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Die Fahrt über ist es still. Vielleicht liegt es daran, dass ich zu müde bin und beinahe einschlafe.

Gegen den Schlafrythmus sollte ich was machen. Ich meine, es ist knapp 11 Uhr und ich bin schon wieder fast am Schlafen. Kaum lehne ich meinen Kopf gegen die Scheibe und schließe die Augen, tauchen wieder strahlend blaue Augen auf. Eisblau, wie die von Taddl. Und obwohl Blau eine kalte Farbe ist, geben seine Augen so eine unfassbare Wärme von sich. Und sein Lächeln. Beim Gedanken daran, wie süß es doch ist, kribbelt es. Eigentlich ist alles an Taddl perfekt.

Kurz sticht es im Kopf und ich schrecke auf. Seit wann denke ich so über ihn? Kurz darauf hält das Auto, wir steigen aus und gehen die Treppen hoch. Und das in so einem Tempo, das verdient Applaus. Alle paar Stufen bleibt Simon stehen und wartet auf mich. Man hat der eine Geduld. Ich beschließe, wieder etwas aufzunehmen. Ablenkung und Sport würde mir jetzt gut tun.

Einfach an etwas anderes denken, als ihn. Doch wie das Schicksal es will, kommt uns niemand anderes entgegen, als Taddl. Und als er mich zu allem Überfluss fest an sich drückt, meint mein Bauch, er müsse Silvester Konkurrenz machen und ich kriege Gänsehaut, als er uns mit seiner tiefen Bassstimme begrüßt. ,,Hey." ,,He-hey." stammel ich. Solangsam mache ich mir echt Sorgen um mich. Simon und ich gehen weiter hoch in seine Wohnung. Mir geht mein Verhalten Taddl gegenüber nicht aus dem Kopf. Fehlreaktion oder doch nicht? Aber was war es dann? Verliebe ich mich in ihn? Ich werde einfach nicht schlau.

,,Wollen wir später Varo II aufnehmen?" fragt Simon und ich stimme zu, dann gehe ich ins Zimmer und fahre den Laptop hoch. Als ich mich bei Skype einlogge, bekomme ich kurz darauf einen Anruf von Zombey, den ich annehme. ,,Hey, Manu. Na, wie gehts dir? Hab lang nichts von dir gehört." ,,Na, Zimbelmann. Den Umständen entsprechend. Lass was aufnehmen. Alter, das waren vielleicht 3 Tage." beantworte ich seine Fragen nacheinander. Dann betreten wir einen Server und spielen. Ich bin mit Micha in einem Gespräch, als jemand hereinplatzt. ,,Manu. Willst du-?" Ich drehe mich um und sehe Taddl an der Tür stehen, der mich mindestens genauso erschrocken ansieht, wie ich ihn. Dann sieht er mich entschuldigend an und verschwindet wieder. ,,Äh... Manu. War das Taddl?" Anlügen ist zwecklos, also sage ich nur kurz und knapp ,,Ja." Lange ist es still undich bin unheimlich am Zittern, bis er sich räuspert. ,,Achso. Ich verstehe. Darum kam die letzten Tage nichts von dir. Du sagtest, du wolltest dich mir zuerst zeigen, wenn überhaupt." Dann legt er auf.

Verdammt. Kurz denke ich nach, was zu tun ist und dann kommt mir eine Idee. Schnell ziehe ich meine Klinge aus der Hosentasche und drehe sie um. Dort steht seit Monaten eine bestimmte Adresse. Die von Zombey. Ich hatte sie, als er sie mir gab, mit Edding in meiner schönsten Schrift draufgeschrieben. Einfach, damit ich sie immer bei mir habe.

,,Simon!" schreie ich und nur Sekunden darauf steht er im Zimmer und sieht mich fragend an. Ich halte ihm die Klinge hin, sodass er die Adresse sehen kann. ,,Kannst du mich dorthin fahren?" Denn eins ist klar. Egal, ob Michael mich sehen will oder nicht, es wird Zeit für einen Überraschungsbesuch. Er fragt nicht mal, warum, sondern öffnet an meinem Laptop, wo mein Minecraftskin immer noch blöd rum steht, kurzerhand Google Maps. Noch nie kam mir das Internet so langsam vor. Schließlich steht es da. Eine Route ist eingezeichnet und die Zeit beträgt nur eine unfassbare halbe Stunde. Ich hätte mit allem gerechnet, nur nicht, dass ich so schnell da sein würde. ,,Na dann. Los gehts." Während Simon noch mit irgendwem redet, ziehe ich Schuhe und Jacke an und sprinte aufgeregt die Treppen herunter. Vor der Haustür tigere ich nervös hin und her und warte auf Simon.

