58 - Hoffnung - Juri

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- Montag, 27.05.2024 - who's in your head/Myle -

Körperlich ging es mir überraschenderweise gut. Ich hatte mit mehr Erschöpfung nach so einem Wochenende gerechnet, doch meine Muskeln steckten das Training weg, als wäre das gar nichts. Doch ich nahm es, wie es war. Über eine gute physische Verfassung würde ich mich nie beschweren.

Doch mental, mental war ich komplett k.o.. Erstens war ich gestresst wegen des Final4. Wir hatten zwar das erreicht, was ich mir gewünscht hatte, aber trotzdem war der Sieg gestern so... unbefriedigend gewesen. Wir hätten mehr erreichen können. Und die kommende Woche sah nicht wirklich rosig aus. Mit Magdeburg und Leipzig hatten wir zwei fiese Gegner, gegen die ein Sieg fast ausgeschlossen aussah. Doch da mussten wir wohl oder übel durch.

Zweitens war die Woche der Verabschiedungen gekommen. Und das bedeutete, dass ich mich von einem meiner engsten Freunde verabschieden müsste. Instinktiv hatte ich also heute das gesamte Training an Philipps Seite verbracht. Ich wollte ihn nicht ziehen lassen. Auch wenn ihm sein neues Team guttun würde. Aber er würde hier fehlen. Seine Art, die Stimmung immer aufzulockern, wenn es nötig war, seine Gefasstheit auf dem Feld und einfach das Vertrauen, das ich ihm gegenüber aufgebaut hatte. Er war ein Teil unseres Trios. Und ein Trio ohne ein Drittel war einfach nicht komplett.

Zuletzt lag mir immer noch die ganze Sache mit Liv schwer im Magen. Ich war nicht sauer, das hatte ich am Samstagabend bereits abgehakt. Sie konnte nichts dafür. Ich hatte es ihr nie erzählt. Aber es tat immer noch so weh, zu sehen, dass sie anscheinend wirklich nur freundlich mir gegenüber gewesen war und da nichts von ihrer Seite aus war. Und dass es da einen Typen gab, der ihr gut gefiel.

Allerdings konnte es noch nichts wirklich Ernstes zwischen ihr und... ihm sein. Wenn nicht mal Lilly mehr über ihn wusste. Und wenn ich eins wusste, dann, dass Liv wirklich alles mit ihren besten Freundinnen besprach. Wenn Lilly nicht einmal seinen Namen kannte, konnte da noch nichts weiter passiert sein. Und das machte Hoffnung. Hoffnung darauf, dass ich noch eine Chance bei ihr hatte.

Wie gesagt - mental war ich ein Wrack. Natürlich lief das Training mal wieder nur so semi und es half auch nicht, dass Liv dabei war und fotografierte. Sie schaffte es einfach immer noch, trotz allem, mich dermaßen aus dem Konzept zu bringen. Ich musste lernen, mich um sie herum zu kontrollieren - gerade, wenn sie tatsächlich mit nach Olympia kommen würde.

Olympia. Meine große Chance mit ihr. Ich hoffte aus tiefstem Herzen, dass sie tatsächlich mitkommen würde. Dass ich mich nicht auch noch von ihr verabschieden müsste. Denn, und da war ich mir sicher, ich würde sie nie wieder sehen, wenn sie nicht mitkommen würde. Ich würde mich nicht mehr aufraffen können und den Mut haben, sie auf ein Date zu fragen, wenn sie in zwei Wochen weg wäre. Ich brauchte die Zeit über Olympia, die Zeit mit ihr. Sonst hätte das keinen Sinn.

So trainierte ich emsig weiter und fokussierte mich halbherzig darauf, die letzte Trainingswoche mit den anderen Jungs zu genießen. Nach dieser Woche stand für uns alle erst einmal ein wenig Freizeit an. Ich freute mich schon so extrem auf die Zeit. Zum einen würde ich für einige Tage nach Hause fahren und ein wenig Zeit mit Freunden und Familie in und um Hamburg verbringen. Dann würde ich mit David zusammen das Champions League Final4 einfach als Fan mitverfolgen. Und dann würden David und ich dem lieben Philipp bei seinem Umzug helfen. Und erst dann müsste ich mich tatsächlich von ihm verabschieden.

Ich hatte noch Zeit. Zeit, die ich in vollen Zügen genießen würde mit den Jungs. Aber dafür musste ich auch diese schlichten Momente genießen. Momente im Training wie diesem.

Mit diesem Gedanken kehrte ich zurück in die Realität und machte David die Übung nach, die Sebastian zwar gerade erklärt hatte, die ich aber wegen meines gedanklichen Abschweifens nicht mitbekommen hatte. Sie war zu meinem Glück allerdings relativ einfach und so hatte ich keine Probleme, die Schrittabfolge und gleichzeitige Oberkörperbewegung meinem Vorläufer nachzuahmen.

Nach der dritten Wiederholung blieben wir kurz in der gleichen Reihenfolge stehen, in welcher wir auch die Übung absolviert hatten. "Na, warum schon wieder so in Gedanken?", fragte Flipse, der direkt hinter mir stand. Ich seufzte. "Ach, nur so." Dabei sah ich ihn entschuldigend aus dem Augenwinkel an. Er grinste amüsiert. "Immer noch wegen..." Er beendete den Satz nicht, aber nickte mit seinem Kinn in Richtung einer ganz bestimmten Fotografin.

Ich folgte seiner Geste und sah, wie Liv gerade mit Cheffe sprach. Sie hatte ihre Kamera sinken gelassen und hatte stattdessen ihren Notizblock herausgeholt, um sich einige Dinge zu notieren, die Cheffe gerade zu ihr sagte. Ich schnappte noch den Namen 'Uwe' aus der Konversation keine dreißig Meter von uns entfernt auf. Nein, dieses Mal war es nicht wegen ihr. Entschlossen schüttelte ich den Kopf. "Nee. Zumindest gerade nicht." Er zog überrascht seine Augenbrauen hoch. "Ach ja? Wie kommt's zu dem Stimmungswandel?"

Er hatte ein Anrecht darauf, dass ich ehrlich mit meinen Gefühlen war. Er und David hatten mich ja schließlich am Samstag in Watte gepackt und damit dafür gesorgt, dass ich wieder einen klaren Kopf bekommen hatte, was sie anging.

Da Sebastian aber genau in dem Moment die neue Übung zu erklären anfing, als ich loslegen wollte mit meinen Überlegungen, hielt ich inne und bedeutete Philipp, dass ich es ihm und David später erklären würde. Liv würde nicht noch mehr von meiner Zeit einnehmen. Zumindest nicht jetzt, im Training, da ich nur noch so limitierte Zeit mit den beiden Garnelen hatte. Die Zeit war zu wichtig für mich. Ich wollte diese Zeit noch genießen, solange ich konnte.

Doch später würde ich ihnen von meinen Hoffnungen erzählen, die ich über Olympia hatte. Und von der Chance, die ich sah. Auch wenn es vielleicht aussichtslos war, wollte ich dieses neu gewonnene Selbstvertrauen der letzten Wochen nicht verstreichen lassen. Dieses Mal wollte ich die Möglichkeiten nutzen, die mir das Leben brachte. Auch wenn das bedeuten würde, dass ich auf die Fresse fallen würde, selbst bei Liv, war es mir die Erfahrung wert. Und vielleicht, nur vielleicht, würde ich ja Glück haben.


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Hach Juri, das machst du super so. Nicht unterkriegen lassen ;) Und ja, vielleicht bin ich ja auch ein bisschen biased, immerhin weiß ich auch, wie es ausgeht hehe ^^ But I am rooting for you, my boy!!

Ein sehr kompaktes Kapitel, aber es fasst zusammen, warum Juri so gelassen mit dem ganzen Spaß um Liv umgegangen ist. Und gleichzeitig, wo sein Kopf gerade steht.

Jut, mehr bekommt ihr heute auch nicht mehr von mir. Morgen kommen vielleicht 5 Kapitel, vielleicht gar keins, ich will da nix garantieren... ;)

So, bis bald und passt auf euch auf, eure Ella <3

121 km/h /// Juri Knorr ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt