Kapitel 98

3.3K 245 116
                                    

                 

Ich rannte aus dem Schulgebäude. Was hatte ich getan? Warum hatte ich Zayn geküsst? Wir hatten uns erstaunt voneinander gelöst und angeguckt, bevor ich schließlich losgerannt bin. Ich konnte in dem Moment nicht mit ihm darüber reden. Ich hätte ihn überhaupt nicht küssen dürfen. Mein Kopf drehte sich und mein Herz klopfte mit einer ungesunden Geschwindigkeit. Ich hatte Zayn geküsst. Ich hatte Zayn geküsst.

Ich hatte nach all dieser Zeit wieder Zayn geküsst.

Mir war schlecht. Ich hätte ihn nicht küssen dürfen. Ich wusste, dass es für ihn nicht fair war. Er machte sich Sorgen um seinen Beruf und er war in einer Beziehung. Für mich war es egal, ich hatte nichts. Mir war es einfach egal. Was hatte ich zu riskieren?
Ich liebte Zayn und das ließ mich nur noch schlechter fühlen. Ich hatte ihn in eine unmögliche Lage gebracht. Wieso traf ich aber auch immer die falschen Entscheidungen? Ich hätte einfach zusammen mit Jacob den Raum verlassen sollen und es wäre nie dazu gekommen. Aber nein, ich musste mich ja noch bei Zayn entschuldigen, weil ich ihn vor seiner Klasse angeschrien hatte. Hatte ich eigentlich in letzter Zeit völlig den Verstand verloren?
Was hatte ich denn bitte nicht falsch gemacht?
Wem hatte ich nicht wehgetan? Wen hatte ich denn bitte nicht enttäuscht?
Wie sahs mit meinem Vater aus? Er hatte meine Mutter und mich früh verlassen und hatte mir ohne Kontakt auch nicht die Chance gegeben ihn zu enttäuschen. Doch endlich entscheidet er sich aufzutauchen. Er läd mich zu sich ein und ich reise schließlich auch nach Irland. Aber was hab ich dort gemacht? Ich hätte dankbar sein müssen endlich nach all der Zeit wieder einen Vater zu haben. Doch ich war die ersten Tage total kühl und abweisend. Ich hatte ihm die kalte Schulter gezeigt, obwohl er schon ein Kind verloren hatte. Er hatte seinen Sohn verloren und der der ihm geblieben war schien ihn zu hassen. Das hatte mein Vater nicht verdient. Er hatte all die Zeit nur versucht immer das Richtige zu tun.
Wütend über meine eigene Dummheit trat ich gegen einen Stein am Boden der auf die Straße flog.
Meinem Vater hatte ich also Unrecht getan.
Wie sah es mit meiner Ex-Freundin Maddi aus? Ich hatte sie die gesamte Zeit von unserer Beziehung verabscheut. Dabei hatte sie nur versucht sich ihrem Freund zu nähern. Sie konnte ja schließlich nicht riechen, dass ich schwul war. Sie hatte es also nicht verdient mit jemandem zusammen zu sein, der sie wie den letzten Dreck behandelte. Ich hatte sie nicht geliebt, ob sie solche Gefühle für mich hatte weiß ich nicht, aber spielt das eine Rolle? Ich hatte sie zu meinen eigenen Bedingungen ausgenutzt. Ich hatte ihr vorgelogen sie zu mögen, obwohl ich sie anfing zu hassen. Ich hatte ihr die Chance genommen zu der Zeit unserer Beziehung etwas mit einem Jungen anzufangen, der an ihr ernsthafte Interesse hatte. Um es besser auszudrücken. Ich war ein totales Arschloch zu Maddi obwohl sie doch nur einen Freund gesucht hat, der sie ernsthaft gern hatte.

Die nächste Beziehung? Zayn? Ich hatte ihn dazu verführt seine Karriere aufs Spiel zu setzten. Nur um mein eigenes Selbstvertrauen aufzubauen hab ich ihn gezwungen etwas mit einem Schüler anzufangen. Er war sich der Gefahr bewusst hat aber mir zu Liebe trotzdem mit diesem Riskanten Spiel angefangen. Mehr war es doch nicht. Wir hatten verstecken gespielt, nur dass wir nicht wirklich wussten wer uns sucht. Doch hatten wir ständig Panik gefunden zu werden. Wie oft waren wir beide wohl von unseren eigenen Gefühlen verwirrt? Alle haben uns unser Leben lang gesagt eine Beziehung zwischen Lehrern und Schülern wäre falsch. Beide haben wir ihnen auch geglaubt. Wenn es so viele sagen, dann muss da schon was dran sein. Doch dann kommt dieser Mensch einem über den Weg und du bist dir bewusst wie falsch ist, tust es trotzdem. Ich habe Zayn geliebt. Verdammt ich liebe ihn immer noch. Doch hätte ich ihn abhalten sollen etwas mit mir anzufangen. Mir war selbst bewusst, welche Risiken er da einging. Ich hätte ihn nie dafür anklagen sollen mit mir schließlich Schluss zu machen. Es war sein Leben und nicht meines. Er war ein großer Teil meines Lebens. Trotzdem war sein Leben immer noch nicht meines. Wenn ihm das Risiko zu groß war hätte ich das akzeptieren sollen und ihn heute verdammt nochmal nicht küssen dürfen!  Zayn hatte es nicht verdient mit so einem unreifen und selbstbezogenen Kind zusammen zu sein. Denn das war ich, ein Kind. Er war ein erwachsener Mann und ja, vielleicht hatte er recht damit mit Miles zusammen zu sein. Diese Beziehung war deutlich gesünder als dieses ständige nervenaufreibende hin und her, dass wir eine Beziehung genannt haben.

SchülerVertretung {Ziall}Where stories live. Discover now