Kapitel 330

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Marie

Inzwischen hatten wir Griechenland hinter uns gelassen und waren schon wieder zuhause. Unsere kurzen Flitterwochen hatten uns richtig gutgetan. Wir hatten so viele tiefgründige Gespräche geführt, unsere gemeinsame Zeit genossen und uns trotz der Tatsache, dass wir uns mittlerweile so gut kannten, wie ein frisch verliebtes Pärchen gefühlt und konnten auch nicht die Finger voneinander lassen. Und das zog sich auch zuhause so weiter. Bevor Wincents Tour weiterging, hatten wir noch ein paar wenige Tage gemeinsam in unserem Haus, welches mittlerweile so zu unserem Zuhause geworden war, dass ich mir schon jetzt nicht vorstellen konnte, jemals nochmal woanders zu wohnen und uns schon mit achtzig in einer Hollywoodschaukel im Garten sitzen sah.

Ich nutzte die freien Tage nochmal so richtig, um einfach die Seele baumeln zu lassen, denn das würde die letzte entspannte Zeit vor meinem Examen werden, das irgendwann im Herbst noch anstand. Während Wincent das gute Wetter heute unbedingt für eine kleine Ausfahrt mit seinem Motorrad nutzen wollte, legte ich mich mit einem guten Buch in den Garten und sonnte mich. Ich musste zugeben, mittlerweile war ich doch immer ein klein wenig angespannt, wenn ich wusste, dass Wincent gerade mit dem Motorrad unterwegs war, einfach weil ich durch meine Arbeit in der Klinik doch so einiges mitbekam. Nichtsdestotrotz versuchte ich mir das nicht allzu stark anmerken zu lassen. Wincent sollte seinem Hobby nachgehen können, ohne immer im Hinterkopf zu haben, dass ich dann Angst um ihn hatte. Und deshalb ließ ich ihn auch einfach machen. Ich vertraute auch einfach darauf, dass er mittlerweile erwachsen und verantwortungsbewusst genug war, sein Leben nicht mit waghalsigen Fahrmanövern aufs Spiel zu setzen.

Als ich nach einer Weile genug gelesen hatte, legte ich das Buch beiseite und legte mich auf meiner Decke bequem auf den Bauch. Mit geöffnetem Bikinioberteil und somit quasi oben ohne lag ich dann also im Garten und ließ mir die Sonne auf den Rücken scheinen, während ich einfach die Ruhe und die Wärme genoss. Ich liebte es, dass unser Garten nicht von außen und auch von keinen Nachbarn einsehbar war! Irgendwann hörte ich leise die Terrassentür aufgehen und lächelte Wincent leicht an, als er ebenfalls nur in Shorts und oberkörperfrei und mit seinem MacBook in der Hand auf die Terrasse trat und sich neben mir an Tisch setzte. „Ausflug beendet?", fragte ich ihn und stützte mich ein wenig auf meine Ellenbogen, um ihn besser ansehen zu können. Dabei entging mir nicht, dass seine Augen kurz zu meinen Brüsten wanderten, bevor er sich zusammenriss und mir in die Augen sah. „Äh... ja, war geil!", grinste er und klappte seinen Laptop auf. „Willst du jetzt arbeiten?", wollte ich wissen. „Ja, muss noch paar Mails beantworten. Dauert aber nicht lange, danach bin ich nur noch für dich da...", lächelte er und lehnte sich kurz in seinem Stuhl zurück, sodass ich einen perfekten Blick auf seinen Oberkörper hatte. Sein Blick wurde konzentrierter, als er begann, auf seinen Bildschirm zu schauen. Ich konnte es nicht lassen, ihn die ganze Zeit zu betrachten, wie er da so saß, seine Mails bearbeitete und einfach zum Anbeißen aussah. Meine Gedanken drifteten auch relativ schnell in eine bestimmte Richtung ab. Aktuell hatte ich wieder so eine Phase, in der ich kaum die Finger von ihm lassen konnte, wenn er in meiner Nähe war, und ihm am liebsten so oft wie möglich ganz nah kommen wollte. Wahrscheinlich waren das noch die Nachwirkungen der Hochzeit. Wobei wir ja auch sonst gerne unsere körperliche Nähe genossen, aber gerade fühlte es sich einfach noch intensiver an und gefühlt klebten wir noch mehr aneinander.

