Kapitel 30

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Mir hatte es gefallen, dass ich jemanden umgebracht habe. Er würde nicht mehr leben, keine Familie gründen können und es hatte mir gefallen, all dies mit nur einem einzigen Messerstich zunichte gemacht zu haben.

Dann fiel sein toter Körper zu Boden und ich starrte ihn nur weiter an. Doch ich konnte mich nicht allzu lange damit beschäftigen, denn ich hörte eine weibliche Stimme aufschreien. Sofort sah ich in diese Richtung und war geschockt, als ich sah was vorgefallen war.

Felice hatte sich zu Heaven geschlichen. Vermutlich wollte sie ihr das Leben retten. Aber sie konnte nicht einmal ihr eigenes retten, denn nun lag sie regungslos am Boden. Ein Messer steckte in ihrem Hals und ich musste wegschauen. 

Wieder war jemand gestorben der all das nicht verdient hatte. Felice war eine gute Person mit einem großen Herzen. Sie hatte Riley das Leben gerettet und mir große Schmerzen erspart. Wenigstens schien es, als hätte sie einen schnellen Tod gehabt. 

Am liebsten würde ich zu ihr rennen, um trauern zu können, doch dafür war gerade keine Zeit. Ich wollte denjenigen umbringen, der ihr das angetan hat. Es blieben nur noch Colton und Cora. Mit meinen Augen suchte ich sie und fand schließlich einen von ihnen; Colton. 

Justin hielt seine Arme hinter Coltons Rücken zusammen, damit dieser sich nicht mehr bewegen konnte und ich wusste, dass nun sein letztes Stündlein geschlagen hatte. Arizona rammte ihm ein Messer in die Brust und Justin ließ ihn los. Genauso wie Caleb fiel auch er nun zu Boden. Tot. 

Nun war nur noch Cora übrig, doch ich konnte sie nirgends entdecken. Sie musste Felice getötet haben, denn Colton war in dem Zeitpunkt schon mit Justin beschäftigt. Riley kam zu mir gerannt. 

»Ich habe keine Pfeile mehr«, sagte er und es klang, als würde ihn das nicht sonderlich erfreuen. Aber das war auch verständlich. Irgendwo hier versteckte sie eine mordlustige Fee, die uns alle am liebsten umbringen würde. Ja, da war es echt mies, dass ihm die Pfeile ausgegangen waren. Aber Moment...

»Was ist mit Felice' Pfeilen? Soweit ich weiß, hatte sie noch welche«, sagte ich, wobei sich meine Brust zusammenzog, während ich das sagte, denn sie war tot. Ich hatte nie wieder die Chance mit ihr zu reden. Oder ihr richtig für alles zu danken.

Riley nickte. »Ich weiß, aber ich habe keine Ahnung, wo sie sie hingelegt hat«, entgegnete er. Natürlich wusste er das nicht, warum auch? Riley war, genau wie wir alle, mit dem Kämpfen beschäftigt. Man möge meinen, dass wir in der Überzahl waren, wäre ein Vorteil für uns gewesen, doch dem war nicht so. Wir waren mehr, doch sie waren klüger. 

»Denkst du, Cora hat sich verpisst?«, ertönte Justins Stimme, während er auf uns zu lief. Mary war neben ihm. Die anderen sahen ebenfalls zu Riley. Scheinbar hat sie keiner von ihnen mehr gesehen. Riley schien ernsthaft darüber nachzudenken und sah sich noch einmal um. 

»Wahrscheinlich schon. Ihr Leben scheint ihr wichtiger zu sein, als unser aller Tod«, antwortete er. Wenn sie wirklich abgehauen war, würde sie uns dann weiter jagen, sobald sie neue Jägerfreunde hat? Diese Frage stellte Mary laut.

»Ich glaube das nicht. Wir haben sie all getötet, bis auf Cora. Das wird sich unter den übernatürlichen Wesen herumsprechen. Genauso wie bei den Jägern. Niemand würde sich ihr anschließen wollen«, meinte Riley nur. 