Als wir dann im Auto sitzen, fragt er, wessen Adresse das ist und ich schildere ihm die Situation. ,,Zeig mir nochmal die Adresse bitte." sagt er und tippt sie ins Navi ab. Die Zeit im Auto würde mir so lang vorkommen, aber da ich andauernd lachen muss, vergeht die Zeit schnell. Simon regt sich nämlich andauernd über die Stimme vom Navi auf und das ist echt zu komisch. ,,Sie haben ihren Bestimmungsort erreicht." kommt nun und Simon schnautzt zurück. ,,Wie? Bestimmungsort? Blöde Kuh, ich steh noch auf der Straße!" Simon parkt einfach am Straßenrand. Lang ist die Straße nicht. Vielleicht 10 Häuser auf jeder Seite. Ich steige aus und er kommt um das Auto und umarmt mich fest.

,,Pass auf dich auf. Ich hol dich wieder ab, wenn du mir Bescheid sagst." ,,Simon." keuche ich, da ich keine Luft mehr bekomme. Schnell lässt er mich los und ich atme tief durch. ,,Mach dir keine Sorgen um mich." Er sieht mich besorgt an. ,,Nach dem, was ich alles weiß, werde ich mir immer Sorgen um dich machen. Er steigt wieder ein und fährt davon. So. Hausnummer elf. Ich blicke mich um, aber da die meisten Häuser keine Nummern haben, erblicke ich zuerst die sieben. Also muss die elf zwei weiter sein.

Ein Einfamilienhaus. Das macht es um einiges leichter. Minuten stehe ich vor der Tür und lege meine Worte zurecht. Als ich klingel, zerfallen alle Sätze wieder. Mir wird geöffnet und vor mir steht Zombey, welcher mich überrascht und verwundert ansieht.

Ich seufze und überwinde mich. ,,Hey. Ich glaub, du weißt, wer ich bin." fange ich an und er unterbricht mich. ,,Was willst du?" ,,Ich möchte einfach, dass du mir bis zum Ende zuhörst und mich nicht unterbrichst. Ob du mich danach wieder wegschickst ist mir egal. Du sollst aber die Wahrheit wissen und, dass es mir leid tut." Skeptisch lehnt er im Türrahmen und nickt stumm. Ich atme tief ein.

,,Vor ein paar Tagen wollte Peter mit mir nach Köln. Er hat versprochen, dass das gut geht. Und in der Nacht darauf, als er sich mit Dner und Simon getroffen hat, wurde er von einem Auto angefahren. Im Krankenhaus traf ich dann auf Simon und Felix und bei ihnen zuhause noch Taddl, Ardy und Alex. Simon hat mich dann zu sich genommen. Aber der Punkt ist, es war nicht so geplant und es tut mir unglaublich leid."

Michael ist ganz blass geworden und sieht mich nun erschrocken an. ,,Nein, Manu. Mir tut es leid. Ich bin viel zu eifersüchtig gewesen. Ich hatte ja keine Ah-." Ich falle ihm ins Wort. ,,Rede keinen Blödsinn. Ich hab dir dich damals versprochen, du wärst der Erste. Du hattest allen Grund auf Eifersucht." Er zieht mich in eine lange Umarmung. ,,Es ist okay. Wir haben beide Fehler gemacht." In dieser Umarmung entspanne ich mich und höre auf, zu Zittern. Ich hebe endlich meinen Blick vom Boden, welcher dort haftete, damit er nicht sehen konnte, dass ich Tränen in den Augen habe. Dann fange ich doch an, leise zu weinen. Vor Freude.

,,Willst du kurz reinkommen?" fragt er, löst sich und geht ein paar Schritte zurück. Er kommt dann doch wieder näher, legt seine Hand an meine Wange und wischt die Tränen weg. ,,Du weinst ja." murmelt er, lächelt mich sanft an und ich lächel zurück. ,,Ich bin so froh, dass ich dich nicht als einen meiner besten Freunde verlier. Danke"

GlpaddlWhere stories live. Discover now