1. Kapitel

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Piep, piep, piep, piep...

Mein Gott hat das scheiß piepen auch nochmal ein Ende? Ich seufzte schwer und drehte mein Kopf auf die andere Seite wo ich an die schöne weiße Wand meines Zimmers sah. Ich schloss einfach wieder meine Augen und versuchte das nerv tötende piepen zu ignorieren doch leichter gesagt als getan. Ich wälzte mich hin und her und suchte nach einer Position wo ich das nervige ding namens Wecker nicht hörte. Nach ein paar Handgriffen hatte ich es so abgedämpft das ich Seelen ruhig mit zwei dicken Kissen und einer großen Decke überm Kopf weiter schlafen konnte. Doch nach einiger Zeit wurde es einmalig stickig und so richtete ich mich auf und warf meinem Wecker einen vernichtenden Killerblick zu. Wieder willig stand ich auf und saß nun auf der Bettkannte. Ich stieß mich einmal kräftig ab und machte mich auf den Weg zum anderen Ende meines Zimmers. Jep, richtig gehört, auf das andere Ende. Denn dort stand mein Wecker. Ihr fragt euch sicher warum der da stand und nicht so wie bei jedem anderen neben dem Bett. Nun, dass ist leicht zu erklären. Ich bin der größte Faulpelz der Geschichte und könnte sogar einem Faultier Konkurrenz machen. Und so wie ich halt bin, würde ich den Wecker ausmachen und mich wieder aufs Ohr hauen. Aber dadurch, dass der am anderen Ende des Zimmers grad sein Unwesen treibt muss ich wohl oder übel aufstehen um ihn aus zu machen. Und bei meinem geschickt haue ich mir meinen kleinen Zeh immer an irgendetwas dran. Ob es mein Schrank war oder einfach nur der dumme Stuhl war egal. Aber am Ende war ich immer hellwach und mega mies gelaunt.

Als ich nun auch dieses Mal auf das andere Ende des Zimmers gekommen war wurde auf einmal die Tür aufgeschmissen und das Dienstmädchen stand dort. Ja ganz genau. Ein Dienstmädchen. Denn ihr müsst wissen, dass wir nicht gerade arm sind. "Lena beeilen sie sich doch endlich. Sie müssen heute ins Internat schon vergessen?" Und spätestens nach dem sie diesen Satz zu Ende gesagt hatte war ich noch mieser drauf als vorher.

"Och Mensch Maddy. Musstest du mich an diese Hölle erinnern?" "Ja miss, es tut mir leid aber sie sollten sich beeilen. Ihr Vater wartet schon ungeduldig auf sie" und jetzt war ich wie von der Tarantel gestochen durchs Zimmer gerast und habe mir meine Sachen zusammen gesucht. Denn eins solltet ihr wissen. Lasst nie meinen Vater warten.

Ich rannte an Maddy vorbei die mir mitleidig nachblickte als ich im Bad verschwand. Denn sowohl ich als auch sie wussten, dass das schmerzhaft enden wird. Denn mein Vater ist seit dem Tod meiner Mutter zum Monster mutiert und nimmt mich als seinen persönlichen Boxsack. Ich habe überall blaue Flecken und manche aus meiner Schule haben mich schon komisch angestarrt aber ich schob es immer auf das jahrelange Kickboxen. Ja ich mache Kickboxen. Naja, hatte ich, bevor man mich in dieses überbewertete Internat gesteckt hat. Aber ich würde nicht wirklich etwas verlieren. Denn ich hatte keine wirklichen Freunde an meiner alten schule. Naja. Die meisten wollten wegen dem Geld meines Vaters mit mir befreundet sein aber das ist eine andere Geschichte.

Also machte ich mich fertig um schnell zu meinem aller Lieblings Vater zu kommen. Ironie lässt grüßen.

Ich kam aus dem Bad und sah das Maddy meine Tasche gerade fertig gepackt hatte. Ich würde sie vermissen. Sie war im Grunde wie eine große Schwester für mich. Sie gab mir im Laufe der Zeit immer das Gefühl doch geliebt zu werden und das Gefühl von Geborgenheit.

"Sind sie soweit meine liebe?" Fragte sie mich sanft und mit einem aufmunternden Lächeln im Gesicht. "Nein" sagte ich und schüttelte den Kopf. Ohne groß nachzudenken warf ich mich in ihre arme und umarmte sie. Ich weinte nicht. Ich weine nie. Das letzte Mal wo ich geweint habe war als meine Mutter starb. Traurig an sich, war ich schon oft und besonders als mein großer Bruder ins Internat kam. Aber ich habe nie geweint. Ja mein Bruder ist schon seit dem Tod meiner Mutter im Internat. Das sind jetzt schon fast 3 Jahre und wir hatten kaum Kontakt warum weiß ich auch nicht. Er musste da rein, weil er ziemlich viel scheiße gemacht hat. Ich freu mich schon ihn wieder zu sehen denn ich habe ihn sehr lange nicht mehr gesehen, da mein Vater es mir auch nicht erlaubt ihn zu besuchen oder so. aber ich freu mich schon ihn zu ärgern und mit ihm streiche zu machen. Auch wenn er sagen wird, dass er dafür schon zu alt wäre weiß ich ganz genau, dass er nicht wiederstehen kann.

