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„Bringt uns unsere Nuy bitte unversehrt wieder, sie ist alles was wir haben." Nuys Großvater sah den Meister flehend an, dann wandte er seinen Blick seiner Enkelin zu.
„Natürlich werden wir auf sie aufpassen, sie ist nun ein Teil dieser Expedition, wir werden sie wie jeden anderen beschützen." Der Meister lächelte Nuy und ihre Familie freundlich an.
„Mach dir keine Sorgen Großvater, ich kenne die Berge und die Drachen. Würde ich in eine Stadt reisen, dann solltest du dir mehr Sorgen machen." Nuy klang vollkommen entspannt, sie saß auf einem der Pferde ihrer Familie und war in einen dunklen Mantel gehüllt.
Kaum hatten sie den Hof verlassen, ritt Nuy an der Spitze der Gruppe, neben Theodor direkt hinter dem Meister, Lilith und Jack waren weiter hinten.
„Und bist du aufgeregt?" fragte Jack sie.
„Warum denkst du das immer? Du müsstest doch inzwischen wissen, wie sehr ich mich auf die Drachen freue, außerdem sind wir jetzt schon eine ganze Weile unterwegs. Meine Aufregung wächst von Tag zu Tag. Obwohl ich sagen muss, dass ich mir die Expedition total anders vorgestellt habe, ich hätte davor nicht damit gerechnet, dass ich so viel über meine Familie erfahre. Immerhin hatte ich von so viel keine Ahnung."
„Du wirst bestimmt noch viel mehr erfahren, immerhin wird der Prozess gegen deinen Onkel unabwendbar sein. Die Männer des Ordens und die Männer des Königs werden genug finden, außerdem werden nicht wenige Leute gegen ihn aussagen."
„Der Ruf meiner Familie wird sehr darunter leiden, meinem Vater wird es wegen der ganzen Sache bestimmt schlecht gehen, immerhin ist er sein Zwillingsbruder. Wie soll ich noch einen anständigen Ehemann finden wenn der Ruf meiner Familie so schlecht ist?"
„Über was du dir Gedanken machst Lil. Du bist doch noch recht jung, einige der Drachenjägerinnen die viel älter sind als du, sind noch nicht verheiratet. Außerdem bist du hübsch und intelligent und die Drachenjäger sind bei allen angesehen, unabhängig was für ein Ruf die Familie hat." Anna ritt vor ihnen, sie drehte sich in ihrem Sattel kurz um und sah Lilith breit grinsend an. „Außerdem kannst du im Notfall bestimmt Jack heiraten, immerhin seid ihr vor den Göttern eh schon durch einen Eid verbunden."
„Und es gibt bestimmt sehr viele junge Männer aus gutem Haus die von dem Ruf deiner Familie absehen würden, Immerhin hat Anna recht, du bist wirklich sehr hübsch." Meinte nun auch Carlo.
„Danke, das ist wirklich lieb von euch." Liliths Wangen leuchteten in einem zarten rosa, was allerdings nur Jack auffiel.
„Mach dir deswegen noch keine Gedanken Lil, wir werden sehen was die Zukunft bringt, das ist im Moment noch ich absehbar und wir können auch nicht viel daran ändern." Mit seinen Worten erinnerte Jack sie wieder an ihre Vision. Sie würde noch eine wichtige Rolle spielen, sie würde eine Entscheidung treffen müssen, die das Leben vieler Menschen verändern würde.
„Mit wem wollte dich dein Onkel nochmal verheiraten lassen?" wollte Anna wissen.
„Mit Sir Sigmund Bergstein." Antworte Lilith. Neben ihr verzog Jack sein Gesicht, es war schwer zu erkennen, doch Carlos Reaktion war wahrscheinlich sehr ähnlich.
„Der könnte dein Großvater sein so alt wie der ist." Meinte Carlo.
„Und er ist schrecklich, er lebt zurückgezogen in seiner Burg und versucht alle Leute zu vertreiben. Du wärst bei ihm verzweifelt, er lebt im Nirgendwo und ist verrückt. Zumindest glaube ich das nach dem was ich gehört habe." Jack sah sie von der Seite an. „Sei froh, dass dem nicht so ist."
„Keine Sorge, ich bin echt froh deswegen. Ich hätte auch nicht länger bei Tom bleiben wollen. Hättet ihr mich nicht gerettet, so hätte ich den Freitod als Alternative gewählt. Lieber wäre ich gestorben als diesen Mann zu heiraten und wer weiß was von Tom zu ertragen." Jack neben ihr schien alles andere als glücklich über ihre Aussage zu sein.
„Ich hätte dich nicht im Stich gelassen, das werde ich nie. Ich kann dich zwar nicht vor allem beschützen, aber ich werde es versuchen."
„Man kann dich echt beneiden, ich hätte auch gerne einen Kampfpartner der mich vor allem beschützt." Meinte Anna.
„Ich glaube wenn du Glück hast und den richtigen Mann findest, dann wird er dich auch vor allem beschützen. Einen Kampfpartner zu finden ist gar nicht so einfach, außerdem wird das später dann bestimmt lustig wenn ich heirate. Stell dir mal vor wie das wird wenn ich einen Mann heirate der total besitzergreifend ist und schnell eifersüchtig wird."
„Warum sollte er eifersüchtig werden? Vor allem auf mich?" Jack stellte sich dumm, als wüsste er nicht weshalb.
„Oh bitte Jack, als wüsstest du das nicht." Mischte sich jetzt auch Clara ein, sie ritt hinter Lilith. „Du siehst gut aus, kommst aus einer der alten Drachenjägerfamilien, du verstehst dich sehr gut mit Lilith, kennst sie besser als jeder andere." Lilith tauschte einen Blick mit Jack, Anna und Carlo schienen das gleiche zu denken, sie drehten sich kurz um. Würde Jack sie sympathisch finden können oder würde er ihr über kurz oder lang das Herz brechen?
„Also wegen mir müsste sich keiner Sorgen machen. Ich beschütze Lil und werde immer für sie da sein, aber ich sehe sie eher als meine kleine Schwester. Sie hat sich nur in der Farbe geirrt, immerhin ist sie ein weißer Drache und ich nicht." Darauf mussten alle lachen.

DrachenfeuerWhere stories live. Discover now