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,,Aufwachen!" brüllt jemand und hämmert gegen meine Zimmertür. Ich schlurfe zur Tür, öffne sie und schnauze mein Gegenüber an. ,,Was?" ,,Na Bruderherz. Hast du gut geschlafen?" Peter grinst mich doof an. ,,Meinst du die 2 Stunden, bevor ich wegen dir aus' dem Bett gefallen bin? Ja. War sehr schön. Was willst du so früh?" Ich gähne und schlafe fast schon im Stehen ein. Gut. Ich hätte eventuell früher schlafen sollen. Aber der Schlafrythmus von Youtubern. Da kann man halt nichts machen.

,,Ich dachte, wir unternehmen mal wieder was zusammen. Also mach dich fertig." Er schiebt mich ins Bad. ,,Hast eine halbe Stunde." Also springe ich unter die Dusche, die mich eher noch müder macht, gehe wieder in mein Zimmer und ziehe mich an.

Kurz darauf stehe ich draußen, am Auto gelehnt und sehe zu, wie Peter Koffer und unsere Longboards in dieses tut. Er schlägt den Kofferraum zu und steigt bei der Fahrerseite ein. Ich öffne die Tür zum Beifahrersitz und will mich setzen, doch er lehnt ab. ,,Leg dich doch hinten schlafen. Wir fahren jetzt ein paar Stunden, es ist 6 Uhr und du hast vielleicht zwei Stunden gepennt." Er deutet auf den Rücksitz. ,,Wenn du meinst." Ich zucke mit den Schultern. Er hat schon Recht. Ich bin müde. Ich mache es mit gemütlich und will schlafen, doch eine Frage brennt auf der Zunge. ,,Was hast du vor?" Er grinst mich an. Dieses Grinsen hat er immer, wenn er auf dumme Ideen kommt. ,,Wir fahren nach Köln."

Ich schrecke auf. ,,Was? Ich glaub', mir wird schlecht." Peter dreht sich nach hinten um. ,,Beruhig dich. Du hast selbst gesagt, das hier wird langweilig. Wir schauen uns nur eine Woche Köln an. Und wenn wir jemanden sehen, können wir ja umdrehen und woanders hin." Ich beruhige mich wieder. ,,Wenn das schief geht, bring ich dich um." murmel ich, bevor ich einschlaf. Ich höre ihn noch kurz auflachen. ,,Deal."

,,Wach auf." Ich werde geweckt, als Peter mich mit etwas abwirft. Knapp verfehlt er mein Gesicht. ,,Wir sind fast da." meint er und deutet auf ein Schild, der Autobahnausfahrt. Und tatsächlich hält er etwas später in einem Parkhaus und jetzt führt er mich durch Köln zum Hotel. Ich ziehe beide Koffer hinter ihm her, während er die Longboards hat und dauernd anhält, um Straßennamen zu vergleichen.

Schließlich findet er das Hotel. Mir fällt gleich ein Schild auf. Deshalb konnte ich Luna nicht mitnehmen. Klar. Hunde verboten. Peter wird schon jemand organisiert haben, der sich um sie kümmert. Hoffentlich. ,,Peter, du hast geschaut, dass sich jemand um Luna kümmert?" frage ich ihn. ,,Ja, hab ich." murmelt er abwesend, während er uns eincheckt.

Im Hotelzimmer lasse ich mich auf eines der Betten fallen. Ob das wirklich so eine gute Idee ist? Jetzt kann ich es eh nicht mehr ändern. Peter liegt im Bett neben Meinem und ist wahrscheinlich eingeschlafen. Wahrscheinlich hat er noch weniger geschlafen. Ich ziehe die Vorhänge beiseite, öffne die Glastür und betrete den kleinen Balkon. „Köln is ja schon eine echt schöne Stadt." murmel ich zu mir selbst. ,,Ja. Ja das is' sie." Ich dreh mich erschrocken um. ,,Boah Peter. Erschreck mich nicht so!" lache ich und schlag ihm leicht gegen die Schulter.

,,Was willst du eigentlich machen, wenn dich ein Youtuber anspricht?" Er schaut mich gar nicht richtig an. Eher an mir vorbei. Ich seufze. ,,Die Wahrheit sagen." Ich bin noch nie ein großer Fan von Lügen gewesen. Ich bin schlecht darin und außerdem ist es scheiße. Dann lieber doch die Wahrheit, die mich vor Ärger bewahrt. Am liebsten würde ich dieses Zimmer die Woche nicht verlassen. Dann würde ich auf keinen Fall jemanden treffen. Aber soweit ich weiß, will Peter mich gleich heute Abend durch Köln schleppen. Ich hoffe nur, dass ich niemanden sehe. Ich weiß schon, es sind meine Freunde. Aber ich habe mich so lange nicht gezeigt und eigentlich gefällt es mir so.

Peter merkt, wie aufgelöst ist bin, denn er drückt mich kurz an sich. ,,Beruhig dich. Es wird nichts passieren. In einer Woche werden wir zurückfahren. Und niemand deiner Freunde wird wissen, wie du aussiehst. Dafür sorge ich schon." Ich löse mich von ihm. ,,Gehen wir was essen?" frage ich und ziehe die letzte Silbe schön lang. Wie aufs Stichwort grummelt sein Bauch. ,,Ja klar." Wir verlassen das Hotel wieder. Er hat drauf bestanden, irgendwo in Köln zu essen. Nur mit Müh und Not hat er mich überreden können.

Was war das denn für eine behinderte Idee? Und dann auch noch My Indigo, Simons Lieblingsrestaurant. Das ist dich fast schon klischeehaft, falls wir ihn dort treffen. Als wir es endlich finden, stellen wir die Longboards an einen Tisch und setzen uns. Ich hab keine Möglichkeit, mir was auszusuchen, denn Peter bestellt schon etwas. Er wird wissen, was er tut.

GlpaddlWhere stories live. Discover now