Aber auch Wincent schien ein wenig abgelenkt zu sein. Da ich ihn die ganze Zeit über betrachtete, entging mir nicht, wie er immer wieder zu mir sah und seinen Blick verträumt über meinen Körper schweifen ließ. Irgendwann seufzte er und klappte den Laptop zu. „Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn du so neben mir liegst!", brummte er, stand auf und kam den einen Schritt zu mir rüber, um sich neben mich auf die Decke zu legen. Es dauerte keine drei Sekunden, bis seine Hände an meinem Körper klebten und er anfing, mich zu streicheln. „Mhm... dann solltest du vielleicht mal an deiner Selbstbeherrschung arbeiten...", lachte ich und bevor ich es verhindern konnte, sprudelten auch die nächsten Worte aus mir heraus, „... oder wir arbeiten gemeinsam an etwas ganz anderem..." Kurz schloss ich meine Augen und genoss seine Berührungen, bevor ich ihm fest in die Augen sah, die mich schon jetzt vorfreudig anfunkelten. „Dazu kann ich ja jetzt nicht nein sagen...", grinste er und spielte an meinen Nippeln, deren Reaktion ihm sofort verriet, wie sehr mir das doch gefiel. Gerade war ich noch froher, dass unser Garten so gut abgeschirmt war. Trotzdem wollte ich das ungern hier draußen fortführen und drückte ihn ein wenig von mir weg. „Ich glaub', wir brauchen beide eine kleine Abkühlung", grinste ich und deutete ihm an, mir zu folgen. Kurze Zeit später standen wir gemeinsam oben im großen Badezimmer unter der Dusche und hatten uns für die zweite Option entschieden. Ich konnte meinem Mann aktuell auch einfach so gar nicht widerstehen. Was das wohl werden würde, wenn sich unsere Wege bald wieder trennen würden?

Zwei Tage später wurde mir diese Frage dann beantwortet. Der Abschied von Wincent fiel mir dieses Mal so schwer wie schon lange nicht mehr. Ich wollte ihn kaum gehenlassen und konnte mir nicht einmal erklären, warum. In der zweiten Tourhälfte würde es immer wieder einige Offdays gegen, da die meisten Shows an den Wochenenden stattfanden, sodass er immer wieder zwischendurch nach Hause kommen wollte und wir nicht wochenlang getrennt waren. Und trotzdem war mein Herz so unfassbar schwer, als ich ihm hinterher sah, wie er aus unserer Einfahrt fuhr und auf die Straße abbog, die aus dem Dorf herausführte. Eigentlich hatte ich ja mal gedacht, das Verabschieden würde mit der Zeit leichter werden. Zwischendurch war es ja auch eine Weile lang so, aber gerade wurde es gefühlt jedes Mal wieder schlimmer, wenn er ging. Traurig schloss ich die Tür und wusste im ersten Moment so gar nichts mit mir anzufangen. Als sich kurze Zeit später unsere beiden kleinen Kater zu mir auf die Couch gesellten und mich aus großen Augen ansahen, kullerte eine Träne aus meinem Augenwinkel. Ich schnappte mir die beiden und kuschelte ausgiebig mit ihnen, während ihre bloße Anwesenheit mir gerade so viel Trost spendete. Ich war Wincent so unglaublich dankbar, dass er die beiden zu uns geholt hatte. Ein Leben ohne die zwei wollte ich mir auch einfach nicht mehr vorstellen, ich liebte sie so abgöttisch.

Im Laufe des Tages besserte sich meine Stimmung auch zunehmend und als abends Ella und Marco spontan vor der Tür standen, konnte ich auch wieder lächeln. „Wir dachten, an deinem ersten Abend, den du wieder allein verbringst, hättest du vielleicht gerne ein wenig Gesellschaft...", wurde ich begrüßt und von beiden in ihre Arme gezogen, bevor wir es uns im Wohnzimmer bequem machten und einen kleinen Spieleabend starteten. Das lenkte mich auch ganz gut ab. Denn ich war wirklich gespannt, wie die Fans heute beim Konzert auf die Neuigkeiten reagieren würden, denn der Ring an Wincents Finger würde ihnen wohl nicht entgehen.

Als dann am späteren Abend plötzlich mein Handy vibrierte und einen Facetime-Anruf von Amelie ankündigte, wurde mir aber direkt wieder etwas flau im Magen. Ich nahm an und gespannt sahen wir auf den Bildschirm. Amelie schien an der Seitenbühne zu stehen, denn man sah Wincent halb von hinten und halb von der Seite, wie er wild gestikulierte. Einige Millisekunden später konnte ich dann auch seine Stimme hören. „... und ich bin gerade einfach richtig glücklich! Ich lass die Katze jetzt mal aus dem Sack: ja, ich bin endlich unter der Haube und habe die wundervollste Frau auf dieser Welt geheiratet! Aber vermutlich hat der Ring an meinem Finger, den ihr alle schon den ganzen Abend anstarrt, euch das schon verraten..." Seine letzten Worte gingen in tosendem Jubel und Applaus unter. Wincents Fans vor der Bühne rasteten komplett aus bei seinem Geständnis. Und allein an seiner Stimme erkannte ich, wie er gerade strahlen musste und bekam direkt feuchte Augen. Als er sich dann kurz zu Amelie umdrehte und in die Kamera lachte, musste auch ich automatisch lächeln. Ihn so glücklich zu sehen und mittlerweile auch zu wissen, dass auch ich dafür verantwortlich war, bedeutete mir die Welt. Ich wollte nichts lieber, als diesen Mann da auf dem Display meines Handys happy zu sehen. Denn wenn er glücklich war, dann war ich es auch!

Seit du bei mir bist, weiß ich, was Ankommen istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt