinem Vater meine hervorragenden Noten sowie einen der begehrtesten Praktikumsplätze vorlegen können. Der Gedanke an seinen Gesichtsausdruckes lies mich jetzt schon verstohlen in mich hinein Lächeln.

Während der Sommer kam, erschienen immer weniger der Studenten zu Davenports Treffen. Die warmen Tage sowie die sich annähernden Prüfungen waren für viele eine Priorität. Darum verstand ich langsam was das alles wirklich sollte. Er wollte uns nicht nur kennenlernen. Er wollte uns aussortieren, die loswerden die schnell aufgaben. Und jetzt, waren es nur noch sieben von der anfänglichen Meute, die sich den Arsch für diesen Spinner aufrissen. Nur noch wir, die wer den letzten dämlichen Ausflug entgegen sahen. Benji, Charlie und ich waren noch im Spiel.

Was Vivian anging...

Entrüstet marschierte sie in unser Zimmer, ließ sich auf mein Bett plumpsen, »Das hat er mit Absicht gemacht. Ich hatte schon so ein Gefühl dass er mich nicht leiden kann, aber das? Ich sag's euch, er will mich damit nur los werden!« Charlie, der gerade in seinem Schrank nach dicken Wollsocken suchte, lehnte sich skeptisch zurück, »Ich glaube nicht, dass Davenport von deiner Abneigung gegen ... die Natur weiß, Viv.« Sie verschränkte die Arme, »Ich hab' wirklich mein Bestes getan. Aber kein Mann der Welt kann mich dazu bringen, an einen Ort zu gehen, wo es nichtmal Duschen gibt.« Vergnügt sah ich über meine Schulter zu ihr zurück, »Vielleicht finden wir irgendwo einen Wasserfall für dich.« Ein Kissen wurde nach mir geworfen doch ich ging rechtzeitig in Deckung: »Ihr habt Glück, ihr könnt wenigstens im Stehen pinkeln. Wisst ihr eigentlich wie erniedrigend es ist, in irgend einem Wald aufs Klo zu gehen?« schimpfte sie und lies ihre Hände wütend auf die Bettdecke plumpsen.

Das letzte Treffen war nichts anderes als ein kleiner Campingausflug in den Bergen.

Und Vivian, die das vergangene Semester mit Bravour gemeistert hatte - definitiv besser als ich jedenfalls - hatte so eben das Handtuch geschmissen. Ein wenig bockig, ließ sich sich zurück in meine Kissen sinken, »Und weil ich meine ganze Zeit für diesen Spinner verschwendet habe, darf ich mir jetzt noch kurzfristig ein neues Praktikum suchen.« Ich schloss meinen Rucksack und zog ihn, um das Gewicht zu testen, auf meine Schultern, »Kann ich dich daran erinnern, dass du noch vor ein paar Monaten von diesem „Spinner" in den höchsten Tönen geschwärmt hast?« Sie warf mir einen grummelnden Blick zu, »Was willst du von mir hören, Moreau? Das du Recht hattest?« sie schnaubte verächtlich. Ich zuckte mit den Schultern: solche Worte hörte man doch immer gern, oder nicht?

»Es ist nur ein Wochenende. Danach können wir den Sommer genießen.« lächelte Charlie. Mein Blick flirrte zu ihm hinüber. Der Inhalt seines Rucksacks lag noch halb verteilt auf seinem Bett. Er hatte seine Haare in drei kleinen Zöpfen aus seiner Stirn gebunden die nun wie kleine Antennen von seinem Kopf abstanden. Schmunzelnd sah ich wieder zu Viv. »Wir sind wirklich kurz vorm Ende.« Jetzt aufzugeben wäre töricht.

Überlegend sah sie zwischen uns hin und her, bevor sie sich seufzend erhob, »Keine Chance, Jungs. Aber viel Spaß dabei im Dreck zu schlafen.«

•••

Die Autos der fehlenden Teilnehmer trudelten langsam ein und bald standen wir alle fertig und mit riesigen Rücksäckwn bepackt auf dem Schotterparkplatz um Davenport umringt. Dieser trug eine Scheußliche Kargo-Shorts und eine fürchterliche Sonnenbirlle. Zwei Wanderstöcke standen aus seinem Rucksack hervor. Skeptisch musterte ich den Man. Langsam glaubte ich, er hatte dieses ganze „Verfahren" nur eingeführt, weil er einsam war und nicht alleine diese ganzen Dinge tun wollte.

Wie auch immer.

Davenport erklärte irgendwas über den Aufstieg, Höhenmeter und weitere Unwichtigkeiten, als mein Blick über die Verbliebenden wanderte. Simone und Marie - zwei Mädchen die auch dem Kurs kannte, tuschelten grinsend und hatten ihre Arme innenander geschlungen, als hätten sie jetzt schon Angst verloren zu gehen. Und dann waren da noch Tim, Vince und Ronald. Vince hatte ich vor ein paar Wochen im Ping Pong geschlagen, deswegen kannte ich noch seinen Namen. Bei Ronald wusste ich nicht, ob er wirklich so hieß, aber er sah ja jedenfalls aus wie ein Ronald.

Und gegen Tim hatte ich eine kleine persönliche Vendetta. Es war nämliche die Schlaftablette die, anscheinend freiwillig in der Studentenverwaltung aushalf. Der Typ, der unsere Räume zu Beginn vermasselt hatte. Ein Idiot wie er im Buche steht. Und dann war doch noch Benji. Er stand hinter Charlie, schien der einzige der Truppe zu sein, der dem Professor wirklich zuhörte. Verdammter Streber.

Charlie scharrte seine Füße in dem Schotter umher, schien gedanklich ganz wo anders zu sein. Der Rotschimmer seiner Haare schimmerte in der direkten Sonne wie ein Lichtkranz. Davenport klatschte in die Hände, scheuchte uns zum Beginn des Weges, doch ich blieb für einen Moment stehen.

»Hey, Meadows!« Charlie hielt inne, sah über seine Schulter fragend zu mir zurück. Ich joggte auf ihn zu, drehte ihn um, so dass ich Zugriff zu seinem Rucksack habe. »Was-?« Ich zog die Reißverschlüsse zu, die halb offen hingen. Mit großen überraschten Augen wandte er sich wieder zu mir zurück, während ich meine Hände in meinen Taschen vergrub. »Oh,« er fuhr mit einer Hand über seine Tasche wie um zu bestätigen, was ich getan habe, bevor seine Mundwinkel sich leicht hoben, »Danke.«
»Kein D-«
»Sehr aufmerksam von Ihnen, Moreau.« Ich hatte nicht gemerkt das Davenport hinter uns war und fuhr beinahe aus meiner Haut, als er mir aufrichtig auf die Schulter klopfte bevor er den Anderen folgte, »Ein guter Kollege, könnte man schon sagen.« Er lächelte bedeutungsvoll und ich musste an mich halten, um kein Gesicht zu ziehen.

Als ich wieder zu Charlie sah, war sein Lächeln verschwunden. Seine Lippen zu einer dünnen Linie gepresst. Er sah Davenport hinterher bevor er wieder mich musterte. Warte. Dachte er ...? »Wir sollten gehen, bevor der Vorsprung zu groß ist.« Ich nickte, eigentlich andere Worte auf meinen Lippen, »Yeah.«

Not your Rival Where stories live. Discover now