Ich löste mich von Maddy und sah in ihre dunkel braunen Augen. "Ich werde dich so vermissen Maddy. Wer soll denn jetzt meine Wäsche waschen?" Ich kicherte ein wenig und Maddy sah mich mit einem gespielten empörten Gesicht an.

Ich löste mich von ihr und sagte „Das war natürlich nur ein Scherz ich habe dich ganz doll lieb und werde dich vermissen „ich umarmte sie flüchtig und sie mich und ging hinunter zu meinem Vater. Dieser stand in der Eingangshalle und wartete ungeduldig auf mich. Ich machte mich innerlich schon auf das Schlimmste bereit. Ich hatte Angst dass dies wieder in einem kräftigen Streit ausartet. "da bist du ja endlich ich habe schon die ganze Zeit auf dich gewartet. Du weißt genau dass ich nicht gerne warte also warum hast du so lange gebraucht?" Fragte er mich streng. Ich sah unschuldig auf den Boden und fand die weißen Marmor fliesen auf einmal sehr interessant. „es tut mir Leid für heute Morgen. Ich hab verschlafen es wird sicherlich nicht noch einmal vorkommen." natürlich konnte er mich nicht kontrollieren, da ich ja jetzt schließlich in ein Internat komme. "Falls du es noch nicht gemerkt hast kommst du auf ein Internat wo es mir ziemlich egal ist was du da alles machst. Aber wehe ich bekomme einen Anruf das du und dein nichtsnutziger Bruder Mist gebaut habt. Denn dann kommst du sofort wieder nach Hause damit wir uns verstanden haben. Dein Bruder ist mir da egal. Der macht eh nichts Sinnvolles. Aber du machst ja wenigstens was man dir sagt. Und kochen kannst du ja auch." Meint mein Vater auf meine Antwort. Ich sah ihn nun an da ich es nicht mochte wie er über meinen Bruder redet. Er durfte so viele dumme Bemerkungen über mich machen wie er will aber er soll nicht andere damit rein ziehen. Denn ich sehe meinen Vater nicht mehr länger als ein Familienmitglied sondern nur noch als meinen Erzeuger. Und mehr auch nicht. Ohne nachzudenken mach ich also mein Mund auf und meinte zu ihm "Mika kann nichts dafür, dass sein Vater ein blutrünstiger Tyrann geworden ist und er deswegen mehrmals abgehauen ist." Das nächste was ich fühlte war ein starkes brennen in der Rechten Wange. Mein Vater hatte mich schon wieder geschlagen aber das war ja nichts Neues für mich. "Du redest nicht in diesem Ton mit mir!" Ich sah wieder zu Boden und mein Vater bedeutete mir ins Auto ein zu steigen an dem wir mittlerweile angekommen sind. Ich stieg ohne Zögern ein und mein Vater hinterher.

Die Fahrt verlief schweigend und ich sah nur nach draußen. Ich traute mich nicht meine Kopfhörer aufzusetzen aus Angst, dass er mich am Ende noch in diesem Auto damit erwürgen würde. Die Limousine hielt vor einem riesigen Gebäude das schon fast einem schloss glich. Das große Eisentor schwang auf und wir fuhren auf das große Gelände. Das Auto hielt vor der großen Flügeltür die anscheinend der Eingang meines neuen Heimes war. Ich seufzte einmal schwer und kassierte einen blick von meinem Vater. Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht? Dieser blöde Spießer soll mal den stock aus seinem Arsch ziehen. Ich stieg aus und zu meinem Erstaunen mein Vater auch. Ich ließ mich davon nicht beirren und holte aus dem Kofferraum meinen Koffer.

Mein Vater trat neben mich und sah mich mit kaltem blick an. Ich war dies schon gewöhnt allerdings bekam ich wie so oft auch schon eine Gänsehaut bei diesem blick. Jedes Mal bekomme ich einen Stich ins Herz. Der blick meines Vaters war nicht immer so gewesen. Erst nach dem Tod meiner Mutter ist er so. So kalt und brutal. Er gibt mir die Schuld an Mums tot.

Ich war auf einer Party und habe bei einer Freundin übernachtet und habe meiner Mutter eine Nachricht geschrieben. Was ich nicht wusste ist das sie ihr Handy bei einer Freundin gelassen hat. Sie hat sich somit sorgen um mich gemacht und ist los gefahren um mich zu suchen. Als sie dann an einer Ampel stand ist ein Auto in sie rein gefahren und hat dem Auto so ein Schwung gegeben das es auf die Kreuzung gerutscht ist und genau in den laufenden verkehr wo mehrere Autos in sie rein gefahren sind. Sie ist noch am Unfallort gestorben.

"Du machst mir keine Schwierigkeiten damit das klar ist. Ich finanziere dir das Internat. Das Taschengeld musst du dir selber verdienen. Ich möchte nichts von dir hören verstanden? Nicht, dass es dir hier gefällt nicht das du hier geärgert wirst oder sonst was. Ich möchte nicht von der schule angerufen werden, weil du Mist gebaut hast oder weil du schlecht in der Schule bist. Haben wir uns da verstanden?" Ich nickte kurz um zu zeigen das ich verstand. Er sah mich noch einmal kalt an und stieg ins Auto ohne mich noch einmal anzusehen. Ich drehte mich um und sah direkt auf das große Gebäude vor mir. " na dann mal los" murmelte ich zu mir selbst und lief auf das große Gebäude zu.

(Bild von Lena oben)


Ein Zimmer, ein Badboy und ichWhere stories live. Discover now