Mit diesen Worten machten wir uns auf den Weg zu Justin. Die Leichen wurden mitgenommen. Es würde keine öffentliche Beerdigung geben können, aber wir würden sie dennoch nicht einfach zurücklassen. Sie waren unsere Freunde und sind für uns gestorben. Sie hätten das nicht verdient.

Sobald wir diese Zone verlassen hatten, rannten Travis und Justin im Vampirtempo weg. Sie konnten es nicht riskieren, mit den Leichen gesehen  zu werden. Der Rest von uns lief in einem normalen Tempo und wir hatten Glück, dass es dunkel war. So würde fast niemand erkennen können, dass wir Blut an unserer Kleidung hatten. 

Als wir schließlich bei Justin ankamen, buddelten er und Travis bereits zwei Löcher in Justins Garten.  Wir alle gingen zu ihnen und nun liefen mir schließlich die Tränen meine Wange hinunter. Zu viele waren schon gestorben. 

Justin nahm mich in den Arm und nun begann ich richtig zu weinen. Es war mir egal, ob die anderen das sahen. Das war nicht mehr von Bedeutung. 

»Wie wäre es, wenn einige etwas über sie sagen. So, wie bei Beerdigungen üblich?«, schlug Kyle vor. Alle waren damit einverstanden und ich löste mich von Justin. Er legte seine Arme um meine Taille und sah auf die Gräber, die Travis nun wieder zu geschüttet hat. 

»Heaven war eine Hexe und sie gehörte Anfangs zu einem Zirkel der unseren Tod wollte«, begann Mary und sah dann zu Justin. Er sollte weitersprechen, so würde jeder etwas über sie sagen können. 

»Aber sie wollte uns helfen und wandte sich an uns«, fuhr er fort und sah zu mir.

»Vielleicht war sie nicht immer auf unserer Seite, doch sie hat immer zu uns gestanden«, sagte ich und schniefte dann leise. Ich blickte zu Riley.

»Und schlussendlich ist sie gestorben, weil sie uns helfen wollte.« Damit beendete er das Gerede über Heaven. Nun war also Felice an der Reihe. Kaum jemand hier kannte sie wirklich und ich begann einfach. 

»Felice war eine Fee, genauso wie Josi und hatte ein Herz, wie Jazzy«, begann ich, dann sah ich zu Arizona. Sie schenkte mir ein leichtes Lächeln, bevor sie zu reden begann.

»Ich kannte sie nicht wirklich, aber ich weiß, dass sie mehr als nur einmal geholfen hat«, sagte sie. 

»Und das hat sie schlussendlich umgebracht«, beendete Travis es. Wieder liefen mir einige Tränen die Wangen hinunter. Ich würde sie vermissen. Es war komisch zu wissen, dass ich sie nie wieder sehen würde. 

Julien hatte zu keinem von ihnen etwas gesagt, aber er kannte sie auch nicht. Vielleicht seit zwei Tagen, länger nicht. Für ihn gab es da nichts zu sagen und das konnte ich verstehen. Auch Jaxon hatte geschwiegen. Ob aus Trauer, oder weil er nicht wusste was er sagen sollte, war nebensächlich, denn wir alle wussten; auch er würde die zwei vermissen. 

Danach gingen wir ins Haus. Umziehen würde ich mich nicht, genauso wenig wie duschen. Es war spät und meine Eltern schliefen wahrscheinlich schon. Morgen müsste ich aufstehen und zur Schule gehen, wie an jedem normalen Tag auch. Als sei nie etwas vorgefallen. 

Travis wird Felice von der Schule abmelden. Alle dort werden denken, sie sei weggezogen. Heavens Verwandten - oder eher die, dessen Namen wir kannten - würden wir sagen, sie sei untergetaucht, weil sie verfolgt werde.

Justin und Mary waren der Ansicht, wenn wir ihnen die Wahrheit sagen würden, würden wir einen erneuten Krieg mit den Hexen bekommen, denn sie würden uns die Schuld an dem Tod geben, also logen wir. Wie eigentlich fast immer. In der Hoffnung, dass es nun vorbei war und wir glücklich und in Frieden leben konnten. 

A/N: Soooo, es gibt noch 2 Kapitel in DIESEm Teil. :)


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