Sonntag & Verwirrung

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Der nächste Tag war ein Sonntag.
Macht natürlich nichts besser, da das für mich hieß: Ich würde am nächsten Tag eine neue Schule besuchen. Ich hasste sie jetzt schon, hatte gar nicht vor mich dort zu integrieren.
Jonas kam in mein Zimmer gestürmt und sprang auf mein Bett. "Aufstehen, aufstehen!", schrie er dabei ununterbrochen. "Halt's Maul und verpiss dich Du Scheißer.", blaffte ich und zog meine Decke wieder höher, während ich versuchte nach ihm zu treten. Ich erwischte ihn einfach nicht. "Du sollst aber aufstehen! Hat Mama gesagt!", schrie er wieder. "Geh doch erstmal noch Carlos wecken.", murmelte ich müde und rieb mir die Augen. "Der ist schon wach.", grinste mein kleiner Bruder und sprang weiter auf meinem Bett herum. "Scheiße Jonas, verpiss dich einfach.", motzte ich und vergrub mein Gesicht einfach tiefer im Kissen. Hielt meinen Bruder allerdings nicht davon ab, mir jetzt meine Decke zu klauen. "Jonas!", kreischte ich, sprang aus dem Bett, packte meine Decke und riss sie ihm mit so viel Kraft aus der Hand, dass er hin fiel. Natürlich fing er an zu weinen, was auch sonst. "Caro?", hörte man meinen Vater von unten brüllen. Ich wandte mich an meinen kleinen Bruder und fauchte: "Halt jetzt deine Fresse, hör auf zu flennen und geh zu Mama." Er drehte sich um und rannte die Treppe nach unten.
Da ich sowieso schonmal wach war, zog ich mich an und setzte mich vor die Balkon-Türe. Der Himmel sah grau aus, regnerisch. "Caro?", rief mein Vater schon wieder. "Ich komm ja schon!", antwortete ich in derselben Lautstärke und trampelte absichtlich laut die Treppe nach unten.
Alle saßen sie in der am Tisch, frühstückten gemeinsam, als wäre der Umzug nie gewesen.
"Auch mal wach?", fragte meine Mutter lächelnd, stand auf und holte noch ein Gedeck mehr aus dem Schrank. "Es ist gerade mal 8.15 Uhr.", grummelte ich und ließ mich auf den Stuhl neben meinem Zwillingsbruder fallen. "Normale Frühstückszeit.", behauptete mein Vater, "Wie lange wart ihr gestern noch unterwegs?" "Keine Ahnung. Hab nicht auf die Uhr geschaut.", murmelte ich und begann mir ein Brötchen zu schmieren.
Während des gesamten Frühstücks hatte ich schweigend auf meinen Teller gestarrt. "Caro? Was hast du heute so vor?", fragte meine Mutter freundlich, hatte scheinbar gar nicht ihr Telefon in der Hand. "Noch nichts geplant. Werde mal in die Stadt gehen oder so.", meinte ich abwesend und räumte mein Geschirr ab. "Wir werden hier den Rest aufbauen. Nimmst du bitte dein Handy mit?" Ich nickte und verließ ohne ein weiteres Wort die Küche.
Oben, auf unserer gemeinsamen Couch saß Carlos und schrieb an seinem Handy. "Wo gehst du jetzt hin?", fragte er, als ich mit meiner Jacke wieder aus meinem Zimmer kam. "In die Stadt." " ich komm mit." Ich seufzte tief und stapfte die Treppe nach unten.
Meine schlechte Laune verzog sich auch nicht, als ich vor der Tür war, denn da gab es haufenweise Treppen, die ich zunächst hatte nach unten gehen müssen und das Wetter war auch nicht das Beste. Es regnete glücklicherweise nicht, sodass ich auch keinen Schirm benötigte.
"Können wir uns mit den Jungs von gestern Nacht treffen?", fragte mein Bruder. "Spinnst du?", fauchte ich sofort wütend, weil ich es nicht glauben konnte, dass er mich das fragte. "Nur mit Sebastian und Patrick. Felix nicht.", behauptete er hoffnungsvoll. "Ich habe keine Ahnung, wer von denen das war, aber von mir aus.", grummelte ich übellaunig und folgte Carlos dann durch Stadt. Er schien genau zu wissen, wohin er gehen musste.
Letztendlich kamen wir wieder an der Bank zum Stehen, auf der wir gestern Abend bereits unser Essen zu uns genommen hatten. Die Beiden, mit denen wir uns treffen wollten, saßen bereits dort. "Hey.", begrüßte mein Bruder sie und machte mit beiden dieses Hand-Schulter-Dings, wieso auch immer. "Hi Caro.", begrüßte mich der Dunkelhaarige, ich nickte ihm nur kurz zu und ließ mich neben ihn auf die Bank fallen.
"Irgendwas Interessantes geplant für heute?", fragte der Blonde uns. Ich hätte Carlos vielleicht doch fragen sollen, wer wer ist, denn es gestaltete sich tatsächlich schwierig ein Gespräch zu führen, ohne Namen zu kennen.
"Felix konnte heute leider nicht kommen.", grinste der, der zuvor auch schon nach unseren Plänen gefragt hatte, "Er musste leider schon nach Hause." Ich warf ihm meinen besten Mörder-Blick zu und konterte ironisch: "Ach tut mir das aber Leid. Hoffe, dass er auf dem Weg verreckt." Er musste grinsen, ich ebenfalls. "Der ist schon da.", meinte er lächelnd und wandte sich wieder dem Gespräch mit meinem Bruder zu.
Ich besah mir die Umgebung mal genauer. Nichts Interessantes. Köln war so unglaublich langweilig. Ok, das war gelogen.
"Lasst uns mal bisschen herum laufen.", schlug der Blonde jetzt vor und stand auf. Ich erhob mich ebenfalls, folgte den Jungs dann schweigend durch die Straßen, bis wir irgendwann an der Donplatte ankamen. Ich hatte mir geschworen dieses Gebäude niemals freiwillig anzusehen, jetzt wurde ich ja förmlich dazu gezwungen.
"Felix kommt gleich vorbei.", berichtete uns der Blonde, nach einem kurzen Blick auf sein Handy. "Ok, ich bin weg.", mit diesen Worten drehte ich mich um und wanderte über den großen Platz davon. Keiner folgte mir, geschweige denn riefen sie mich zurück. Ich trottete mit gesenktem Blick vor mich hin, als ich plötzlich in jemanden hinein lief. Beinahe wäre ich hingefallen, wenn mich diese Person nicht aufgefangen hätte. Ich sah nach oben, um meinem Retter Danke zu sagen, doch blieben mir die Worte im Hals stecken. "Du? Was willst du?", fauchte ich, wandte mich aus dem Griff des Typen und trat ein paar Schritte zurück. "Ich will mich mit Rewi, Palle und deinem Bruder treffen.", erklärte diese Person unschuldig, "Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass ich ein so hübsches Mädchen auffange." "Also ich weiß ja nicht, wen du erhoffst dort drüben zu treffen, aber diese Rewi und diesen Palle wirst du nicht sehen. Carlos hängt nämlich mit Sebastian und Patrick ab.", meinte ich trotzig. Er begann lauthals zu lachen, schob sich an mir vorbei und verschwand in der Menge. 'Was zum Teufel...?', dachte ich verwirrt und entfernte mich in die andere Richtung.

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