Unerwünschte Gesellschaft & Händchen halten

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Nachdem wir unser Popcorn endlich bekommen hatten, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zu Saal 3. Einige andere Leute saßen bereits auf ihren Plätzen, unterhielten sich leise flüsternd oder tippten auf ihren Handys herum.
Ich hatte einen Pärchensitz für mich allein, da das Kino ziemlich voll war und es keine nebeneinanderliegenden Einzelsitze mehr gegeben hatte.
"Was meinst du? Ist der Film gut?", fragte mein Begleiter mich lächelnd. "Ich weiß nicht, der erste war ganz in Ordnung.", gab ich leise zurück. Ich hasse es, wenn jemand sich im Kino laut unterhält, das ist einfach nur nervig. Wir mussten nicht mehr lange warten, dann öffnete sich der Vorhang, um uns einen Haufen an Werbung zu zeigen. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen, brauchte das ja nicht zwingend zu sehen.
Auf einmal setzte sich jemand auf den freien Platz des Pärchensitzes. Dieser jemand legte meine dort platzierten Sachen einfach auf den Boden, sagte dabei allerdings kein Wort. Wütend öffnete ich die Augen und erstarrte, als ich bemerkte, dass es Felix war. Genau, ausgerechnet der schlimmste Alptraum wurde war. Er grinste nur überheblich und wandte sein Gesicht der Leinwand zu. Ich schüttelte den Kopf, dachte wiedermal ich träume, doch verschwand der Junge neben mir nicht. "Was tust du hier?", flüsterte ich aufgebracht. "Ich will mir den Film ansehen." "Aber wieso sitzt du hier?", fragte ich. "Weil es der letzte freie Platz gewesen ist und ich schlecht riechen kann, dass du hier Besitzansprüche auf zwei Sitze stellst.", gab er genervt zurück und wandte sich mir zu. "Na toll. Jetzt muss ich zwei Stunden hier neben dir verbringen oder was?", seufzte ich, woraufhin er nickte und sich wieder abwandte. Der Film begann und Felix machte sich unheimlich breit auf dem Platz. "Kannst du vielleicht mal bisschen rutschen? Ich werde hier voll eingezängt.", fauchte ich, woraufhin er nur den Finger an die Lippe drückte und leise 'Pssssst' machte. Meinen Mörderblick bekam er leider nicht mehr mit, denn er sah schon wieder zur Leinwand.
Ich seufzte und versuchte mich auf den Film zu konzentrieren, was sich gar nicht so leicht gestaltete, wenn man zwischen zwei Jungs saß, wovon man einen sehr gern hatte und den anderen bis auf's Blut verabscheute. Ich konnte nichtmal erklären, warum ich Felix so gar nicht leiden konnte. Hatte er mir jemals etwas getan? Mal ausgenommen davon, dass er immer anzügliche Bemerkungen machte, war er doch eigentlich ganz in Ordnung? Stop. Ich hasste Felix und daran würde sich nichts ändern.
Plötzlich nahm Georg meine Hand, woraufhin ich sie ihm wieder entzog. Ich wollte das nicht. Würde ich ihm auch später sagen, wenn er fragen sollte. Felix schien es nicht bemerkt zu haben, doch war mir bewusst, dass er direkt neben mir saß, durch nichts abgetrennt und somit konnte ich schlecht etwas weiter von Georg abrücken. Ich seufzte tief und lehnte mich kurz zu Georg, um ihm mitzuteilen, dass ich auf Toilette müsste. Er nickte und ich musste mich durch die gesamte Reihe kämpfen, um zum Ausgang zu gelangen.
Draußen atmete ich erstmal tief durch. So viel Felix gefiel mir gar nicht und die Sache mit Georg quälte mich. Er war nur ein Freund und das sollte ich ihm auch sagen, aber warum hatte ich so eine Angst davor? Ich lehnte mich gegen die kühle Wand und zang mih tief ein- und auszuatmen, um meine Gedanken zu beruhigen.
Ich verließ die Toilette ruhiger, es nützte also tatsächlich etwas sich kurz von allem zu entfernen, doch hatte ich jetzt noch weniger Lust mich wieder nach drinnen zu begeben.
Da mein Blick auf den Boden gerichtet war, bemerkte ich Felix erst, als ich mal wieder gegen seine Brust lief. "Langsam, langsam, Caro.", grinste er, woraufhin ich ihn am liebsten geschlagen hätte. "Verfolgst du mich?", fragte ich, sofort wieder wütend. "Nein. Ich musste genauso auf Toilette.", meinte er, "Du kannst doch nicht immer davon ausgehen, dass sich alles um dich dreht." Ich sah ihn wütend an, klar, irgendwo hatte er natürlich recht, aber das würde ich niemals zugeben. Ich drängte mich also an ihm vorbei und betrat den Kinosaal ein weiteres Mal.

Nach dem Film war mein Gehirn nurnoch Matsch, fühlte sich jedenfalls so an. Georg und ich verließen das Gebäude gefolgt von Felix, dessen Blick ich die gesamte Zeit in meinem Rücken spürte. Ich hätte ihm am liebsten gesagt, dass er sich verpissen sollte, aber in der Gegenwart von Georg wollte ich ihn nicht anblaffen, denn für ihn war er ja noch ein Fremder.

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